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In der - verhaltenen - Euphorie um den Neuanfang in der Diözese St. Pölten gibt es nur wenige Stimmen, die elementare Standards der Transparenz und der Krisenbewältigung einfordern. Kardinal Schönborn gab letzten Sonntag beim ORF-Talk "Offen gesagt" die Sprachregelung vor: St. Pölten sei "eine sehr regionale, sehr partikuläre Krise" gewesen. Auch die Vertreterin und der Vertreter des Kirchenreformlagers mochten da nicht wirklich widersprechen. Ausg'standen ist's. Schwamm übers Vergangene.

Solch kirchenweites Aufatmen macht es schwerer, St. Pölten eben nicht als lokalen Betriebsunfall der katholischen Kirche zu sehen und sich nicht zufrieden zu geben, dass die wesentlichsten Antworten weiter ausstehen.

Man erfuhr bei "Offen gesagt" aus Kardinals Mund, dass die Visitation in St. Pölten offenbar abgeschlossen ist. Bislang hatte es kein Wort der Kirchenleitung dazu gegeben - weder aus Rom, noch aus Wien oder St. Pölten. Aber die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, zu erfahren, was in St. Pölten tatsächlich faul ist, und was für Schritte notwendig sind.

Als gelernter Katholik und Österreicher weiß man natürlich, dass das Prozedere seinen Zweck - nämlich: Bischof Krenn loszuwerden - erfüllt hat: Warum sich da mit der Visitation noch weiter herumschlagen? Klaus Küng hat als neuer Bischof nun eine ganz andere Aufgabe als als Visitator. Dennoch: Eine klare und offene Aufarbeitung der Krenn-Jahre ist eine notwendige Bedingung für den "ehrlichen Neuanfang", von dem Österreichs Bischöfe in ihrem letztwöchigen Hirtenwort zur Causa sprechen.

Das ist etwas anderes als Vernebelungstaktik. Oder als wolkige Rede. Besagtes Hirtenwort stellt diesbezüglich eine Meisterleistung dar: "Bischof Kurt Krenn wurde und wird von uns anderen Bischöfen nicht unsolidarisch behandelt", ist da etwa zu lesen. Solche Bischofs-Floskel könnte man, wenn's nicht so ärgerlich wär, sich auf der Zunge zergehen lassen.

otto.friedrich@furche.at

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