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Der Bauer als Manager

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Ein EDV-Programm zeigt auf einen Blick, welche Förderungen die Bauern ausnützen können.

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Ein EDV-Programm zeigt auf einen Blick, welche Förderungen die Bauern ausnützen können.

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Mit Laptop und einem speziellen EDV-Programm sind die Berater der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer derzeit unterwegs. Ihr Ziel: mit den Bauern gemeinsam einen übersichtlichen und individuell passenden Weg durch den EU-Förderungs- dschungel zu schlagen. Denn, so Landwirtschaftskammerpräsident Hans Kletzmayr: „Kein bäuerlicher Betrieb bleibt von den,einschneidenden agrarpolitischen Änderungen verschont.“

Ein Großteil des bäuerlichen Einkommens wird sich in Zukunft aus Förderungen zusammensetzen, die an bestimmte Voraussetzungen gebunden sind. „Das bringt für manche Bauern, die bisher vom Ertrag ihres Betriebes leben konnten, Probleme mit dem Selbstverständnis“, weiß Karl Dietachmayr aus vielen Informations- und Beratungsgesprächen. „Veränderungen in der Landwirtschaft sind bisher schrittweise erfolgt, jetzt stehen unsere Bauern vor dem Problem, daß sie sich für den Herbstanbau mit völlig neuen Rahmenbedingungen auseinandersetzen müssen.

Probleme gibt es in Oberösterreich für veredelungsintensive Betriebe, das heißt für solche, die einen hohen Viehbestand pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche haben und deshalb von Förderungen ausgeschlossen sind. Sie müssen entweder noch mehr intensivieren oder durch Zupachten den GVE-Schlüssel (Förderungsberechnung für Großvieheinheiten) drücken. Das betrifft rund 2.000 von 50.000 oberösterreichischen Betrieben.

Die Landwirtschaftskammern haben eine große Bildungs- und Beratungsoffensive zur Ausnützung der EU-Förderungen gestartet. 50.000 Förderungsanträge wurden in Oberösterreich im Vorjahr bearbeitet. Man schätzt, daß sich die Zahl verdreifachen wird. Ein generelles Handicap bei der Beratung: die Richtlinien treten erst mit dem EU-Beitritt in Kraft und können sich bis dahin noch ändern. Die Bauern aber müssen jetzt mit dem Herbstanbau ihr erstes EU-Jahr planen.

Abgesehen von individuell abgestimmten Maßnahmen raten die Betriebsberater den Bauern:

■ Alle Förderungen optimal auszunützen. Es sind keine Geschenke!

■ Im Betrieb rationalisieren und Kosten senken (Maschinenpark!).

■ Zusatzeinkommen schaffen (Direktvermarktung der Produkte ab Hof, Mitarbeit beim Maschinenring, Alternativenergie produzieren, Kompostieren…).

■ Der am wenigsten geschätzte Ausweg: Den Betrieb.künftig im Nebenerwerb führen ,

Die Zukunft der Bauern sieht der Leiter der Betriebsberatung und Förderung der OÖ. Landwirtschaftskammer, Franz Oberlehner, so: „Wenn nach der Übergangsfrist von vier Jahren die degressiven Ausgleichszahlungen der EU wegfallen, werden unsere Bauern im Schnitt Einkommensverluste von zehn bis 20 Prozent haben, gute Ackerwirtschaften - das sind zehn bis 15 Prozent der Betriebe — bis zu 30 Prozent. Schweinezüchter und die Stiermäster müssen sich umstellen. Die geringsten Einbußen werden die Rinderbetriebe und extensiv wirtschaftende Höfe, speziell im Bergbauerngebiet, erleiden.“ Wieviel Geld die Österreicher insgesamt aus dem EU-Topf bekommen werden, hängt davon ab, wieviel sie an Förderung beantragen. Und das hängt auch von einer qualifizierten Beratung ab.

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