Zwei Anwälte der Linie von Franziskus

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Sowohl Pastoraltheologe Paul Zulehner als auch Feldkirchs Bischof Benno Elbs kommentieren "Amoris laetitia".

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Sowohl Pastoraltheologe Paul Zulehner als auch Feldkirchs Bischof Benno Elbs kommentieren "Amoris laetitia".

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Einen beileibe nicht nur pastoralen Paradigmenwechsel in der katholischen Kirche ortet der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner im Papstschreiben "Amoris laetitia": Der Wiener Pastoraltheologe spricht von einem "neuen Ton in der Kirche". In seinem Buch "Vom Gesetz zum Gesicht" macht sich Zulehner zum Anwalt der Linie des Papstes, etwa im Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten und anderen Fragen aus dem Themenkomplex Ehe und Familie, nicht von einem unerbittlichen Gesetz auszugehen, sondern von jeweils konkreten Menschen. Laut Zulehner ist Franziskus in die Schule der Orthodoxie gegangen, die diesen Zugang seit Jahrhunderten praktiziert, aber auch darüber hinaus: Denn während die orthodoxen Kirchen in einem vormodernen, paternalistischen Zustand verharren würden, versuche Franziskus, das Problem "modern" anzugehen. In gewohnt griffiger Sprache und verständlicher theologischer Argumentation bricht der Pastoraltheologe eine Lanze für den Weg dieses Papstes und verschweigt auch die Schwachpunkte von "Amoris laetitia" nicht: Zulehner nennt da die unkritische Übernahme des Kampfbegriffs "Genderideologie", die fehlende Neupositionierung bei der Bewertung der Homosexualität oder die Gefahr eines "Familialismus", der die Kirche ausschließlich als aus Familien bestehend versteht. Ein gut geschriebenes, klares, erfrischendes Buch.

Einfühlsames aus Bischofsmund

Auch das neue Buch von Benno Elbs beschäftigt sich mit "Amoris laetitia" und ist komplementär zum obigen als Lektüre zu empfehlen. Der Vorarlberger Bischof sieht gleichfalls "einen neuen Blick auf Ehe und Familie". Elbs war -neben Kardinal Christoph Schönborn -der Vertreter Österreichs auf der Familiensynode 2015. In "Wo die Seele atmen lernt" berichtet er von der Synode als einem geistlichen Prozess und lässt seine Leser daran teilhaben. Vor allem der Dreischritt Begleiten-Unterscheiden-Integrieren hat es Elbs angetan, er findet diese theologische wie pastorale Methode auch in "Amoris laetitia" wieder, wo Franziskus, auf die Synode aufbauend die weitere Richtung vorgibt. Wie Zulehner geht Elbs mit Papst Franziskus den neuen Weg mit. In den praktischen Konsequenzen formuliert er wohl vorsichtiger als der Pastoraltheologe. Aber Elbs' einfühlsame und menschennahe Sprache ist eine Wohltat -zumal aus Bischofsmund.

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