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Bauernmärkte

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Ob Kürbiskernöl, selbstgemachte Marmeladen, Käsespezialitäten, Würste oder gleich das komplette Partybuffet - die Palette der am Bauernhof hergestellten Lebensmittel wächst ständig. War die Direktvermarktung von bäuerlichen Produkten vor zehn Jahren noch eine Rarität, ist sie mittlerweile ein wichtiger Betriebszweig geworden und leistet - bereits für jeden zehnten Betrieb - einen wichtigen Beitrag zur Existenzgrundlage der Bauern. Notwendig geworden ist die Fvigeninitia-tive der Landwirte auch durch den EU-Beitritt. Erstens, um die stetig sinkenden Preise für Lebensmittel durch andere Vertriebswege wieder aufzufangen und zweitens, um den Buf, Österreich als Feinkostladen Europas gerecht zu werden und weiter auszubauen.

Wurden 1985 vier Bauernmärkte gegründet, so waren es im letzten Jahr bereits 25. Insgesamt wurden 1995 265 Bauernmärkte registriert. „ Da ist in den letzten zwei Jahren viel Bewegung hineingekommen”, meint auch Gerhard Popp, Pressesprecher im Landwirtschaftsministerium. Verkauft wird alles, was am Bauernhof produziert werden kann. Die Vermarktung von qualitativ hochwertigen, möglichst natürlich erzeugten Lebensmittel findet beim Konsumenten großen Anklang. Fane wichtige Rolle spielt dabei die Regionalbezo-genheit der Spezialitäten.

Ob Hauszustellung, Ab-Hof-Verkauf, Bauernläden oder -Märkte, die Vorteile der Direktvermarktung liegen für den Familienbetrieb auf der Hand:

■ Risikoverminderung durch mehrere Arten der Existenzabsicherung;

■ Sicherung des Arbeitsplatzes am Bauernhof;

■ höhere Wertschöpfung;

■ Kontakte zum Verbraucher;

■ Förderung der Kreativität, Eigeninitiative und Eigenverantwortung;

■ Marktentlastung durch Rücknahme von Mengenprodukten bei gleichzeitiger Fjzeugung von Spezial-produkten.

Die Privatinitiative der Rauern und der direkte Verkauf auf Bauernmärkten haben sich vor allem in den Bundesländern Oberösterreich, Steiermark und Kärnten durchgesetzt. In Ost-Österreich hat hingegen der Straßenverkauf größere Bedeutung. Über zwei Drittel der Bauernmärkte werden einmal pro Woche, meistens Samstags, abgehalten.

Da die Direktvermarktung ein sehr arbeitsintensiver Betriebszweig ist, organisieren sich die Bauern meist in Vereinen und Arbeitsgemeinschaften. Daneben wurden auch unterstützende Vermarktungs- und Vertriebseinrichtungen geschaffen, etwa die „Grüne Börse” in Oberösterreich oder „Bewußt leben” in Vorarlberg.

Gut bewährt haben sich auch Kooperationen zwischen bäuerlichen Direktvermarktern, Gastronomiebetrieben und dem Lebensmittelhandel. So beziehen viele „In”-Lokale die Kartoffeln direkt von denWaldviert-ler Bauern und den Käse von einer Tiroler Alm.

Einziger Wermutstropfen: Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind teilweise sehr eng gesteckt. Die Bauern müssen bei der Direktvermarktung eine Fülle von gesetzlichen Bestimmungen beachten und sind dann auch prompt mit Klagen konfrontiert, etwa durch Verletzung von Hygienevorschriften oder der Gewerbeordnung. Die bäuerliche Direktvermarktung ist vom letzteren ausgenommen, doch wird die „graue Zone” gelegentlich überschritten. Da die Direktvermarktung schwer zu kontrollieren ist, ist es auch schon vorgekommen, daß sich ein Bauer die Kartoffeln bei Inzersdorfer gekauft und dann am Bauernmarkt als sein Produkt angeboten hat, berichtet Kurt Zarl vom Niederösterreichischen Handelsverband. Oder ein Bauer verkauft Äpfel, obwohl er keinen einzigen Apfelbaum hat. Doch das seien eher die Ausnahmen. „FjS gibt immer ein paar schwarze Schafe,” so Zarl.

Aufpassen müssen Bauern beim Verkauf von Tees. So dürfen sie Salbei-, Lindenblüten-, Brennessel- oder Malventee nicht verkaufen, da diese Tees als Arzneimittel eingestuft sind und demnach nur in Apotheken oder Drogerien angeboten wrerden dürfen. Werden sie hingegen in Mischungen oder als Gewürze angeboten, fallen sie unter das Lebensmittelgesetz und dürfen vom Bauer vermarktet werden. Allerdings ist auch bei Mischungen Vorsicht geboten. Kamille darf nur bis zu maximal 30 Prozent im Teesackerl drinnen sein, Malve sogar nur bis zu fünf Prozent.

Wird gegen diese Vorschrift verstoßen, drohen saftige Klagen seitens des Drogistenverbandes.

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