6667218-1960_40_23.jpg
Digital In Arbeit

Bauernsorgen

Werbung
Werbung
Werbung

Die Bergbauernbetriebe Tirols sind vielfach nicht in der Lage, wirtschaftlich notwendige Vorhaben aus eigener Kraft zu vollbringen. In solchen Fällen ist es Aufgabe der öffentlichen Hand, mit Beihilfen einzugreifen. Leider konnten die Besitzfestigungsmittel den steigenden Investitionskosten und den schnell wachsenden Aufgaben nicht folgen. Es konnte zwar eine gesunde Entwicklung der Berghöfe gefördert, der Nachholbedarf aber nicht gedeckt werden. Von allen agrartechnischen Förderungssparten muß die Besitzfestigung als unmittelbare Förderung der Berghöfe mit den niedrigsten Beihilfensätzen vielfach nicht die relativ, sondern auch absolut höchste Eigenleistung der Berghöfe mobilisieren. Gegenwärtig müssen bei Besitzfestigungsvorhaben nicht nur die Ersparnisse der letzten Jahre, sondern auch die Kreditfähigkeit der Berghöfe für die folgenden sieben bis zehn Jahre voll ausgeschöpft werden. Durch die relativ geringen Beiträge müssen Investitionen mit dem durchschnittlich fünf- bis sechsfachen Aufwand verwirklicht werden. In der gegebenen Größenordnung wird damit Besitzfestigung für andere Gewerbe nicht weniger vorteilhaft als für den Bergbauern selbst, da ja das gesamte wirtschaftliche Leben der Berggebiete hierdurch neue Impulse erfährt.

Im abgelaufenen Berichtszeitraum wurden im Rahmen der Besitzfestigung als solcher 194 Wohnhäuser, 651 Wirtschaftsgebäude mit Düngerstätten, 38 Wasserversorgungsanlagen, 69 Wirtschaftsaufzüge, 156 Elektrifizierungen, 25 Absatzeinrichtungen und 738 betriebswirtschaftliche Maßnahmen durchgeführt. Durch eine Beitragssumme von 22,6 Millionen Schilling und Darlehen von 12 Millionen Schilling konnte ein Aufwand von 129 Millionen Schilling auf etwa 1745 Berghöfen für Neuinvestitionen mobilisiert werden. Im Rahmen von Sonderaktionen für Bergbauern konnte ein weiterer Aufwand von 9,9 Millionen Schilling durch einen Beitrag von 2,9 Millionen Schilling aus Landes- und ERP-Mitteln gefördert werden.

Im Zusammenhang mit der Besitzfestigung sollen auch die mit der Stallverbesserung, landwirtschaftlichen Bauberatung und dem Siedlungswesen zusammenhängenden Gebiete beleuchtet werden. Gerade dem Letztgenannten kommt durch die Auflösung der materiellen Teilungen, die Auflockerung der Ortslage, die Zulehenssiedlung und die Verbesserung der Agrarstruktur besonders im Realteilungsgebiet Tirols hohe Bedeutung zu. Im Berichtszeitraum wurden 240 Wohnhäuser und 259 Wirtschaftsgebäude mit einem Aufwand von 68,7 Millionen Schilling durch einen Beitrag von 16,1 Millionen Schilling gefördert. Diese Maßnahmen sind fast durchweg nicht nur für die Entwicklung der einzelnen Höfe, sondern der ganzen Nachbarschaft entscheidend. Leider wurden die Bundesmittel für derartige Aktionen in den vergangenen zehn Jahren wesentlich gekürzt. So betrugen sie 1949 noch 11,5 Millionen Schilling, während sie im Jahre 1959 auf 2,6 Millionen Schilling gesunken sind.

Im Rahmen der Stallverbesserungsaktionen, . für die hauptsächlich ERP-Mittel zur Verfügung gestellt wurden, konnten in 3967 Fällen rund 54.000 Kubikmeter Jauchegruben- und Düngeranlagen sowie Verbesserungen an Stallungen für 34.000 GVE mit einem Betrag von 6,4 Millionen Schilling gefördert werden. Da mit geringfügigen Beihilfen den Bauern weniger geholfen ist als durch ein entsprechendes Darlehen, werden in Hinkunft die für Stallverbesserungen verfügbaren Mittel als Zinsendienst für den Landeskulturfonds verwendet und die Stallverbesserungsaktion über den Landeskulturfonds weitergeführt. Das landwirtschaftliche Bauwesen hat nach dem Kriege in allen europäischen Ländern einen großen Aufschwung genommen. In Tirol handelt es sich darum, mit der allgemeinen Entwicklung Schritt zu halten und doch die gegebenen Besonderheiten zu berücksichtigen. Insbesondere im Stallbau ergaben sich laufend neue Erkenntnisse, die über den Freilandstall zum nunmehr entwickelten Tramlüfter geführt haben. Die Erkenntnisse wurden in Richtlinien zusammengefaßt, die für die Praxis einen wertvollen Behelf bilden. Durch Abhaltung von Kursen, Herstellung von Modellen wurde den praktisch ausführenden Bauleuten immer wieder der neueste Stand der Forschung vermittelt. Welche Fehlinvestitionen durch die Bauberatung erspart geblieben sind, läßt sich nicht abschätzen. Der Erfolg der Bauberatung wird noch lange wirksam bleiben, wenn die Beihilfe den Empfängern schon längst in Vergessenheit geraten ist.

Im Zusammenhang mit den agrartechnischen Förderungssparten sei auch die Abwicklung der Unwetterschäden genannt, die im Vermögen physischer Personen oder Gemeinschaften eintraten. Ein Teil der Behebungsarbeiten wurde aber von den zuständigen Abteilungen der Landesregierung und auch von der Landeslandwirtschaftskammer geleitet. Durch die Lawinenkatastrophen 1951 und 1954 und die Hochwasserschäden 1954, 1956 und 1958 entstand im Vermögen physischer Personen und Gemeinschaften ein Gesamtschaden von 91,9 Millionen Schilling in 1488 schweren Fällen. Die Behebung konnte durch eine Beihilfe von 41,5 Millionen Schilling gefördert werden.

Im Berichtszeitraum konnte in 2481 Fällen durch die Gewährung von zinsenlosen und niederverzinslichen Darlehen in der Höhe von 65,1 Millionen Schilling geholfen werden. Hiervon entfallen auf Besitzfestigung und Siedlung zirka 19,4 Millionen. Ungefähr die Hälfte der Darlehen wurde zinsenlos, die andere Hälfte niederverzinslich vergeben. Über den Verwendungszweck gibt folgende Übersicht Aufschluß:

Bauliche Investitionen ............... 49%

Verbesserung der Agrarstruktur und

Zusammenlegung ................. 34%

Notstandsfälle ..................... 4%

Genossenschaftliche Einrichtungen ..... 3%

Alpverbesserungen .................. 3%

Elektrifizierung und Seilwege.......... 3%

Landarbeiterwohnungsbau ............ 2%

Wasserversorgung ................. 2%

Die Tätigkeit des Landeskulturfonds ist wohl nicht mehr wegzudenken aus der Landwirtschaftsförderung Tirols.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung