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Besprechung der Bilanz der österreichischen Länderbank

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Im Zuge der Kapitalumstellung der Großbanken hat die Oesterreichische Länderbank zugleich mit der Rekonstruktionsbilanz per 31. Dezember 1954 und der Schilling-Eröffnungsbilanz per 1. Jänner 195 5 den regulären Jahresabschluß für das Jahr 1955 beschlossen. Während die letzte Bilanz der Länderbank vor Kriegsende ein Grundkapital von 20 Millionen Schilling und Reserven von 5 Millionen Schilling ausgewiesen hatte, ergibt sich in der Bilanz 1955 ein Grundkapital von 250 Millionen Schilling und offene Reserven von 129 Millionen Schilling, mithin ein haftendes Eigenkapital von 379 Millionen Schilling. Hierzu kommt noch die Pensionsrücklage von 123 Millionen Schilling, die an sich nach versicherungsmathematischen Grundsätzen errechnet ist und die gegenwärtigen Pensionsansprüche deckt. Sie ist den übrigen Reserven gleichzustellen, da nach den Erläuterungen der Ländeibank die Pensionszahlungen wie bisher zusätzlich zu den Leistungen der selbständigen Pensionsk??se aus den laufenden Erträgnissen bestritten weiden sollen.

Insgesamt ergeben sich damit in der Bilanz 1955 Eigenmittel von 502 Millionen Schilling, denen fremde Gelder von 3 Milliarden, 591 Millionen Schilling gegenüberstehen. Wenn man bedenkt, daß nach Kriegsende der überwiegende Teil der Aktiven aus den wertlos gewordenen Reichsschätzen bestand und sich auch unter den übrigen Vermögenswerten noch weitere, durch die Kriegsereignisse dubios gewordene Forderungen befanden, so ist die Tatsache, daß jetzt, nach rigoroser Abschreibung aller zweifelhaften Posten und einer sehr vorsichtig bemessenen Aufwertung der Wertpapiere und Beteiligungen, wieder Eigenmittel zur Verfügung stehen, die sich in einem so günstigen Verhältnis zum Fremdkapital befinden, als ein bemerkenswerter Erfolg anzusprechen. Wenn schon bisher, trotz der störenden Wirkung des Fehlens der Bilanzziffern, die Länderbank im In- und Ausland eine günstige Beurteilung gefunden hatte, so wird diese positive Einschätzung auf Grund der nun vorgelegten Zahlen als vollauf gerechtfertigt angesehen weiden können.

Die von der Länderbank erteilten Kontokorrentkredite haben im Laufe des Jahres 195 5 von 1676 Millionen auf 1841 Millionen Schilling zugenommen, das Wechselportefeuille von 817 Millionen auf 1102 Millionen Schilling. Angesichts des steilen Anstiegs der Konjunktur im Berichtsjahr deutet diese durchaus niäßige Zunahme darauf hin, daß das Institut — getreu seiner langen Tradition als Mobilbank — eine sehr vorsichtige Veranlagungspolitik betrieben hat, womit es sich im übrigen auch im Einklang mit den konjunkturpolitischen Wünschen der Staatsführung befand, die in den bekannten Restriktionsabkommen ihren Niederschlag gefunden haben. Die Liquidität belief sich im Jahresdurchschnitt 195 5 auf 54,4 Prozent und am Bilanzstichtag sogar auf 59,1 gegen 5 3,8 Prozent am Bilanztermin des Jahres 1954. Die Bank hat es demnach verstanden, zwischen den begreiflichen Kreditwünschen ihrer Kundschaft und den allgemeinwirtschaftlichen Erfordernissen in ihren Ausleihungen die richtige Synthese zu finden. Neben den von der Länderbank gewährten Eigenkrediten sind auch noch die ERP-Aufbaukredite zu erwähnen, die aus den Counterpartmitteln gespeist werden. Diese Aufbaukredite beliefen sich bei der Länderbank auf 2778,5 Millionen Schilling, womit sich ein Anteil dieses Instituts an der gesamten ERP-Aufbaukreditaktion von rund 40 Prozent ergibt.

Auf der Passivseite der Bilanz sind die Spareinlagen im Laufe des Jahres 195 5 von 392 Millionen auf 53 5 Millionen Schilling gestiegen, wiihrend die Kontokorrenteinlagen im Zusammenhang mit der eingetretenen Geldverknappung von 3159 Millionen auf 3052 Millionen Schilling abgenommen haben. — Die Umsätze auf den Kontokorrentkonten haben im Laufe des Jahres 195 5 um 27,5 Prozent zugenommen, die Anzahl der Buchungsposten um 15,5 Prozent. Die Bilanzsumme hat sich von 4083 Millionen auf 4215 Millionen Schilling erhöht.

Die Einnahmen des Geschäftsjahres 1955 werden nach Vornahme der üblichen Saldierungen mit 240 Millionen Schilling ausgewiesen, denen auf der Ausgabenseite 22 Millionen an Sachaufwendungen und 84 Millionen Schilling an Perso.ialaufwendungen im weiteren Sinn (bei einem Personalstand von zuletzt 1643 Angestellten) gegenüberstanden. Besonders bemerkenswert ist, daß trotz einiger steuerlicher Begünstigungen, die im Jahre 1955 zum letzten Mal in Anspruch genommen werden konnten — so die Steuerermäßigung gemäß SpBG. auf gesperrte Wertpapiere im Ausmaß von 10 Prozent des Nominales und die Bildung einer steuerfreien Rücklage nach 13 des Rekonstruktionsgesetzes, letztere in Höhe von 24 Millionen Schilling — die Steueraufwendungen für 195 5 unter Einbeziehung des erstmals fälligen Rekonstruktionsbeitrages bereits 61 Millionen Schilling erreichten.

Nach reichlichen Rückstellungen und Abschreibungen — die Bankgebäude und Mobilien stehen nur mit Merkwerten in der Bilanz — und nach einer Stärkung der Rücklagen um 51 Millionen Schilling verbleibt für 1955 ein Reingewinn von 16,6 Millionen Schilling, aus dem eine Dividende von 6 Prozent ausgeschüttet wird, die bekanntlich zur Gänze dem Bund zufließt. Diese Dividende erfordert 15 Millionen Schilling, so daß rund 1% Millionen Schilling auf neue Rechnung vorgetragen werden.

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