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„Alpendollar“ rechtfertigt Vertrauen

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Unsere Währung genießt heute hohes internationales Ansehen. Das geht schon daraus hervor, daß Österreich zu jenen Ländern des Internationalen Währungsfonds zählt, die am Reingewinn teilhaben, der nur an die Gläubiger dieser Institution ausgeschüttet wird. Diese Voraussetzungen erfüllen nur 36 der 111 Mitgliedsstaaten. Von den insgesamt 31,9 Millionen Dollar, die an diese Staaten ausgeschüttet werden, entfallen auf Österreich 1,7 Millionen, damit trägt der Währungsfonds der Tatsache Rechnung, daß unter den 36 Ländern, die im abgelaufenen Geschäftsjahr Ziehungen des Fonds finanziert haben, Österreich nach der Bundesrepublik Deutschland, Italien, Holland, Belgien und Australien an sechster Stelle steht. Österreich konnte dem Fonds Mittel zur Verfügung stellen, da es verhältnismäßig hohe Währungsreserven besitzt.

Die Stärke unserer Währung spiegeln auch die Ergebnisse der Leistungsbilanz, die sich seit 1966 ständig verbesserten. So konnte das Passivum im ersten Halbjahr 1969 auf 200 Millionen Schilling abgebaut werden, gegenüber 1,8 Milliarden Schilling im gleichen Zeitraum des Vorjahres, 2,3 Milliarden 1967 und sogar 3,5 Milliarden im ersten Halbjahr 1966. Wesentlich hat dazu die Entwicklung unserer Exporte beigetragen. In den ersten acht Monaten dieses Jahres erreichten sie mehr als 39 Millionen Schilling, was gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum einer Steigerung von nahezu 20 Prozent gleichkommt.

Ein erfreuliches Bild bietet auch die innere Wirtschaftslage unseres Landes. Das sukzessive Auftreten der verschiedenen Konjunkturimpulse war der Aufrechterhaltung des glei- gewichtigen Aufschwunges sehr dienlich. Mit relativ großem Zeitäbstand folgte der vor allem aus der rasch steigenden Exporttätigkeit entspringenden Konjunkturbelebung die Nachfrage nach Investitionsgütern, allmählich zeigt sich auch eine zunehmende Steigerung des privaten Konsums. Die reale Erhöhung des Bruttonationalprodukts wird daher heuer auf gut 6 Prozent geschätzt, womit Österreich im Spitzenfeld der westlichen Industriestaaten liegt. Die verhältnismäßig spät einsetzende Investitionsbelebung, die langsam steigende private Konsumnachfrage sowie die Erwar tungen im Ausland lassen darauf schließen, daß der nächste Konjunkturwendepunkt weit ins Jahr 1970 hinausgeschoben wird.

Auch hinsichtlich der Preisentwicklung liegt Österreich im internationalen Vergleich sehr günstig, da nur wenige westliche Industriestaaten in der derzeitigen Aufschwungsphase geringere Preissteigerungen zu verzeichnen haben. Die Stabilität des Schillings trug auch dazu bei, daß Reallöhne und Spartätigkeit stark gestiegen sind. Der Spareinlagenstand Ende 1963 betrug 49,9 Milliarden Schilling, er konnte bis Ende August 1969 um rund 112 Prozent auf 105,8 Milliarden erhöht werden. Besonders erfreulich ist der Zuwachs an Spareinlagen innerhalb des letzten Jahres, er erreichte von August 1968 bis August 1969 13,7 Milliarden. Ich bezeichne diese Tasache deshalb als besonders erfreulich, weil sich darin ein großes Vertrauen der Österreicher in ihre Währung dokumentiert. Hätte im Zu sammenhang mit den zahlreichen Auf- und Abwertungsgerüchten um ausländische Währungen ein Vertrauensschwund eingesetzt, wäre es zu Abflüssen von Spargeldern und nicht zu einer solchen Steigerung gekommen. Trotzdem ist in Anbetracht der latenten Auftriebstendenzen, insbesondere auf dem Ar- beitsmarkt, größte Wachsamkeit geboten. Die österreichische Nationalbank verfolgt daher sehr genau die Entwicklung in den einzelnen Wirtschaftsbereichen und wird nicht verfehlen, ihr währungspolitisches Instrumentarium einzusetzen, wann immer es notwendig erscheint. Die Notenbank ist sich aber auch bewußt, daß sie allein nicht all die komplizierten Vorgänge steuern kann, die den Wirtschafts- ablauf heute bestimmen, sondern daß dies wie bisher nur durch eine gedeihliche Kooperation mit der Bundesregierung und durch die gute Zusammenarbeit der Sozialpartner möglich ist.

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