"Aktionismus ist notwendig"

Werbung
Werbung
Werbung

Brigitte Kratzwald, Attac-Aktivistin, wünscht sich eine "gerechtere" Globalisierung.

Die Furche: Welche Ziele hat der G8-Gipfel ihrer Meinung nach?

Brigitte Kratzwald: Diese Treffen werden als informell dargestellt, das ist o.k., wenn man sich trifft und Interessen abstimmt. Doch der Gipfel erhebt auch den Anspruch, die Welt zu retten. Er verspricht Hilfe für Afrika und Maßnahmen für den Klimaschutz. In Wirklichkeit treffen sich die Politiker der größten Wirtschaftsmächte mit Vertretern transnationaler Konzerne, um politische Perspektiven für die Welt zu entwickeln.

Die Furche: Macht macht vieles möglich …

Kratzwald: Und Macht haben die G8-Staaten. Sie bündeln 65 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Das Besprochene kann schnell in Entscheidungen der internationalen Organisationen wie des Währungsfonds oder der Weltbank einfließen. Dort haben die acht Länder knapp unter 50 Prozent der Stimmen, da braucht es nicht mehr viele Verbündete, um Dinge umzusetzen.

Die Furche: Das Netzwerk Attac ist gegen die Globalisierung und wird oft mit Randalierern gleichgesetzt …

Kratzwald: Wir sind Globalisierungskritiker, das ist ein Unterschied. Wir sind für eine gerechtere Globalisierung, als sie derzeit stattfindet. Auch das Werfen von Steinen ist nicht in unserem Sinn. Große Demos und Barrikaden sind aber Teil des notwendigen Aktionismus, damit die Medien und die Öffentlichkeit auf unsere Anliegen aufmerksam werden. Ein alternativer Gipfel alleine würde da nicht reichen.

Die Furche: Wie soll demnach diese andere Globalisierung aussehen?

Kratzwald: Bei den Entwicklungsländern muss das Konzept der Ernährungs-Souveränität im Mittelpunkt stehen, die Landwirtschaft soll aus dem Freihandel ausgenommen werden. Und das internationale Finanzsystem soll kontrolliert und im Bereich der Devisentransaktionen besteuert werden, um mit dem Geld Entwicklungs- und Umweltprojekte zu finanzieren.

Die Furche: Sie haben auch die Hedge-Fonds im Auge, warum?

Kratzwald: Sie werden häufig nicht über die Börse gehandelt, sie arbeiten ohne Kontrolle. Doch beeinflussen sie die Realwirtschaft enorm, da Unsummen mit Ihnen transferiert werden. Viele vergangene Krisen gehen auf sie zurück.

Das Gespräch führte Thomas Meickl.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung