Hühner - © Foto: BIO Austria

Bio-Austria-Obfrau Grabmann: "Keine Zeit für Bio-Hängematte"

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Österreich erfüllt das EU-Ziel von 25 Prozent an biologisch angebauten Flächen. Für Bio-Austria-Obfrau Gertraud Grabmann kein Grund, den Bio-Ausbau zu bremsen. Von der Regierung fordert sie Unterstützung bei der Etablierung von Absatzmärkten.

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Österreich erfüllt das EU-Ziel von 25 Prozent an biologisch angebauten Flächen. Für Bio-Austria-Obfrau Gertraud Grabmann kein Grund, den Bio-Ausbau zu bremsen. Von der Regierung fordert sie Unterstützung bei der Etablierung von Absatzmärkten.

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Gertraud Grabmann kennt die Biolandwirtschaft aus der Praxis. Im Innviertler Sauwald betreiben sie und ihre Familie einen Bio-Betrieb mit Ochsenmast, Freilandschweinen, Dinkel und Kartoffel. An der Spitze der österreichischen Biobäuerinnen und -bauern steht sie seit 2015.

DIE FURCHE: Frau Grabmann, die EU-Kommission hat ein Bio-Aktionsprogramm vorgelegt. Oberstes Ziel darin ist, die Bio-Landwirtschaft EU-weit bis 2030 auf 25 Prozent zu erhöhen – wie bewerten sie diesen Rückenwind für Bio aus Brüssel?
Gertraud Grabmann:
Das sehe ich natürlich positiv. Die EU-Kommission prescht mit einem starken Programm zur Stärkung von Bio voran. Der Aktionsplan enthält sowohl Anreize zur Produktions- als auch zur Absatzsteigerung von Bio-Lebensmitteln. Und die Kommission nimmt die Regierungen in die Pflicht, Verantwortung für die Weiterentwicklung des gesellschaftlich erwünschten und ökologisch notwendigen Umbaus der Landwirtschaft durch eine Stärkung des Bio-Sektors zu übernehmen. Ich sehe das als klare Botschaft, dass sich Bio auch in Österreich weiterentwickeln können muss.

DIE FURCHE: In Österreich werden bereits 26 Prozent der landwirtschaftlichen genutzten Fläche biologisch bewirtschaftet – wir könnten uns auch zurücklehnen?
Grabmann:
Nein, wenn sich jetzt alle in die Hängematte legen, die schon etwas in Punkto Ökologie geleistet haben, werden wir die Klimaziele des Europäischen Grünen Deals nicht erreichen. Als europäischer Bio-Vorreiter haben wir eine andere Ausgangslage als manch anderes Land, aber auch wir müssen unsere Potenziale ausbauen, um unseren Beitrag zum europäischen Durchschnitt von 25 Prozent zu leisten.

DIE FURCHE: Wo gehört Bio in Österreich ausgebaut? Was raten Sie Bäuerinnen und Bauern, die überlegen, auf Bio umzusteigen?

Grabmann: Das Potenzial ist breit gefächert: Beispielsweise werden nur etwa drei Prozent der Schweine in Österreich biologisch gehalten. Die derzeit große Nachfrage kann damit nicht bedient werden. Bio-Eier sind stets sehr gefragt, nicht nur zu Ostern, genauso wie Geflügel. Bei Milch werden verstärkt Produzenten für besondere Milchvarianten gesucht, etwa Bio-Heumilch. Aber auch bei Obst, Gemüse, Wein gibt es ausreichend Potenzial. Verarbeitungsbetriebe und der Handel sind derzeit in vielen Bereichen auf der Suche nach Bio-Rohstoffen aus Österreich.

DIE FURCHE: In der Corona-Krise ist die Nachfrage nach Bio-Produkten stark gestiegen – wie erklären Sie diesen Trend?
Grabmann:
So wie in anderen Bereichen ist Corona hier nicht Auslöser eines Trends, sondern Verstärker. Der Hunger der Konsumentinnen und Konsumenten auf Bio wächst seit Jahren kontinuierlich. Die Klimakrise hat Umweltaspekte verstärkt ins Bewusstsein gerückt. Auch der dramatische Rückgang der Biodiversität ist in der Gesellschaft angekommen. All das sind Treiber der Nachfrage nach Bio. Immer mehr Menschen wissen, dass ökologische Nachhaltigkeit eine Kernkompetenz der biologischen Landwirtschaft ist. In der Corona-Krise hat sich der Wunsch nach umweltschonend hergestellten, gesunden Bio-Lebensmitteln aus der Nähe noch einmal deutlich verstärkt. Es wird mehr Wert auf die Frage gelegt: Was nehme ich zu mir?

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