Dem Reichtum ins Gewissen reden

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Carl Amery gibt eine Sammlung von Anklagen und eindringlichen Appellen an die Inhaber und Verwalter des Kapitals heraus.

Es sind die Briefe von13 prominenten Absendern, die der deutsche Autor und Ökologe Carl Amery in dem Band "Briefe an den Reichtum" gesammelt hat. Briefe, die dem Reichtum und seinen Proponenten ins soziale Gewissen reden. Da bekommt Max Mustermann stellvertretend für alle Geldanleger einen Brief von dem Schriftsteller Andreas Eschbach, der gut zuhörte, als Herr Mustermann von seiner Hausbank beraten wurde, wie er am besten sein "Geld für sich arbeiten lassen" könne, auf dass es sich nur munter vermehre. In seinen Zeilen beschreibt Eschbach auf amüsante, aber nicht minder eindringliche Weise die Hintergründe des Geldkreislaufs, das Wechselspiel von Schuldner und Gläubiger und dass es eben nie das Geld ist, sondern immer ein Mensch, der für das Geld eines anderen arbeitet. Ausbeutung ist eben ein großes Thema, wenn es um Geld geht.

Grundlegendes, Historisches und "Therapeutisches" wird beleuchtet, um zu verstehen, wie Reichtum Armut schafft, und Denkanstöße für mögliche Auswege zu geben. An Siemens-Chef Heinrich von Pierer richtet sich etwa die Frage nach gerechtem Wirtschaften im Umfeld von Managementgehältern und Arbeitsplatzstreichungen, und die Mitbegründerin der österreichischen Grünen, Freda Meissner-Blau, schreibt zornige Worte an den Prinzen Pahlevi, Sohn des letzten persischen Schahs.

"An einen jungen Freund" richtet dagegen der ehemalige Zeitungsmacher und Werbeagentur-Inhaber Hans Olbrich seine sehr persönlichen Worte, in denen er auch mit dem eigenen Umgang mit Geld abrechnet.

Ob die Briefe Wirkung zeigen? Herausgeber Carl Amery hat auf ein Nachwort verzichtet und statt dessen einen Brief an den deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler geschrieben. Und der hat reagiert: Er hat Amery zu einem Gespräch getroffen. Mit welchem Ergebnis, ist vorerst unbekannt ...

BRIEFE AN DEN REICHTUM

Hrsg. von Carl Amery

Luchterhand Literaturverlag,

München 2005. 269 S., geb., e 18,50

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