Klosterwald - © Foto: Klosterwald GmbH, Axel Baudach

Zurück zur Natur

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Ein Grab auf einem klassischen Friedhof war einmal. Besonderes ist heute mehr denn je gefragt – etwa die letzte Ruhe in einem Wald.

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Ein Grab auf einem klassischen Friedhof war einmal. Besonderes ist heute mehr denn je gefragt – etwa die letzte Ruhe in einem Wald.

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Bunte Blätter rauschen in den Bäumen. Ein Eichkätzchen huscht einen Stamm hinauf. Eine Idylle wie in einem Bilderbuch. Diese für den Herbst typische Stimmung zieht Ulrike F. (Name der Redaktion bekannt) heute wieder in den Wald in der Nähe ihres Wohnhauses. Begeistert wandert die Mödlingerin durch ihn; nimmt einen steilen Weg, steigt über kleine Wurzeln. Vor allem die Ruhe und die Abgeschiedenheit schätze sie hier sehr: „Ja, in einem Wald möchte ich mich einmal zur Ruhe legen“, sagt Ulrike F. Sie ist heute nicht die Einzige, die einer Naturbestattung Positives abgewinnen kann. Immer mehr entscheiden sich dafür und ziehen damit die Freiheit des Waldes der eingemauerten Enge eines herkömmlichen Friedhofs vor.

„Die Natur pflegt die Gräber“

Schon über 20.000 Bestattungen habe er in den vergangenen Jahren durchgeführt, erzählt Peter Schauer von der Feuerbestattung Danubia in Stockerau. Und es sollen in den nächsten Jahren noch mehr werden, wünscht er sich.

Dazu beitragen soll etwa der Friedhof des Kahlenbergerdorfes am Rande von Wien. Dieser gehört zwar dem Resurrektionisten-Orden, wird jedoch seit Oktober von Danubia verwaltet. Der Orden wollte hier den Friedhof wieder belegen und kam daher auf ihn zu, erzählt Peter Schauer: „Es habe sich perfekt ergeben, weil wir auch auf der Suche nach einem geeigneten Platz für Naturbestattungen waren.“

„Die Natur pflegt hier die Gräber.“ Weder Gärtner noch Steinmetze werden benötigt. Das Feeling sei, wie er sagt, ein ganz anderes als auf einem normalen Friedhof. Über 700 Urnenplätze stehen auf dem Areal zur Verfügung; zusätzlich 100 im nahe gelegenen „Mausoleum Finsterle“. Drei Beisetzungsarten sind im Freien möglich: unter einem Gemeinschaftsbaum, unter einem Familienbaum oder in der Wiese. Pro Baum gibt es Raum für 15 Urnen. Noch ist hier aber keine einzige Urne begraben. Doch das kann sich bald ändern, hofft der Feuerbestatter aus dem Weinviertel. Der Preis hänge von der Lage des Grabes und auch von der Baumgröße ab. Lichtungen als Plätze sind auf dem Friedhof des kleinen Weinorts etwa am günstigsten. Weitere Kosten fallen für die Angehörigen nicht an, versichert der Geschäftsführer.

Gedanken über das Sterben und den Tod macht sich Ulrike F. in letzter Zeit öfters, erzählt sie. Kaum etwas fängt sie aber mit der Überlegung eines Grabes auf einem herkömmlichen Friedhof an. Nein, dort will sie keinesfalls liegen. „Ich bin schon heute keine Friedhofsgeherin“, sagt sie. Nur selten besuche sie die Gräber ihrer Verwandten. Von einem Bestatter erfuhr sie von der Möglichkeit der Naturbestattung in einer Urne in Heiligenkreuz – und war von dieser Möglichkeit hellauf begeistert. Reserviert habe sie dort allerdings noch keinen Platz, meint sie. Ulrike F.: „Aber was nicht ist, kann ja noch werden.“

Axel Baudach hat das Konzept Naturbestattung im Wald im Jahre 2000 nach Deutschland gebracht und die erfolgreiche Entwicklung maßgeblich beeinflusst. Heute lebt er in Österreich und unterstützt die Geschäftsleitung der Naturbestattung „Klos­terwald“ beim Aufbau der Waldflächen. Hinter dem Projekt stehen derzeit die Stifte Heiligenkreuz und Klosterneuburg sowie die Erzdiözese Wien.

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