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Schatz für künftige Zeiten

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Die Anreicherung des Wassers mit gelösten festen und gasförmigen Stoffen beginnt schon in der Atmosphäre. Auf der Bodenoberfläche, beim Durchziehen tieferer Schichten, beim Verweilen und Hochsteigen zur Oberfläche erhöht sich im Wasser der Gehalt an gelösten festen Stoffen und Gasen. Außerdem erwärmt sich das Wasser in tieferen Bodenschichten und vermag dann als Thermalwasser an der Bodenoberfläche auszutreten. Es können bei der Aufnahme diverser Stoffe auch solche dabei sein, die für den Menschen unerwünscht oder schädlich sind. Selbst in von oben völlig geschützten Bodenschichten können gelegentlich Schadstoffe herausgelöst werden oder sich das Wasser zu stark mineralisieren. So kommt es insgesamt zu unterschiedlichst beschaffenen Wässern.

Gewöhnliches Trinkwasser ist für den Menschen von größter Bedeutung. Hinreichende Vorräte an unterirdischen, vor jeder Verunreinigung geschützte Wasservorkommen von ursprünglicher Reinheit und entsprechender ernährungsphysiologischer

Beschaffenheit zu finden, ist für das gewöhnliche Trinkwasser zwar nicht vorgeschrieben, aber eine Wunschvorstellung.

EU-KONFORME REGELN

Gewöhnliches Trinkwasser (Leitungswasser) wird bei uns in relativ großer Menge benötigt, im Durchschnitt 150 Liter pro Kopf und Tag, weil es nicht nur für Trinkzwecke und zum Zubereiten von Speisen, sondern auch für viele andere Zwecke verwendet wird.

Der Erwachsene nimmt täglich 2,5 bis drei Liter Wasser zu sich, davon zirka 1,5 Liter als freies Trinkwasser beziehungsweise wässeriges Getränk und im nicht freien Zustand ein bis 1,5 Liter in den anderen Lebensmitteln beziehungsweise Speisen.

Weil gewöhnliches Trinkwasser aus oberem Grundwasser in manchen Gebieten Österreichs von der Bodenoberfläche her bereits zu stark verunreinigt ist, greifen seit Jahren schon immer mehr Menschen nach dem Lebensmittel Wasser in Form des in Flaschen abgefüllten Versandwassers. Es handelt sich dabei vor allem um Mineralwasser (Gehalt an gelösten festen Stoffen mindestens 1,0 Gramm/Liter oder an gelöstem freien Kohlendioxid mindestens 0,25 Gramm/Liter) beziehungsweise seit jüngster Zeit um EG-konformes „Natürliches Mineralwasser“ (Gehaltsanforderungen wie beim bisherigen „Mineralwasser“ oder – wenn nicht gegeben – genügt stattdessen lediglich der Nachweis, daß das Wasser eine bestimmte ernährungsphysiologische Wirkung hat). Diese Wässer müssen – im Gegensatz zu gewöhnlichem Trinkwasser – ihren Ursprung in einem unterirdischen, vor jeder Verunreinigung geschützten Wasservorkommen haben und von ursprünglicher Reinheit sein sowie die Höchstwerte für gewisse unerwünschte beziehungsweise schädliche Stoffe nicht überschreiten. Ferner werden in Österreich auch „Quellwasser“ und „Sodawasser“ abgefüllt, für die es zur Zeit noch keine Neuregelung gibt. Unter „Tafelwasser“ wird man in Hinkunft künstliches Versandwasser verstehen.

Das gewöhnliche Trinkwasser und die angeführten Versandwässer werden nach dem Österreichischen Lebensmittelbuch (Codexkapitel B1 beziehungsweise B17) geregelt. Das bisherige Lebensmittel „Mineralwasser“ beziehungsweise „Tafelmineralwasser“ wurde vor kurzem weitgehend EG-konform neu geregelt.

Die in Österreich abgefüllte Versandwassermenge betrug 1995 insgesamt 568,89 Millionen Liter. Bezieht man diese Menge auf die rund 7,974 Millionen Einwohner, so ergibt sich als Durchschnittswert ein jährlicher Pro-Kopf-Verbrauch von 71,3 Liter. Das ist das Zweifache vom Weinverbrauch (im Jahr 1990: 36 Liter).

Insgesamt existieren in Österreich 22 Versandwasser-Abfüllbetriebe. Wässern, die wenig Kohlendioxid enthalten wird Kohlendioxid zugesetzt. Das abgefüllte Wasser enthält zwei bis sechs Gramm Kohlendioxid pro Liter, was der österreichischen Geschmacksvorstellung entspricht und außerdem auch hygienische Vorteile hat. Somit besitzen alle hiesigen Versandwässer die – in etlichen Fällen künstliche – Eigenschaft eines „Säuerlings“.

Bei geeigneter Beschaffenheit war es bisher in Österreich gestattet, einige Versandwässer als „Mineral- und Heilwasser“ oder „Heil- und Mineralwasser“ zu deklarieren und im Lebensmittelhandel zu verkaufen.

Die Hauptinhaltsstoffe der österreichischen Versandwässer sind: Calcium, Magnesium, Natrium, Hydrogencar-bonat, Sulfat und Kohlendioxid. Der Nitrat-Gehalt ist fast durchwegs gering (unter zehn Milligramm/Liter).

BESTE VORRÄTE

Heilwässer werden nach dem Österreichischen Heilvorkommen- und Kurortegesetz geregelt. Ihre Nutzung erfolgt lauptsächlich in Form von Bädern, daneben dienen sie auch zu Trinkkuren und Inhalationen. Das Versandheilwasser, das nur in Apotheken vertrieben werden darf, ist von untergeordneter Bedeutung geworden. Heilwässer besitzen zufolge ihrer außergewöhnlichen Beschaffenheit besondere medizinische Wirkungen. So gibt es „Thermal-heilwässer“, „Mineralheilwässer“, „Säuerlinge“, „Jodwässer“, „Eisenwässer“, „Schwefelwässer“ und „Radonwässer“.

Zu den „Heilbädern“ zählen auch die Moorbäder (Peloidbäder). Trotz der Fortschritte in der operativen Medizin und in der pharmakologischen Forschung gelten noch immer Heilbäder und Kurorte (mit sonstigen Heilfaktoren) berechtigte medizinische Behandlungsstätten. In Österreich sind 53 Heilbadeorte (einschließlich Orte mit Peloid-Heilbädern) vorhanden. Deren gesundheitsbezo-gene und wirtschaftliche Bedeutung geht indirekt aus der Zahl der Nächtigungen in diesen Orten hervor, die im Vorjahr (1993) insgesamt 12,9 Millionen betrug.

Abschließend darf festgehalten werden, daß Österreich hinsichtlich der angeführten Wässer relativ große und bestens geeignete Vorräte besitzt und so gesehen ein gesegnetes Land ist. Dennoch muß aber schon jetzt für künftige Zeiten mit besonderem Bedacht dieser wertvolle Schatz genutzt und vor schädlichen Beeinträchtigungen geschützt werden.

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