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Es gibt Geschichten in der Bibel, deren Aussagegehalt zur Trivialität heruntergekommen ist. Die Jesusgeschichte von Marta und Maria gehört dazu. Nicht, dass es kein wichtiges Thema unseres Lebens wäre, wie sich vita activa und vita contemplativa zueinander verhalten. Es kann nie schaden, etwa während des Urlaubs, da einmal ehrlich auf sich selber zu schauen.

Aber es geht noch um mehr. Etwa darum, wie sich Wort Gottes und Nächstenliebe zueinander verhalten. Da scheint die Antwort klar: Das Wort, das von Jesus kommt, geht vor. Man darf es nicht überhören, selbst nicht in der Geschäftigkeit des Dienstes am anderen. Freilich: Die Evangelien sind kluge theologische Kompositionen. Exakt vor der Maria-und-Marta-Geschichte steht das Samaritaner-Gleichnis. Dessen Spitze lautet ganz gegenläufig: Wenn es um das Heil geht, kommt es nicht darauf an, welche Religion man hat, sondern dass man jenen hilft, die "unter die Räuber gefallen" sind.

Vielleicht heißt das: Was Jesus sagt, das steht im Samaritergleichnis; dass man auf ihn hören soll, das sagt die Marta-Maria-Geschichte. Das Wort, das wir von Jesus hören sollen, das Wort, auf das es ankommt, das ist das Wort von der Barmherzigkeit Gottes als Geschenk und Auftrag unseres Lebens.

Marias besserer Teil ist, dass sie das Wort Gottes hört und daran glaubt. Freilich: Man kann den Glauben verlieren, sogar die Hoffnung und die Liebe. Es passiert immer wieder. Was aber kann nicht genommen werden? Gottes Wort an uns: "Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel und Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." So steht es im Römerbrief. Die Liebe Gottes: Sie kann nicht genommen werden, niemandem, ob er an sie glaubt oder nicht.

Der Autor ist Pastoraltheologe an der Uni Graz

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