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Aktien-Performance liegt wesentlich über jener von Anleihen
Vielfach haben Aktien Im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren den Ruf, eine besonders riskante Veranlagungsform zu sein, die sich für den Hasardeur zwar bestens eignet, sein eingesetztes Kapital binnen kürzester Zeit zu vervielfachen bzw. zu verlleren, von der ein vorsichtiger, auf langfristigen Vermögensaufbau bedachter Anleger jedoch die Finger lassen sollte. Derartigen Vorurteilen begegnet man sowohl bei großen Institutionellen Investoren als auch bei Privatkunden, die dem Ansinnen des Vermögensberaters, auch Aktien in das Portfolio aufzunehmen, oft äußerst kritisch gegenüberstehen.
Inwieweit es sich dabei tatsächlich um bloße Vorurteile oder doch um die Quintessenz eines langjährigen an Erfahrungen reichen und Erträgen armen Investorenlebens handelt, haben in den letzten Jahren eine Reihe von Untersuchungen empirisch zu belegen versucht.
Die Ergebnisse zweier dieser Studien sollen im folgenden kurz dargestellt werden.1 Es handelt sich dabei um einen langfristigen Ertragsvergleich von Aktien und Anleihen zum einen für den US-amerikanischen Markt für den Zeitraum von 1802 bis 1990 und zum anderen für den deutschen Markt für die Periode von 1875 bis 1992. Eine vergleichbare Studie für den österreichischen Markt gibt es nicht, die Ergebnisse -insbesondere jene der deutschen Untersuchung - dürften auf den heimischen Markt jedoch durchaus übertragbar sein.
Risiko wird belohnt
In beiden Arbeiten werden die durchschnittlichen jährlichen Erträge der Anlagekategorien (Aktien-Anleihen) für den erwähnten Zeitraum bzw. für Subperioden anhand des Gesamtmarktes bzw. auch die durchschnittliche Abweichung von diesen jährlichen Ertragsraten (= Standardabweichung) ermittelt und verglichen. Gemeinhin wird der Wert dieser
Standardabweichung auch als Risikomaß einer Veranlagung verwendet.
Um es vorwegzunehmen, beide Studien kommen zum Schluß, daß zwar das Risiko in obiger Definition - nicht sehr überraschend - bei Aktien höher ist als bei Anleihen, dieses höhere Risiko jedoch durch im langjährigen Durchschnitt markant höhere Erträge bei Aktien abgegolten wird. Dies gilt sowohl für den gesamten Untersuchungszeitraum als auch für einzelne Subperioden. Das heißt, die Inkaufnahme des höheren Risikos bei Aktien wird - über einen längeren Zeitraum betrachtet - durch höhere Erträge belohnt, bzw. - um es in der Fachsprache auszudrücken - die Risikoprämie für Aktien ist positiv.
Trotz Kursschwankungen
So war zum Beispiel bei einer Veranlagung in den amerikanischen Aktienmarkt seit Kriegsende ein jährlicher durchschnittlicher Ertrag von 12 Prozent (arithmetisches Mittel) zu erzielen, während sich die Rentenperformance im Vergleich lediglich auf 4,9 Prozent belief.
Natürlich war die durchschnittliche Abweichung von diesem Mittelwert bei Aktien mit 14,6 Prozent höher als bei den Anleihen mit 9,6 Prozent, doch bei einem entsprechend langfristigen Investmenthorizont sollten zwischenzeitliche Kursschwankungen kein Problem darstellen. Ganz ähnlich sind die Ergebnisse in Deutschland, wo bei Aktien seit 1949 im Schnitt über 16 Prozent bei Anleihen nur 6,16 Prozent verdient werden konnten.
Breite Streuung wichtig
Als Schluß dieser Untersuchungen darf gelten, daß auch dem vorsichtigen, konservativen Investor Aktienveranlagungen unter zwei Voraussetzungen auf jeden Fall empfohlen werden können. Erstens sollten seine Aktien-Investments auf einen mehrjährigen Veranlagungshorizont ausgerichtet sein, um kurzfristige, vorübergehende Kursausschläge nicht zum persönlichen Drama werden zu lassen. Zweitens ist unbedingt auf eine breite Streuung sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene zu achten, um das aktienspezifische Risiko zu minimieren.
Mag. J. Pruckner, GiroCredit-Vermögensmanagement
' Jeremy J. Siegel, „ The Equity Premi-um: Stock and Bond Returns Since 1802” in „Financial Analysts Journal”, January 1992; Dr. Rolf Conen (Deutsche Bank), .Risikoprämien am deutschen Kapitalmarkt - Überblick der Renditen von Aktien und Anleihen seit 1875”
' Tabellen aus den angeführten Studien, gekürzt und zusammengefaßt
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