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Notizen

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Die Salzburg er Hochschulwochen 1 9 5 0, die vom 30. Juli bis 12. August angesetzt sind, stehen unter dem Leitgedanken: „Das geistige Leben der Gegenwart im Licht gläubiger Weltanschauung“ und haben in der ersten Woche die heutige Philosophie, Psychologie, Gesellschafts- und Staatswissenschaft, in der zweiten Woche die Naturwissenschaften, die Pädagogik und Theologie zum Thema. Die Hauptvorlesung über Philosophie hält Prof. Dr. Alois Dempf (Wien-München). In weiteren Vorlesungen sprechen Prof. Dr. Leo Gabriel (Wien) über den Existentialismus und Professor Dr. Franz König (Salzburg) über das Problem der Religionsphilosophie. In der Psychologie: Hauptvorlesung von Professor P. Dr. Ildefons B e t s c h a r t O. S. B. (Salzburg), Vorträge von Dr. Gallus Jud (Zürich), über die Psychologie, C. J. Jung und Prof. Dr, M a n s e r (Zug) über die psychischen Erkrankungen. Die heutige Gesellschafts- und Staatswissen.schaft: Prof. Dr. P. Eberhard Welty O. P. (Walberberg-Köln); außerdem sprechen Nationalrat J. Scherrer (St. Gallen) über „Grundzüge eines christlichen Sozialprogramms“ und Minister Dr. Adolf Süsterheim (Koblenz) über „Die christliche Grundlegung eines europäischen Staatenbundes“. In der zweiten Woche hält die Hauptvorlesung über die Naturwissenschaften Prof. Dr.Rainer Schubert-Soldern (Wien), ferner als Sprecher Prof. Dr. Friedrich Dessauer (Freiburg - Schweiz) und Prof. Dr. Beda Thum O.S.B. (Rom-Salzburg). Pädagogik: Prof. Friedrich Schneider (Salzburg), Dr. Christian Schneider (Salzburg), Professor Josef Dolch (München) und Dozent Dr. Fritz S t i p p e 1 (München). Theologie: Fünfstündige Vorlesung über Das Menschheitsanliegen der Gotteserfahrung und die christliche Gestalt einer Religionsphilosophie, gehalten von DDr. Gottlieb Söhngen (München), und Vorträge von Prof. Dr. P. Hugo Lang O. S. B (München) über „Lebendige Sakramentstheologie“ und Dr. P. Friedrich Wu 1 f S. J. (München) über „Die heutige Theologie und das soziale Ethos“ zur Sprache. In der ersten Woche: zwei besondere Vorträge über Fragen der Kunst von Prof. Dr. Hans S e d 1 m a y r (Wien), „Verlust der Mitte“ und Prof. Otto Mauer (Wien), „Kirche und moderne Kunst“.

An alle Schulabgänger der Hauptschule kommt jetzt eine kleine Flugschrift, „Wohin nach der Hauptschule?“, zur Verteilung, zu gleicher Zeit für alle Schüler und Schülerinnen der vierten und achten Mittelschulklassen eine andere, „Studium oder praktischer Beruf?“. Beido Flugschriften, ausgehend von der im Unterrichtsministerium neugeschaffenen Abteilung „Schule und Beruf“ und entstanden aus enger Zusammenarbeit dieser Stelle mit dem Ministerium für soziale Verwaltung, bieten Richtweisungen für die Berufswahl der Jugend; wertvoll und tröstlich gegenüber den Vorstellungen, welche die wirkliche oder angebliche Zahl von 20.000 Jugendlichen ohne Lehrstellen und Arbeitsplätzen erweckte, und doch frei von Schönfärberei. Uber die Aussichten des akademischen Studiums sagen diese Ratschläge: Bei rund 4500 jährlichen Maturanten beträgt die jährliche Aufnahmefähigkeit in den einzelnen akademischen Berufen in ganz Osterreich: bei Ärzten 300, bei Apothekern 100, bei Mittelschul-1 e h r e r n 100 (wobei einigermaßen aussichtsreich derzeit Knabenturnen, Chemie und Musik sind), bei sonstigen Doktoren der Philosophie (wissenschaftlicher Dienst, Bibliotheksdienst, Wirtschaft usw.) rund 50 bis 70, bei Rechtsanwälten zwischen 50 und 100, bei Juristen im öffentlichen Dienst etwa 20 bis 30, bei Richtern kommt jeder Bewerber unter, in der Wirtschaft werden jährlich etwa an die' 100 Juristen benötigt und im Notariat rund 10. Aussichtsreich ist für Begabte das Studium an den technischen Hochschulen. Hier sind es insbesondere Gas-und Feuerungstechniker, Chemiker und Bauingenieure (auch für Bundesbahnen!), die sehr gute Zukunftsaussichten haben. Diplomkauf-leute werden in der Wirtschaft gern — wenn auch zunächst mit kleineren Anfangsbezügen — aufgenommen und haben bei persönlicher

Tüchtigkeit ausgezeichnete Aufstiegsmöglichkeiten. Im allgemeinen kann die Privatwirtschaft etwa 500 Akademiker aufnehmen. Die übrigen akademischen Berufe (Tierärzte, Ingenieure der Hochschule für Bodenkultur usw.) sind nur solchen zu empfehlen, die persönliche Bindungen zu jenen Berufen haben und auf diesem Wege ihre Existenz gesichert sehen. Eine Ausnahme bildet der Besuch der Montanistischen Hochschule in Leoben, da Bergingenieure noch immer gesucht sind.

Aus dem allem ergibt sich, daß keine Überfüllung der akademischen Berufe droht, wenn etwa die Hälfte der männlichen und weiblichen Maturanten ein akademisches Studium ergreift. Bei der Entscheidung hierüber mögen sich die Maturanten vor Augen halten, daß nur diejenigen erfolgreich sein werden, die den erhöhten Anforderungen des Hochschulstudiums tatsächlich gewachsen sind. Allen jenen aber, die nach der Matura in einen praktischen Beruf eintreten wollen, wird Direktion und K 1 a s s e n v o r s t a n d den Weg zum Maturantenberater des zuständigen Arbeitsamtes weisen.

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Auch die beiden letzten von der Katholischen Aktion in Wien veranstalteten Frage-und Antwortabende zeigten kein Nachlassen des Interesses. Beide Male waren über 300 Personen gekommen. Sprecher der Abende waren Univ.-Prof. Dr. Alois Kubi-s chok SVD, Univ.-Prof Dr. Franz Lo i dl und Prof. Otto Mauer. Fragen der praktischen Lebensführung sowie Fragen des sozialen und politischen Lebens traten zurück gegenüber den religiösen. Die Freiheit des Willens, das Schicksal der ungetauften Kinder-, die Möglichkeit der ewigen Seligkeit für die Ungläubigen; der Zeitpunkt der Entstehung der menschlichen Seele; die scheinbaren Widersprüche zwischen Genesisbericht und Naturwissenschaft: das waren unter anderem die Fragen, die den Abenden das Gepräge gaben. Frage- und Antwortabende „Fragen Sie die Kirche“ werden im Herbst fortgesetzt werden.

Die „österreichische Furche“ veröffentlichte in Nr. 24 einen Querschnitt „Wanderer ins Morgen“, in dem die gemeinsame Arbeit verschiedener politischer und konfessnoneller Jugendorganisationen im „österreichischen Jugendherbergsverband“ Erwähnung fand. Diese Zusammenarbeit gehört jetzt leider der Vergangenheit an. Versuche parteipolitischer Einflußnahme hatten am 21. Mai den Austritt der Katholischen Jugend und der österreichischen Jugendbewegung zur Folge. Gemeinsam mit den Pfadfindern, der Evangelischen Jugend und einigen kleinen Verbänden, die ebenfalls ihre Tätigkeit im „österreichischen Jugendherbergsverband“ eingestellt haben, werden jetzt von den Ausgeschiedenen Vorschläge für ein unpolitisches „österreichisches Jugendherbergswerk“ ausgearbeitet.

Die vor der Machtergreifung des Nationalsozialismus auch in Österreich geschätzte Kölner katholische Illustrierte „Der Feuerreiter“ liegt wieder vor. Das Blatt, das bereits im 7&. Jahrgang steht und zunächst alle 14 Tage erscheint, ist durch eine saubere Führung und durch einen vorzüglich redigierten Bilderdienst von großer Spannweite ausgezeichnet.

Namhafte Autoren, ausländische und deutsche Verlage und Freunde der Literatur haben für den besten Roman eines jungen deutschen Autors den Rene-Schi ekel e-Preis 1 950 gestiftet. Der Rene-Schickele-Preis 1950 soll ein Zeichen für die Einheit der deutschen Literatur sein. Er will einem jungen deutschen Autor die Mittel geben, mit denen er ein Jahr lang frei von materiellen Sorgen arbeiten kann.

Der Abt von Maria-Laach, DDr. Basilius Ebel, legt Wert darauf, vor aller Öffentlichkeit zu erklären, daß die Nachricht, über die Abtei Maria-Laach würde ein Kulturfilm mit dem Titel „Haus des Schweigens“ gedreht, nicht den Tatsachen entspräche. Eine solche Sache sei nie beabsichtigt worden und wird auch aus monastischen Gründen nie zugelassen werden.

Nach verläßlichen Mitteilungen wurde am

20. Mai der lateinische Erzbischof von Bukarest, Alexander Theodor Cisar, in seinem Palais in Bukarest verhaftet und nach Siebenbürgen gebracht. Nachdem der lateinische Bischof der Diözese Jassy schon im Juni vorigen Jahres verhaftet wurde und der Generalvikar von Jassy, Bischof Dr. Markus Glaser, vor wenigen Tagen starb, ist nun das rumänische Altreich ohne jeden katholischen Hierarchen. Da zu Pfingsten keine Firmung erteilt werden konnte, erbot sich der Regent der Apostolischen Nuntiatur in Bukarest, Erzbischof O'Hara, die Firmung in der Kathedrale von Bukarest zu erteilen. Dies wurde ihm jedoch von der Regierung mit der Erklärung, er sei Diplomat, verwehrt.

Dreißig Meteorologen aus zehn Ländern werden in den nächsten Wochen in der Schweiz Großversuche in der Atmosphärenforschung mit Radiosonden unternehmen. Die Versuche sollen sich bis in Höhen von 30 Kilometern erstrecken.

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