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Bauern brauchen stabile Rahmenbedingungen

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dieFurche: Herr Präsident Schwarz-böck, was erwarten Sie sich als oberster Interessenvertreter der Bauernschaft von der neuen Bundesregierung?

Rudolf Schwarzböck: Wie jeder Österreicher erwarte ich von der österreichischen Bundesregierung, daß sie mit den Konsolidierungs- und Reformmaßnahmen die Staatsfinanzen wieder in Ordnung bringt und den Wirtschaftsstandard Österreichs sichert. Gemeinsam konnte mit den Sozialpartnern ein Sanierungsprogramm erarbeitet werden, das alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen in die dringend notwendige Budgetkonsolidierung einbindet. Für die Bauern ist von besonderer Bedeutung, daß der Europavertrag außer Streit steht und somit auch im Konsolidierungsprogramm 1996 bis 1999 eine wichtige Grundlage bäuerlicher Einkommensbildung darstellt. Die bäuerliche Interessenvertretung trägt dieses Sanierungsprogramm mit, weil gerade wir Bauern auf stabile Rahmenbedingungen angewiesen sind. Zu beachten ist, daß im Rahmen der Konsolidierung eine Beschäftigungsoffensive gestartet wurde, um zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen und die Zahl der Arbeitslosen zu senken. Das Beschäftigungsprogramm der Sozialpartner ist ein geeignetes Instrument, um jene Maßnahmen offensiv setzen zu können, die zur Steigerung der Beschäftigung führen.

Für die Bauern sind naturgemäß jene Maßnahmen von besonderer Bedeutung, die einen wirtschaftlich gesunden ländlichen Baum garantieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine rasche und vollständige Umsetzung der Zielgebiete-Projekte sowie der Sektorpläne dringend erforderlich. Der im Beschäftigungsprogramm vorgesehene Ausbau der Infrastruktur sowie die Forcierung der Fernwärme können für die Bauern gerade im Bereich des Hoffnungsmarktes Energie aus Biomasse neue zusätzliche Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten eröffnen.

dieFurche: Es wird in diesen Tagen immer wieder von einer Gründerwelle gesprochen, was verstehen Sie darunter?

Schwarzböck: Darunter verstehe ich, daß durch eine flexiblere Gewerbeordnung auch im ländlichen Baum verstärkt neue Klein- und Kleinstbetriebe gegründet werden können. Durch Erleichterungen bei der Unternehmensgründung, aber auch durch die einfachere Handhabung von Kooperationen zwischen Bauern, Gewerbe, Handel und Industrie in den Regionen, könnten zusätzliche Arbeitsplätze in den ländlichen Räumen entstehen. Gerade die Bauern sind handwerklich vielseitig begabt und könnten ihr Wissen und Können auf diese Weise verstärkt der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.

dieFurche: Vom ländlichen Raum hinaus in die weite Welt Wie sehen Su1 die Entwicklung auf internationaler Ebene?

Schwarzböck: Gerade auf internatio naler Ebene kommen auf Österreich! Bauern in den nächsten Jahren große Herausforderungen zu. Es sind dies die weitere Reform der Gemeinsa men Agrarpolitik der EU, bei der die Bauern Kontinuität und Sicherheil erwarten. Es ist weiters die Osterweiterung, die ein partnerschaftliches Vorgehen aller Wirtschaftsbereiche verlangt und nicht allein auf dem Rücken der Bauern erfolgen darf. Schließlich ist eine neuerliche Ände rung fler Welthandels-Regeln vorge sehen.

Diese neuen Regeln dürfen aber auf keinen Fall die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft oder der Natur belohnen. Es muß auf jeden Fall sichergestellt sein, daß bei der GAP-Reform, der Osterweiterung und der geplanten Weiterentwick lung des Welthandelsabkommens die regionale und topographische Situation Österreichs mit seiner klein- und mittelbäuerlichen Struktur, seiner nachhaltigen, ökologisch verträglichen Bewirtschaftung, seinen Famiii enbetrieben und seiner gewachsenen bäuerlichen Kultur berücksichtigt wird. Dabei brauchen die Bauern in der Regierung einen starken Partner, der ihre Interessen in den jeweiligen internationalen Entscheidungsgre mien entsprechend vertritt.

Das Gespräch

führte Marlin Main

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