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Nach dem Anschlag auf das World Trade Center am 11. September vorigen Jahres wurde viel über die Parallelen zwischen der realen Welt und der fiktiven Realität von Filmen gesprochen. Der slowenische Philosoph Slavoj ÇZiÇzek hat gemeint, Amerika müsse jetzt, nach dem 11. September, die Welt so wahrnehmen, wie sie ist. Die lange Reihe von so genannten Katastrophenfilmen aus Hollywood und das Geschäft mit ihnen haben nur verdeckt, dass diese Katastrophen die ganze Zeit über höchst real stattgefunden haben - nur eben in anderen Teilen der Welt. Zizek bringt seine Analyse auf die Formel. "Willkommen in der Wüste des Realen". Freilich ist auch das wieder nur ein Filmzitat (aus "Matrix").

Nun ist mit viel Werbeaufwand wieder so ein "Katastrophenfilm" bei uns angelaufen. Der deutsche Titel ("Der Anschlag") gibt den amerikanischen nicht korrekt wieder, der "The Sum of all Fears" lautet, was für die transatlantische Stimmungslage wohl stimmiger sein dürfte. Terroristen zünden in den USA eine Atombombe. Das mutige Eingreifen des CIA Agenten Jack Ryan bringt die Rettung.

Der Film wurde vor dem 11. September 2001 fertig gestellt, durfte dann aber nicht erscheinen. Zu sehr ist aus der Fantasie ein mögliches Bedrohungsszenario geworden. Willkommen in der Wüste des Realen!

Im Zuge der Änderungen gemäß der neuen politischen Korrektheit nach dem 11. September mussten aus den arabischen Terroristen im Originalbuch von Tom Clancy europäische Neonazi gemacht werden. Ihr An-Führer heißt Richard Dressler. Und woher stammen Neonazi, wenn Hollywood welche braucht? Aus Wien. Pikanterweise fanden just zum Zeitpunkt, als der Film in den heimischen Kinos anlief, mehrere Razzien in Österreich statt, bei denen Neonazi Waffenlager ausgehoben wurden. Zur Beruhigung wissen wir aus Nestroys "Freiheit in Krähwinkel", dass bei uns sowieso immer alles kleiner ist. Daher schlimmstenfalls: Willkommen im Wüsterl des Realen.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evang. Kirche A.B. in Österreich

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