Alles Glück der Erde in einer Kiste vor der Tür

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Ob Biohof Achleitner oder Adamah: Die Vermarktungsform des "Biokistls“ erfreut sich steigender Beliebtheit. Über den Siegeszug einer simplen Idee.

V ier Gurken, zwei Paprika, 300 Gramm klassische Karotten, ebenso viele violette, ein Bund Radieschen, ein Kilo Äpfel, ein halbes Kilo Trauben, ebenso viele Satsumas, 800 Gramm Bananen, ein Sack Erdnüsse und eine Tasse Physalis: Es ist ein üppiges Potpourri, das die Bezieherinnen und Bezieher der "großen Gemüsekiste“ des Eferdinger Biohofs Achleiner dieser Tage vor ihrer Schwelle finden. Andere haben sich nur eine kleine Büro- oder mittlere Mutter-Kind-Kiste ohne blähende Ingredienzien geordert. Doch egal ob Single oder Großfamilie: Was sie verbindet ist der Appetit auf möglichst saisonale und regionale Lebensmittel, auf einen möglichst geringen Verpackungsaufwand und einen vertrauenswürdigen Lieferanten, der ihnen das Neueste vom Feld samt Infos und Rezepten direkt vor die Haus- oder Wohnungstür platziert.

Bio als Vorsorgemedizin

5000 Biokisten in drei Größen und neun Varianten stellt der Eferdinger Biobetrieb Achleitner Woche für Woche zu. Zum stetig wachsenden Einsatzgebiet der zehn Lieferwägen gehören neben ganz Oberösterreich auch Teile von Niederösterreich, der Steiermark und Salzburg. Gefüllt sind die Kisten mit Produkten aus der eigenen, 80 Hektar umfassenden Landwirtschaft sowie Erzeugnissen von rund 100 weiteren Biobauern; im Winter werden auch Produkte speziell kontrollierter, ausländischer Bio-Lieferanten zugekauft.

Mit dem Konzept, ernährungsbewussten Kundinnen und Kunden Bio-Produkte frei Haus zu liefern und damit alternative Absatzmöglichkeiten zu erschließen, haben Ilse und Günter Achleitner in Österreich Pionierarbeit geleistet. Bereits 1990 stellen sie den Betrieb auf Bio um, acht Jahre später füllt Ilse Achleitner die ersten Biokisten - u. a. nach dem Vorbild der "Ökokiste“ des Münchner Amperhofs. Motiviert werden die Achleitners dabei vom Kirchdorfer Vorsorgemediziner Herbert Bronnenmayer, der seinen Patientinnen und Patienten Ende der 1990er Jahre biologische Lebensmittel ohne Pestizidrückstände nahelegt, die damals in den Supermärkten kaum verfügbar sind. "Er hat dann einfach zu uns gesagt: Stellt meinen Patienten einmal pro Woche so ein Kistl vor die Tür“, erinnert sich Ilse Achleitner. Parallel zum Patientenkreis des innovativen Arztes erweitert sich fortan auch der Kundenkreis der Achleitners. Heute sind bereits 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich "Biokiste“ beschäftigt.

In einer ähnlichen Liga wie der Eferdinger Pionier-Betrieb agiert mittlerweile auch der "Biohof Adamah“ von Gerhard Zoubek (Foto unten) im niederösterreichischen Glinzendorf - wenn auch mit ungleich dichterem Liefergebiet: 5500 Bio-Kisten stellen die 13 "Adamah“-Lieferwägen Woche für Woche im Großraum Wien zu. Erst jüngst hat man die Routenplanung umgestellt, so Zoubek: "Damit können wir die Touren effizienter machen und am Ende sogar Autos einsparen.“ Für den Glinzendorfer Visionär hat die Vermarktungsform des "Biokistls“, die er seit dem Jahr 2000 betreibt und die österreichweit immer mehr Anhänger findet (siehe Marginalspalte) zahlreiche Vorteile: Biobauern werden unabhängig vom Druck der Konzerne, neue Arbeitsplätze entstehen und die Menschen erhalten Bio-Lebensmittel "mit Biografie“ - ein besonderer Wert in unserer Wegwerfgesellschaft, so Zoubek. "Auch mit unseren Rezeptblättern wollen wir dazu beitragen, dass die Kistln besser verwertet werden und weniger weggeschmissen wird“, erklärt er. Pilz-Erdäpfelpuffer, Pastinakencurry und Steckrübenrösti mit Kohlsprossen werden diese Woche vorgeschlagen. Wohl bekomm’s!

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