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2990 Kalorien...

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Der elfte Grüne Bericht ist zugleich der erste, den ein sozialistischer Landwirtschaftsminister der Öffentlichkeit vorgelegt hat. Das politisch Pikante daran ist, daß der „Grüne Bericht 1970“, der die ökonomische Lage der österreichischen Landwirtschaft im Jahre 1969 zum Inhalt hat, noch die Erfolge jener agrar-politischen Maßnahmen widerspiegelt, welche der frühere Landwirtschaftsminister und jetzige ÖVP-Generalsekretär Doktor Schleinzer in Zusammenarbeit mit den bäuerlichen Interessenvertretungen der Volkspartei setzte.

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Der elfte Grüne Bericht ist zugleich der erste, den ein sozialistischer Landwirtschaftsminister der Öffentlichkeit vorgelegt hat. Das politisch Pikante daran ist, daß der „Grüne Bericht 1970“, der die ökonomische Lage der österreichischen Landwirtschaft im Jahre 1969 zum Inhalt hat, noch die Erfolge jener agrar-politischen Maßnahmen widerspiegelt, welche der frühere Landwirtschaftsminister und jetzige ÖVP-Generalsekretär Doktor Schleinzer in Zusammenarbeit mit den bäuerlichen Interessenvertretungen der Volkspartei setzte.

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Dem umfangreichen agrarwirtschaft-lichen Dokument, dessen Inhalt im Paragraph 9 des Landwirtschaftsgesetzes aus dem Jahre 1960 umschrieben ist und der eine jährliche Gesamtschau über den primären Wirtschaftssektor Österreichs ermöglicht, ist zu entnehmen, daß sich, bei anhaltender Abwanderung, die Ein-kommenssituation der Bauern weiter verbessert hat.

So erhöhte sich der Rohertrag je Arbeitskraft im Bundesmittel von 33.550 Schilling im Jahre 1960 auf 77.370 Schilling im Vorjahr, was im Vergleich zu 1968 eine Steigerung von fast 7000 Schilling bedeutet Der Rohertrag je Hektar reduzierter landwirtschaftlicher Nutzfläche hat sich mit 14.100 Schalung seit 1960 fast verdoppelt. Dieser Entwicklung steht allerdings auch eine gewaltige Erhöhung des Aufwandes gegenüber, der sich von 7800 im Jahre 1960 auf fast

15.8 Milliarden Schillin, das sind 8,9 Prozent des Aktivkapitals, nach wie vor gering. Die Verschuldung erhöhte sich nach den Unterlagen der 1896 buchführenden Betriebe von 1968 auf 1969 um 600 Millionen Schilling.

Der Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zum nominellen Brutto-nationalprodukt (1969: 323,3 Milliarden Schilling) stieg absolut von

20.9 Milliarden (1968) auf 22,5 Milliarden an, der Prozentanteil verminderte sich aber von 7,1 auf 7. Der Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zum Volkseinkommen vergrößerte sich im Vergleich zu 1968 um 1,2 Milliarden Schilling auf 15,5 Milliarden im Vorjahr, das waren 8,4 Prbzent

Der gesamte Produktionswert der österreichischen Landwirtschaft hat sich im vergangenen Dezennium von 19 Milliarden Schilling auf 27,2 Milliarden erhöht, wobei auf die tierische Produktion 19,2 Milliarden entfallen, während der Wert der pflanzlichen Erzeugung im Jahre 1969 8 Milliarden betrug. Der Rohertrag der Land- und Forstwirtschaft, in Geld ausgedrückt, erreichte im Vorjahr die Rekordhöhe von 32,43 Milliarden Schilling, der Anteil der Forstwirtschaft ist mit 5,25 Milliarden um mehr als eine. Milliarde größer als 1968.

Diese Leistungen erbrachte die heimische Landwirtschaft, obwohl auch im Vorjahr wieder 25.000 Menschen aus ihr abgewandert sind, um 5000 mehr als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig steigerte sich aber die Produktivität (1960 ist 100,8) auf 165,1 Indexpunkte im Vorjahr. In Prozenten ausgedrückt, erhöhte sich im Jahre 1968 die Arbeitsproduktivität im Bundesmittel um 3 Prozent.

13.300 je Hektar reduzierter landwirtschaftlicher Nutzfläche steigerte und um 600 Schilling über den Ausgaben und Aufwendungen des Jahres 1968 lag.

Das Betriebseinkommen je Arbeitskraft und Jahr verbesserte sich von 17.340 Schilling (i960) auf 31.850 (1969), wobei es im Bundesdurchschnitt um 200 Schilling höher war als 1968. Trotz einer Verdoppelung des Reinertrages — er stieg je Hektar reduzierter landwirtschaftlicher Nutzfläche von 440 Schilling (1968) auf 805 im Vorjahr an — ist die Verzinsung des landwirtschaftlichen Aktivkapitals, das 1969 rund 178 Milliarden Schilling betrug, mit 12 Prozent nach wie vor unbefriedigend, zumal in der betriebswirtschaftlichen Kalkulation in der Regel mit 4 Prozent gerechnet wird. Der Verschuldungsgrad der österreichischen Landwirtschaft ist aber mit

Die Konzentration der Agrarförde-rung sowie die fortschreitende Rationalisierung und Spezialisierung der bäuerlichen Betirebe kommt auch dn der günstigen Wdrtschaftssituation der Bergbauerwbetriebe zum Ausdruck. Die rund 126.000 bergbäuerlichen Familienwirtschäften erzielten im Vorjahr 31,1 Prozent des gesamten Rohertrages, die Verschuldung am Aktivkapital lag bei 9,8 Prozent, das Betriebseinkommen je Vollarbeitskraft betrug etwa im Mühl-und Waldviertel durchschnittlich 28.800, das Nebeneinkommen 5600 Schilling.

Im Jahre 1969 expandierten die Agrarausfuhren um 18,2 Prozent auf 3,1 Milliarden Schilling, was vor allem auf eine Zunahme der Exporte in die EWG zurückzuführen ist, auf die insgesamt 67,8 Prozent der Exporte entfielen. Der Anteil der EFTA-Staaten sank auf 16,5 Prozent ab, während die Ausfuhren in die Oststaaten stark zunahmen und bereits 5,4 Prozent ausmachten. Wichtigste agrarische Exportprodukte waTen Vieh und Molkereiprodukte.

Der Import landwirtschaftlicher Erzeugnisse stieg im Jahre 1969 um etwa 4 Prozent an, der Wert erreichte etwa 8,4 Milliarden Schilling. Ein schwaches Drittel der Einfuhren entfiel auf die EWG, ein Zehntel auf die EFTA, ein Sechstel kam aus osteuropäischen Staaten. Aber immerhin deckte der heimische Landwirt im Jahre 1969 zu 85 Prozent den Ernährungsbedarf aus eigener Produktion, wobei der tägliche Kalorienverbrauch pro österreichischem Kopf 2990 betrug.

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