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Ankäufe haben wir eingestellt

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DIEFURCHE: Aufgescheucht durch die Ankündigung der Österreichishen Galerie, ihren Führungsbetrieb aus Kostengründen einzuschränken, frage ich, wie es zu dieser Situation kommen konnte?

Gerbert Frodl: Die sonntäglichen Führungen bleiben aufrecht, aber natürlich geht's ums Geld. Wir haben ein bestimmtes Budget für diese Vermittlungsarbeit, aber die Budgetkürzungen im Frühjahr wirken sich auch auf diesen Bereich aus.

Aufrecht bleiben die Aktivitäten für Kinder, was ausfällt, sind die zwei-bis dreimal wöchentlich stattfindenden fremdsprachigen Führungen, in denen free-lancer eingesetzt sind. Es muß keinesfalls Personal entlassen werden. Tatsächlich beginnt jetzt die besucherärmere Zeit, schon bisher gab es manchmal nur zwei, drei Leute bei den Führungen an Wochentagen. Das Ganze soll mehr Paukenschlag-Wirkung haben, soll signalisieren, daß die Museen, in dem Fall die Österreichische Galerie, gewillt sind zu sparen, aber daß wir nicht immer nur dort sparen können, wo man es nicht sieht.Wir sind auch ganz gut im,, Aufreißen” privater Geldquellen, aber das hat Grenzen.

DIEFURCHE: In welchen anderen Bereichen sind noch Einsparungen notwen-dlg?

FRODL: Das sind vor allem die Ankäufe, die haben wir fürs erste völlig eingestellt.

DIEFURCHE: Welche Ankäufe waren für heuer projektiert? FRODL: Vor allem Zeitgenossen; wir hätten auch Angebote für die Sammlung des 19. Jahrhunderts gehabt, auch ein schönes Angebot einer mittelalterlichen Waffe - das haben wir alles aufgeschoben.

DIEFURCHE: Gehen solche Angebote verloren?

FRODL: Ich kann die Anbieter ersuchen, uns einige Zeit im Wort zu bleiben. Aber wenn sich die finanzielle Situation zu Beginn des Jahres nicht entspannt, sind die günstigen Objekte weg.

DIEFURCHE: Haben Sie denn Hoffnung, daß sich die finanzielle Situtation entspannt3 pRODL: Ich bin ein Optimist.Wenn es uns gelingt, für 1996 wieder die Budgetmittel von 1994 zu erhalten, dann geht es uns nicht schlecht. Sollte das

Budget 1995 eine Ausnahme gewesen sein, dann können wi”r damit leben.

DIEFURCHE: Wo sehen Sie Möglichkeiten für weitere Einsparungen? FRODL: Dann müßten wir den Ausstellungsbetrieb einschränken.

DIEFURCHE: Aber in der Öffentlichkeit wird immernoch besucherfreundlicheren Öffnungszeiten gerufen... FRODL: Das ist eine Schere: Einerseits verlangt man von uns immer mehr Veranstaltungen, um die Besucherzahlen zu erhöhen. Andererseits fehlen die Mittel. Wir sind ja durchaus willens, private Geldquellen zu erschließen. So werden wir die Monet-Ausstellung im nächsten Jahr allein privat finanzieren, und auch die kürzlich eröffnete Ludwig-Ferdinand-Graf-Ausstellung ist zu 90 Prozent privat finanziert. Den Monet finanzieren wir - dank der Teilrechtsfähigkeit - zu rund 50 Prozent aus unseren Einnahmen aus dem Shop, einen Teil durch Sponsoren und einen Teil durch die Rückflüsse aus den Eintrittsgeldern. Das ist aber nicht bei jeder Ausstellung möglich.

DIEFURCHE: Man kann ja das Ausstellungsprogramm nicht nach solchen Gesichtspunkten gestalten... FRODL: Das kann ich höchstens einmal im Jahr machen ... Wir werden weiterhin bei den Ankäufen sehr zurückhaltend sein, ein gewisser Fixbetrag ist ja für den Betrieb des Hauses notwendig, das sind im Jahr mehrere Millionen.

Eine Privatisierung der Museen nach dem Modell von Schönbrunn kann nicht das Allheilmittel sein, eine etwas weitergehende Teilprivatisierung könnte ich mir schon vorstellen, beispielsweise die Verfügungshoheit über die Eintrittsgelder. Aber der Staat darf sich nicht aus seiner Verantwortung für staatliche Sammlungen zurückziehen. Er muß die Aufrechterhaltung des Betriebes garantieren. Könnten wir über die Eintrittsgelder verfügen, dann könnten wir auf operative Teile des Budgets verzichten, weil wir selbst dann anders wirtschaften könnten. Jetzt können wir beispielsweise nicht ansparen, nicht über mehrere Jahre hinweg kalkulieren. Wenn ich das Ankaufsbudget zwei Jahre lang anspare, dann kann ich ein besonderes Werk für die Galerie kaufen. Mit Köpfchen wäre hier ein Spielraum vorhanden.

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