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Betriebs-Abfälle unter der Lupe

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Die Stellung der Abfallwirtschaft in unserer Gesellschaft hat sich von der kaum beachteten Müllabfuhr vergangener Tage zu einem der meistdiskutiertesten Umweltthemen gewandelt. Durch den raschen Anstieg von Güter-Produktion und -Konsum nahm einerseits die Masse der daraus resultierenden Abfälle stark zu. Durch den zunehmenden Einsatz chemischer Produkte haben sich andererseits auch die Eigenschaften von Abfällen verändert. So werden zur Zeit zirka 60.000 bis 80.000 Stoffe produziert, die in einer unbekannten Anzahl von Mischungen eingesetzt werden und sich in Abluft, Abwasser, aber auch in Abfällen wiederfinden.

Diese Abfälle entstehen nicht nur in den Haushalten, sondern in viel größerem Ausmaß auch bei der Herstellung dieser Waren („Industrieabfälle") sowie durch Verpackungsabfälle aus dem Handel. Mengenmäßig überwiegen dabei die Abfälle aus Produktion und Verteilung von Gütern (= betriebliche Abfälle) die in den Haushalten entstehenden Abfälle bei weitem (siehe Graphik).

Die Abfälle aus Haushalten („Hausmüll") werden bereits einige Zeit intensiven Untersuchungen unterzogen und die Veränderungen im Entsorgungssystem kann jedermann hautnan erleben: getrenntes Sammeln von Abfällen, Rückgabe- und Rücknahmeverpflichtungen für Konsumenten und Handel und eine Fülle von Vorschriften, die letztlich zwei Ziele erreichen sollen: nämlich die Schadstoffentfrachtung durch getrennte Erfassung von Stoffen mit großem Gefährdungspotential, die sogenannten Problemstoffe beziehungsweise gefährlichen Abfälle, sowie die Mengenreduktion durch Vermeidung und Verwertung.

Für den mengenmäßig viel größeren Teil der betrieblichen Abfälle werden dieselben Ziele angestrebt, wobei aber - im Gegensatz zum Hausmüll — kaum Informationen über Zusammensetzung, Herkunft, Verwertbarkeit et cetera vorliegen. Um diese Lücke zu schließen, wird derzeit an der Universität für Bodenkultur ein Pilotprojekt mit dem Titel „ Betriebsabfallkataster" ausgearbeitet. Dadurch sollen in zwei Bezirken in der Steiermark (Fürstenfeld) und in Niederösterreich die gesamten Altstoff- und Abfallströme der Region erfasst werden.

Die Bedeutung einer derartigen vollständigen Erfassung liegt darin, auf Verlagerung von Abfallströmen adäquat reagieren zu können. Neben diesen Abfallströmen muß aber auch die stoffliche Zusammensetzung der Abfälle berücksichtigt werden. Von Bedeutung sind hier neben den gefährlichen Abfällen vor allem der verwertbare Anteil betrieblicher Abfälle und die Kenntnis dßr Hauptverursacher und Hauptanlieferer. Aus der Abfallzusammensetzung ergeben sich die Grundlagen für die Erarbeitung von Vermeidungs- und Beduktionspotentialen in einzelnen Betrieben' beziehungsweise Branchen und die Zuordnung nicht vermeid- und verwertbarer Abfälle zu den einzelnen Behandlungsschienen.

Ziel muß es sein, Abfälle in den Betrieben gar nicht entstehen zu lassen oder zumindest soweit als möglich zu verringern. Da es dafür eine Vielzahl von technischen und organisatorischen Maßnahmen gibt, die oft in anderen Gebieten bereits etabliert sind, kommt der Informationsvermittlung entscheidende Bedeutung zu. Diese Aufgabe übernehmen zunehmend Abfallberater. In Gesprächen mit Geschäftsführern von Klein- und Mittelbetrieben wird etwa deutlich, daß diese aufgrund ihrer vielseitigen Aufgaben trotz Interesse und Bereitschaft große Probleme haben, detaillierte und klare Umwelt-Maßnahmen zu setzen. In einem Betriebsabfallkataster sollen daher alle für die Beratung notwendigen Informationen verfügbar sein und auch Ergebnisse der Beratungs-tätigkeit selbst festgehalten werden.

Das Kernstück des Betriebsabfallkatasters stellt eine Datenbank dar, in die alle Ergebnisse der Erhebungen und Auswertungen einbezogen werden, die aber auch laufend ergänzt werden kann. Beispielsweise sind heute Betriebe bei der Neugründung gesetzlich verpflichtet, ein Abfall-wirtschäftskonzept vorzulegen, in dem die zu erwartenden Abfallmengen, aber auch Maßnahmen zur Vermeidung und Verwertung beschrieben werden. Durch Einbeziehung dieser Informationen kann der Betriebsabfallkataster aktuell gehalten werden und so etwa in Form von Jahresbilanzen auch als Dokumentation und Erfolgsnachweis für Abfall-wirtschaftsverbände dienen.

Die Autoren sind Assistenten an der Abteilung Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur

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