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Familie, Soziales, Ausländer
Ernste Vorhaben oder bloß leere Versprechungen: Ein Blick in die Wahl- und Aktionsprogramme der Parteien.
Ernste Vorhaben oder bloß leere Versprechungen: Ein Blick in die Wahl- und Aktionsprogramme der Parteien.
Stichwort
?Familie
SPÖ
Jeder Mensch hat das Recht, die Form seiner Lebens- führung nach eigener Überzeugung zu gestalten. Ehepartner sollen wählen können, ob sie Namen behalten wollen oder nicht. Möglichkeit zur Durchführung des Schwangerschaftsabbruches in allen Bundesländern schaf: fen. Angestrebt wird Vereinbarung mit Bundesländern zum flächendeckenden Ausbau ganzjähriger, ganztägig geöffneter Kinderbetreuungseinrichtungen.
ÖVP
Familien ermöglichen notwendige Geborgenheit und Erziehung, in der sich die individuelle Persönlichkeit, tragfähige zwischenmenschliche Beziehungen und soziale Verantwortung entwickeln können. Ehe und Familie sind daher Gegenpole zur zunehmenden Isolierung des Individuums in der Gesellschaft. Mehr denn je wollen wir daher die Familien als wichtigste Einheit der menschlichen Gesellschaft fördern und schützen.
FPÖ
Die Entscheidung zwischen Beruf und Haushalt muß frei sein. Kindergärtenplätze sind wichtig, ersetzen aber die Mutter nicht Einführung des Familiensplittings im Steuerrecht, also die Besteuerung des Familieneinkommens pro Kopf. Direktförderung von Familienleistungen - die Betreuung von Kindern und Alten in der Familie ist meistens besser und billiger als in Kindergärten oder Pflegeheimen.
Grüne
Entlastung der Familien durch eine bessere finanzielle Absicherung der Kinder. Garantie und Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, verstärkte Unterstützung privater Initiativen. Beibehaltung des zweiten Karenzjahres, Erhöhung des Mindestkarenzgeldes auf öS 10.000.-, damit auch für Männer Anreize geschaffen werden, Karenzurlaub in Anspruch zu nehmen; das Rollenbild Mann - Frau muß in Richtung Partnerschaft verändert werden.
Lib. Forum
Anerkennung unterschiedlicher Lebensgemeinschaften. Neben der traditionellen Ehe sollen andere Rechtsformen eröffnet werden, um das Zusammenleben der Menschen zu gestalten. Modell der „registrierten Partnerschaft“. Beim Namensrecht die freie Entscheidung der Partner, welchen Namen sie führen wollen. Steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten für berufstätige Eltern oder Alleinerzieher.
?Sozialpolitik
Das Grundrecht auf Arbeit muß gesellschaftliche Realität werden. Ziel ist die Verbesserung arbeitsrechtlicher Standards, insbesondere des Abfertigungsrechtes und der Arbeitsbedingungen. Aktuell bleibt die Verkürzung der Arbeitszeit, vor allem aber die Zurückdrängung der Ausbeutung bei Mietwohnungen.
Schaffung von Arbeitsplätzen zur Erhaltung der Sozialleistungen; Sicherungen der Pensionen durch Erhöhung des faktischen Pensionseintrittsalters; Ausbau der Pensions-Eigenvorsorge und der Betriebspensionskassen. Maßnahmen gegen den „sozialen Mißbrauch“ - etwa des Ar beitslosengeldes, der Familienbeihilfe oder durch ungerechtfertigte Krankenstände.
Schluß mit dem Gießkannen- prinzip - Sozialleistungen nur für tatsächlich Bedürftige. Abbau der Lohnnebenkosten um 20 Prozent - dafür um 10 Prozent höhere Löhne. Flexibleres Arbeitsrecht sowie Wettbewerb bei der Arbeitsvermittlung. Abschaffung der staatlichen Preisregelung bei den Mieten; weg von der Bauträgerförderung, hin zur Mieterförderung.
Grundlage ist die Solidarität der Besserverdienenden mit sozial Benachteiligten sowie soziale Mindestandards. Garantiert werden soll ein Mindestlohn von 14.000 Schilling und eine Mindestpension von 10.000 Schilling. Gefordert wird eine Solidarabgabe von Besserverdienenden ab einem Jahreseinkommen von 1,1 Millionen Schilling jährlich sowie die Aufhebung der Höchstebemessungsgrundla- ge bei der Sozialversicherung. Einführung einer Grundpension für jeden Staatsbürger ab einem gewissen Alter, unabhängig von der Dauer der Arbeitszeit. Angleichung des Pensionseintrittsalters von Frauen und Männern bei gleichzeitiger Erhöhung des faktischen Pensionseintrittsalters. Die Arbeitnehmer sollen ihr Gehalt „brutto für netto“ erhalten und Steuern sowie Sozialabgaben selbst entrichten. Offener arbeitsrechtlicher Rahmen zur Gestaltung der Lebensarbeitszeit.
?Ausländer
Der Weg, unser Land vor unkontrollierter Zuwanderung zu schützen, soll fortgesetzt werden. Menschen, die in ihrer Heimat verfolgt werden, sollen in Österreich Aufnahme finden. Ein Mißbrauch des Asylrechts soll jedoch verhindert werden. Angestrebt wird eine internationale Wanderungskonvention, um einheitliche Standards bei der Behandlung von Zuwanderern sicherzustellen.
Österreich soll weiterhin seinem Ruf als Asylland gerecht werden. Illegale Einwanderung soll allerdings konsequent bekämpft werden, die Integration von Ausländem muß sich auch an der sozialen Verträglichkeit der heimischen Bevölkerung orientieren. Gegen die Schwarzarbeit müssen wirksame Schritte gesetzt werden.
Einwanderungsstop und Abbau von Gastarbeitern in Branchen, wo Österreicher arbeitslos sind. Saisonniermodell nach Schweizer Vorbild. Einführung der Ausweispflicht und der Kontrolle illegaler Ausländer sowie deren konsequente Abschiebung, tinwanderungsquoten nach Bedarf sowie nach Qualifikation und Integrationsbereitschaft der Bewerber. Keine vorzeitigen Einbürgerungen.
Vorrangig sind die Integration und die Beseitung von Quoten, die immer Ungerechtigkeiten nach sich ziehen. Dringend erforderlich ist die Reform der inhumanen und unsozialen Ausländergesetze, insbesondere des Aufenthaltsgesetzes. Weitere Forderungen sind die Einführung der Doppelstaatsbürgerschaft, der Wohnstaatsbürgerschaft und des Kommunal-Wahlrechts für Ausländer.
Das Asylgesetz sollte auch Wehrdienstverweigerern und Deserteuren aus völkerrechtswidrig kriegsführenden Staaten Asyl gewähren. Ausländer sollten nicht ohne richterliche Anordnung in Schubhaft genommen werden. Aktive Integration von Ausländern durch eine schrittweise bürgerrechtliche und sozialrechtliche Gleichstellung mit österreichischen Staatsbürgern.
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