Zu Kultur gehört Religion

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Vertreter aus vierzig Nationen und acht Weltreligionen üben sich im Dialog.

In Graz hat interreligiöse Begegnung Tradition: 1993 der Besuch des Dalai Lama, 1997 die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung, 2002 das Weltbuddhistentreffen. Und nun das Projekt "Interreligiöses Europa": Als erste Kulturhauptstadt Europas hat sich Graz zusammen mit Sarajevo dem Thema Religion gestellt - nach dem Motto: Kein friedliches Zusammenleben in den Städten Europas ohne ein friedliches Miteinander ihrer Religionsgemeinschaften.

Doch schöne Worte über Toleranz und Dialog allein helfen nicht. Und so begibt man sich nach der Eröffnungsfeier in die Niederungen des interreligiösen Dialogs im Alltags: Zum Auftakt fordert der Theologe und Initiator der Stiftung Weltethos, Hans Küng, die Einrichtung eines "Rats der Religionen" in allen Städten Europas. Vorbilder für ein solches Gremium, in dem alle Religionen einer Stadt repräsentiert sein sollen, existieren schon seit den 90er Jahren in Großbritannien und Nordirland. Hier hat man Erfahrung mit multikulturellen Gesellschaften. Ratsmitglieder stehen dem Bürgermeister und dem Gemeinderat zur Seite; informieren Spitäler und Polizei über die Besonderheiten jeder Religion und vermitteln in Konfliktfällen.

Küng betont, dass besonders die christlichen Kirchen für einen städtischen Religionsrat gewonnen werden müssten. "Entweder sie machen mit oder sie bleiben außen vor", hält Küng der Angst vor Privilegienverlusten entgegen. Ob die Vertreter der katholischen Kirche Österreichs diesen Satz gehört haben? Beim Empfang durch Kardinal Franz König und Bischof Egon Kapellari vertreten, glänzten sie zumindest Montag früh durch Abwesenheit. Kapellari sei im Urlaub und habe sich bewusst zurückgenommen, um dem interreligiösen Dialog nicht durch katholisches Übergewicht zu schaden, erklärt Michael Kuhn vom Sekretariat der Österreichischen Bischofskonferenz in Brüssel. "So kann man das auch ausdrücken" entfährt es Karl Kumpfmüller vom Grazer Friedensbüro. Und weiter? Der Hauptverantwortliche des Projekts "Interreligiöses Europa" schweigt sich aus. Kein Kommentar.

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