Herbie - das Emotionsauto schlechthin - Herbie, die Kino-VW-Käfer-Persönlichkeit mit Herz und Verstand, zeigt, dass für viele ein Auto nicht nur ein Auto ist. Auch die E-Mobilität versucht, auf diese emotionale Schiene zu setzen. - © Wolfgang Machreich

Autokult recycelt und neu designt

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Drei der neuesten Mobilitäts-Entwicklungen aus der Autobranche.

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Drei der neuesten Mobilitäts-Entwicklungen aus der Autobranche.

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Während in der deutschen VW-Autostadt Wolfsburg die aktuelle Ausstellung „Future of Motion“ Zukunftsentwürfe von 15 Design- und Architekturschulen weltweit für eine Mobilität ohne (Verbrenner-)Individualverkehr liefert, schwelgte man am Wochenende im niederösterreichischen Eggenburg noch in VW-Käfer-Nostalgie. Ein Autokorso fuhr ins nahe Schloss Harmannsdorf, wo Bertha von Suttner „Die Waffen nieder!“ schrieb. „Neue Auto-Ideen hoch!“ passt stattdessen gut für den mobilen Zeitgeist. Hier drei der neuesten Entwicklungen aus der Autobranche:

Aus Fischernetz mach Autositz

Um Batteriesysteme von Elektroautos im großen Stil wiederverwerten zu können, hat Mercedes-Benz im März mit dem Bau einer Recyclingfabrik in Baden-Württemberg begonnen. Volkswagen sucht für sein „weltgrößtes Trainingscamp für Batterietechnologie“ in Salzgitter/Niedersachsen nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit chemischem Spezialwissen und will Chemielaboranten als Lehrlinge ausbilden.

Auch bei der energieeffizienten Herstellung und Wiederverwertung von Aluminium und Stahl stehen die Weichen auf CO₂-Minimierung: Die Karosserie für den neuen Mercedes-Benz EQS besteht zu 80 Prozent aus rezykliertem Stahlschrott. Kunststoffgarne für Autositze und -teppiche stammen zunehmend von rezyklierten PET-Flaschen, Sicherheitsgurten und Textilresten. BMW sammelt weltweit in Häfen gebrauchte Fischernetze und Seile, um daraus Econyl-Garne für seine Autotextilien herzustellen.

Aus E-Mobil mach Autogott

Vollelektrisch angetriebene Hypercars sind in jeder fahrtechnischen Hinsicht extrem – und ein weiterer Beweis auf vier Rädern, dass mit E-Mobilität die Lust auf „schneller, schöner und teurer“ nicht abgedreht wird. Die Tendenz zu „grotesk hohem Leistungsvermögen“ ist im E-Sektor sogar ausgeprägter. Das österreichische Unternehmen Deus Automobiles schraubt gerade die Rekordmarken weiter nach oben: 1650 kW (2200 PS) wird ab 2025 im Zulassungsschein des Deus Vayanne (gesprochen Vienne) stehen; sein Drehmoment entspricht Schwer-Lkws. Damit lässt sich das viereinhalb Meter lange und 1810 Kilogramm schwere Auto in 1,99 Sekunden auf 100 km/h und bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von über 400 km/h beschleunigen. Interessenten sollten trotz eines Kaufpreises von zwei bis drei Millionen Euro schnell sein – nur 99 Stück dieser teuflisch schnellen Deus-Hypercars werden gebaut.

Aus Autojobs mach Fahrradboom

Der europäische Verband von Automobilzulieferern CLEPA rechnet bei der Umstellung auf Elektrofahrzeuge bis 2040 mit einem Nettoverlust von europaweit 275.000 Arbeitsplätzen. Derzeit sind in der EU 3,4 Millionen Menschen direkt und indirekt in der Autoindustrie beschäftigt. Angesichts dieser Prognose präsentiert sich der Fahrradsektor als Job-Alternative. Mit 16,1 Millionen produzierten Fahrrädern und E-Bikes ist die Fahrradproduktion in der EU derzeit auf dem höchsten Stand seit Beginn der Statistik im Jahr 2000. Ein Verantwortlicher der „European Cyclists’ Federation“ erklärte dem Nachrichtenportal Euractiv: „Die Fahrradindustrie in Europa kann Hunderttausende von neuen Arbeitskräften aufnehmen, die über die Fähigkeiten zum Schweißen, zur Elektrifizierung, zur Montage und zur Herstellung verfügen, die wir brauchen, um die Industrie wachsen zu lassen.“

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