Zweite Europasynode: Kein kleinkariertes Festhalten

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Der Vatikan hat das Arbeitsdokument zur Europasynode vom 1. bis 23. Oktober 1999 veröffentlicht. Gleich einleitend wird es für wünschenswert erachtet, "daß die Bischöfe Europas es auch in ihren Teilkirchen für weitere Anstöße und für die Teilnahme aller Gläubigen am Synodenverlauf nutzen möchten".

Es ist die zweite Europasynode nach der Wende. Fiel die erste in die Zeit der Wendeeuphorie, findet die zweite in beträchtlicher Ernüchterung statt. Die sozioökonomische Entwicklung der nachkommunistischen Reformländer kommt nur schwer voran. Der durch die neue Freiheit erhoffte religiöse Frühling blieb aus. Die Kirchen Ost(Mittel-) Europas zeigen Symptome einer Übergangskrise.

Das vom Pastoralen Forum in Wien (Ehrenschutz Kardinal König, Miklos Tomka u.a., Religion in den Reformländern Ost(Mittel-)Europas, Ostfildern 1999) organisierte Forschungsprojekt AUFBRUCH läßt die Lage besser verstehen.

Groß ist das Ausmaß der subjektiv erlittenen Verfolgung. Tief geht die von den Kommunisten verursachte Beschädigung der religiösen Kultur. Es gibt erstmals in Europa zwei atheistische Kulturen: Ostdeutschland und Tschechien. Aber auch Ungarn, Slowenien und die Slowakei haben beträchtliche Atheistenanteile. In den meisten Ländern überwiegt allerdings die Annahme, daß die Menschen in den nächsten zehn Jahren religiöser sein werden.

Die Kirche müssen sich gesellschaftlich neu positionieren. Der Weg aus der Sakristei in Politik, Bildung, Medien, Kultur ist nicht einfach. Die Instrumente der gesellschaftlichen Mitgestaltung sind aufzubauen, z.B. starke Laienorganisationen.

Das fordert innerkirchliche Erneuerung. Die Kirchen waren zu Einseitigkeiten gezwungen: nur Liturgie, nur Priester. Jetzt gilt es die untersagten Anteile kirchlichen Lebens zu stärken: die Diakonie, den Dienst der Frauen und der Männer in allen kirchlichen Bereichen, die Mitgestaltung der Kirche bis an die Basis durch alle.

Die Europassynode steht vor großen Aufgaben. Kleinkariertes Festhalten am Ererbten wird vom vatikanischen Arbeitsdokument verworfen.

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