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Das arabische Flüchtlingsproblem in Palästina

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Das arabische. Flüchtlingsproblem hat drei Seiten, eine wirtschaftliche, eine strategische und eine politische.

Im Bericht einer Untersuchungskommission an die Vereinten Nationen vom Dezember 1951 heißt es wörtlich:

„Die arabischen Staaten haben insgesamt eine Bodenfläche von 1,200.000 Quadratmeilen. Obwohl ein Großteil dieses Gebietes Wüsten sind, könnte es eines der reichsten Teile der Welt sein. Ein Großteil dieser Länder ist unterbevölkert und unterentwickelt. Eine Reihe von arabischen Staaten braucht dringend eine zusätzliche Bevölkerung, die nur durch Einwanderung entstehen kann. Nur so können sie sich ihren großen natürlichen Reichtum, mit dem sie die Natur ausgestattet hat, nutzbar machen.“

Der Bericht der UN Relief and Works Agency for Palestine Refugees vom Jahre 1951 führt dazu noch aus:

„In den arabischen Ländern befindet sich nicht nur beinahe die Hälfte der gesamten Erdölvorkommnisse auf der ganzen Welt, deren Erschließung gerade erst begonnen hat, sondern sie haben auch weite Gebiete kultivierbaren Landes, von denen ein Teil in vergangenen Jahrhunderten die Heimat einer zahlreichen und gedeihenden Bevölkerung war."

Die Bodenfläche aller arabischen Staaten ist mehr als hundertfünfzigmal so groß wie die Bodenfläche des kleinen Staates Israel, die nur 2Q.594 Quadratkilometer beträgt. Selbst davon gehört mehr als die Hälfte, 11.506 Quadratkilometer, zum Wüsten- und Steppengebiet des Negev im Süden Palästinas. Seit der Gründung des Staates Israel nahm der Antisemitismus in den arabischen Staaten derart zu, daß der größte Teil der dort wohnenden Juden nach Israel flüchten mußte. Bis 31. Dezember 1952 wanderten somit 347.603 Juden aus den muslimischen Ländern in Israel ein. Soweit es sich dabei um irakische, ägyptische und jemenitische Juden handelte, kamen sie nahezu vollkommen mittellos nach Israel und fielen der öffentlichen Hand zur Last. Dagegen beträgt der Schätzwert des Vermögens, das die irakischen Juden vor der Judenverfolgung im Irak besaßen, 436 Millionen Dollar. Die irakische Natiönalbank berichtete selbst, daß allein die eingefrorenen jüdischen Guthaben 280 Millionen Dollar ausmachen. Ueber die Vermögensverluste der ägyptischen Juden liegen noch keine zuverlässigen Angaben vor. Die Juden aus Jemen kamen so arm, wie sie alle Jahrhunderte zuvor lebten, nach Israel. Außer den Juden aus den muslimischen Ländern nahm Israel noch 337.725 Juden aus den Flüchtlingslagern in Deutschland und Oesterreich sowie direkt aus Osteuropa auf. Damit leistete es einen entscheidenden Beitrag zur Liquidierung des für Deutschland und Oesterreich so drückend empfundenen jüdischen DP-Problems. Bis 31. Dezember 1952 kostete Israel die Aufnahme von insgesamt 707.650 Juden aus allen Teilen der Welt die nicht unbedeutende Summe von 789 Millionen Dollar. Diese Juden wurden 2um Teil in solchen Gebieten angesiedelt, die von den geflüchteten Arabern verlassen wurden.

In den arabischen Nachbarstaaten Israels befinden sich nach vorsichtigen Schätzungen etwa 600.000 arabische Flüchtlinge, die durch die arabische Politik Israel gegenüber heimatlos geworden sind. Diese Flüchtlinge, die in Israel Realwerte in der Höhe von 200 Millionen Dollar zurückließen, werden zum allergrößten Teil von internationalen Hilfsorganisationen erhalten, die in der Zeit vom 1. November 1948 bis 30. Juni 1951 Auslagen in der Höhe von 67,806.566 Dollar hatten. Inzwischen ist diese Summe noch entsprechend gestiegen. Nur 10 Millionen Dollar davpn wurden von den arabischen Staaten selbst beigesteuert. Im selben Zeitraum hatte Israel für etwa 50.000 arabische Flüchtlinge die 1948 von den vorrückenden israelischen Truppen eingeholt wurden und sich in Lagern in Israel befanden, Auslagen in der Höhe von 11 Millionen Dollar. Bedenkt man nun, daß Israels Bodenfläche gegenüber der der arabi-

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