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Im Juli 2005 hat Christoph Schönborn durch seinen New York Times-Kommentar die Evolutionsdebatte angezündet. Der Kardinal widmete zuletzt auch seine monatlichen Katechesen im Stephansdom dem Thema. Zuletzt warnte er dort am 18. Juni vor den "gefährlichen Auswirkungen des Neodarwinismus" und illustrierte dies mit Aussagen des Biologen Joachim Illies (1925-82, Autor zahlreicher Bücher zu Glaube und Naturwissenschaft, darunter einige gemeinsam mit Christa Meves): "Er spricht von zwei Leitern, der Darwinsleiter und der Jakobsleiter. Von letzterer träumte Jakob. Sie geht bis in den Himmel hinauf und Leute steigen hinauf und herab. Die Darwinsleiter, meint Illies, sei das aufsteigende in der Natur, von der kleinsten Zelle bis zum Menschen. Die Jakobsleiter ist die herabsteigende, von Gott kommende, schöpferische Kraft. Die Evolution hat eine aufsteigende Bewegung, Gottes Schöpfergeist eine absteigende. Christus selbst ist die Mitte der beiden Bewegungen, als wahrer Gott und wahrer Mensch." Schönborn stellte gegen diese Sicht den "ideologischen Darwinismus", der in neoliberaler Wirtschaft, Pädagogik und Bioethik zu orten sei: "Die evolutionistische Ideologie lehnt den Designer ,Gott' ab, der Mensch nimmt das Projekt Evolution in die Hand."

Ins gleiche Horn stieß Schönborn am 23. August bei der Bewegung "Comunione e liberazione" in Rimini, wo er auch gegen die "ethischen Dammbrüche" der Biotechnologie polemisierte: Die Haltung der katholischen Kirche dazu erweise sich als "umso prophetischer", je länger die Entwicklung gehe: Hier werde von denen, die "intelligent design" - die Zielgerichtetheit der Evolution - von Seiten Gottes ablehnen, "das ,intelligent design' der Biotechnik groß geschrieben". Die Kirche halte demgegenüber "daran fest, dass es so etwas wie die ,Sprache des Schöpfers' in der Natur gibt". Deshalb gebe es auch "eine sittlich verbindliche Schöpfungsordnung". Sie sei etwa in den bioethischen Fragen die Richtschnur.

Am 25. August führte er beim Europäischen Forum in Alpbach das Thema weiter: Evolution und Schöpfungsglaube müssten keineswegs ein Widerspruch sein: Schönborn bezeichnete es als eine "Karikatur", die seit mehreren Monaten geführte Evolutionismus-Debatte auf einen Konflikt zwischen "Evolutionisten" und "Kreationisten" zu reduzieren. Dies gelte umso mehr, als die "kreationistische" Position auf einem Bibelverständnis basiere, das die katholische Kirche "nicht teilt". Er äußerte aber auch Befremden darüber, dass der "Evolutionismus" mit seinem ideologischen Materialismus so etwas wie eine "Ersatzreligion" geworden sei.

Dieser Tage wird die Debatte gar auf "päpstliches" Niveau gehoben: Vom 1. bis 3. September trifft sich in Castel Gandolfo der "Ratzinger-Schülerkreis". Im Beisein des Papstes werden Schönborn, der Münchner Naturphilosoph Robert Erbrich SJ, der Philosoph Robert Spaemann sowie - als Advokat der Evolutionstheorie - der Wiener theoretische Chemiker und Molekularbiologe Peter Schuster zum Thema referieren: Die Fortsetzung der Diskussion ist garantiert.ofri

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