Biodiesel ja, aber nicht beimischen

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Die für das Projekt notwendigen 300 Millionen Schilling in Wärmedämmung investiert bringen der Umwelt viel mehr.

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Die für das Projekt notwendigen 300 Millionen Schilling in Wärmedämmung investiert bringen der Umwelt viel mehr.

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Für die Umwelt, speziell für die Reduktion des Treibhausgases CO2, müssen die wirkungsvollsten Lösungen umgesetzt werden! Jedem Dieseltank einen Teil Raps-Biodiesel vorzuschreiben ist jedoch keine effiziente Maßnahme zur CO2-Reduktion und kann sogar zu Umweltbelastungen führen. Zudem gehen positive Eigenschaften des Biodiesels, wie etwa die schnellere Abbaubarkeit in Boden oder Wasser, durch die Beimischung zu Dieseltreibstoff verloren.

Trotzdem will Umweltminister Martin Bartenstein die verpflichtende Beimischung vorschreiben. Bedauerlicherweise gibt es dazu kein sonst übliches Begutachtungsverfahren. Klare Stellungnahmen gäbe es allerdings bereits. Die von Umwelt-, Landwirtschafts-, Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie "Bioenergie-Cluster Österreich" lehnt die Biodiesel-Beimischung als nicht sinnvoll ab. Selbst in agrarischen Fachkreisen stößt die Beimischungsverpflichtung auch auf Kritik, so die Bundesanstalt für Agrarwirtschaft. Experten befürchten, daß "das sinnvolle Projekt durch einen ungeeigneten Lösungsansatz mehr Schaden anrichten als nützen könne".

Auch andere Studien stellen dem Raps-Biodiesel kein gutes Zeugnis aus. Werden etwa bei der Berechnung des Umwelteffektes für den Klimaschutz Treibhausgase wie Lachgas und Methan berücksichtigt, so ergibt die Nettowirkung der ersetzten Dieselmenge lediglich 17 bis 29 Prozent. Immerhin besser als nichts, könnte eine Schlußfolgerung sein. Aber, das Ganze kostet viel Geld und bringt zusätzliche Umweltbelastungen und nur einen Bruchteil an Wirkung verglichen mit anderen Maßnahmen. Das Fördervolumen in Höhe des berechneten Steuerausfalls von 300 Millionen Schilling für die benötigte Rapsdieselmenge könnte zum Beispiel bei Wärmedämmmaßnahmen fast dreimal soviel und bei Umstellung auf Fernwärme beinahe zehnmal soviel Energie in Form von Heizöl einsparen. Naheliegend wäre deshalb, das Kyoto-Ziel mit wirksamen Schritten anzugehen, statt Luftsprünge zu veranstalten.

Weshalb also die Beimischungs-Pflicht? Die vielgepriesenen Beschäftigungseffekte können es auch nicht sein. Die Befürworter geben dazu keine klare Auskunft, sondern sprechen von Tausenden von Arbeitsplätzen, jedoch für den gesamten Bereich der erneuerbaren Energie (inklusive Müllverbrennung)! Derzeit zählt die Rapsdiesel-Verarbeitung ganze 24 Beschäftigte, wobei leider mit keiner nennenswerten Steigerung zu rechnen ist. Auch die Abwanderung im Agrarsektor kann dadurch nicht gestoppt werden.

Stärkere Belastung des Grundwassers Mit der verpflichtenden Beimischung wird jedoch eine künstliche Nachfrage und eine Abnahmegarantie für Produzenten geschaffen. Um die entsprechende Menge in Österreich zu produzieren, würde ein Flächenausmaß, das der halben Ackerfläche des Burgenlandes entspricht, benötigt. Dazu käme noch der Anbau für Speiseöl mit einem beinahe gleichhohen Flächenbedarf. Verteilt auf ganz Österreich würden zumindest positive Auswirkungen auf die Fruchtfolge möglich sein.

Aber der Ölrapsanbau konzentriert sich im wesentlichen auf intensive landwirtschaftliche Gebiete. Die Grundwasserbelastung würde durch den hohen Düngerbedarf steigen. Betroffen sind vor allem Gebiete, die bereits hohe Nitratwerte aufweisen.

Zudem erfreuen die gelbleuchtenden Felder bei der Blüte nicht nur die menschlichen Sinne. Vermehrter Schädlingsbefall droht bei großflächigem Anbau, hoher Spritzmitteleinsatz ist die Folge. Insgesamt betrachtet also kein Beitrag zur Ökologisierung der Landwirtschaft. Und für Bergbauern und Landwirte in benachteiligten Gebieten ebenfalls keine Produktionsalternative. Profitieren würde demnach nur ein kleiner Teil der Landwirte.

Sollten die Anreize für den Rapsanbau in Österreich nicht ausreichen, müßte, wie derzeit praktiziert, ein Großteil des Ölrapses importiert werden. Also auch keine Sicherheit bezüglich Importabhängigkeit von Rohstoffen. Der Mehrpreis für den ökologisch fragwürdigen Diesel wird den Konsumenten zugemutet. Bei gleichzeitiger Forderung von Agrarvertretern nach billigem Heizöl zum Betreiben der landwirtschaftlichen Maschinen stößt diese Vorgangsweise an die Grenzen des ökologischen Verständnisses.

Die Autorin ist Agrarökonomin und Mitarbeiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in derArbeiterkammer Wien

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