Der gefällt Facebook nicht

Werbung
Werbung
Werbung

Es ist ein weiß-blauer, nach oben gestreckter Daumen, der mittlerweile zu einem weltweit bekannten Markenzeichen geworden ist und untrennbar mit Facebook verbunden ist. Nur ein Klick unter ein Foto oder ein Posting ist notwendig, um zu bekunden: "Gefällt mir“. Es gibt wohl kaum eine andere Funktion des sozialen Netzwerks, die so häufig benutzt wird. Und wohl kaum einen der rund 800 Millionen Nutzer, der beim Bewegen der Maus und dem Aufrichten des Daumens schon einmal Gedanken an den Datenschutz im Kopf gehabt hat. Er jedoch schon: Maximilian Schrems.

Der 24-jährige Salzburger studiert Jus an der Uni Wien. Seit Sommer des Vorjahres zieht er gegen das soziale Netzwerk und dessen unglaublichen Umgang mit den Daten seiner User zu Felde, aber auch gegen die Untätigkeit der Politik in der Datenschutzgesetzgebung. Nachdem er von Facebook die Auskunft wollte, welche Daten über ihn gespeichert seien, bekam er eine CD, die ein pdf-Dokument mit insgesamt 1222 Seiten enthielt, ausschließlich mit seinen Social-Network-Aktivitäten. Daraufhin verfasste der angehende Jurist mit Studienkollegen nicht weniger als 22 Anzeigen und brachte sie in Irland, dem Firmensitz von Facebook, ein.

Weltweites Interesse an Initiative

Eine davon betrifft eben diesen "Like-Button“, der nach Auffassung des Österreichers nicht datenschutzkonform sei und somit zum Ausspionieren der Nutzer verwendet werden kann. Damit würde das weltweit größte Online-Netzwerk besser arbeiten als die Stasi, stellte Schrems einmal fest. Für Kritik sorgt auch, wie Facebook die Daten seiner User löscht, nämlich gar nicht. Sie werden lediglich unsichtbar gemacht. Einen Umstand, den der Student ebenfalls angezeigt hat.

Das weltweite Interesse an der Person von Schrems und seiner Initiative "europe-v-facebook.org“ ist enorm, verfolgen doch seit dem Bekanntwerden auch internationale Medien den Rechtsstreit zwischen David und Goliath. Dem Publikum von Fernsehstationen wie Al Jazeera oder CNN ist der gebürtige Salzburger mittlerweile genauso bekannt, wie den Lesern der New York Times oder der Zeit. Im Vorjahr wurde er zum Medienmenschen des Jahres gewählt.

Nun wird verhandelt. Mitarbeiter von Facebook sind eigens für Gespräche mit Schrems nach Wien angereist und werden sich um Annäherung bemühen, wobei das einflussreiche Unternehmen mehr zu verlieren hat: sein Image. Und das ausgerechnet in einem Jahr, wo die auf rund 80 Milliarden Dollar Wert geschätzte Plattform an die Börse gehen möchte. Bereits zu Beginn der Verhandlungen steht für den Studenten aber fest, sofort im Anschluss daran einen Antrag auf formelle Entscheidung in Irland einbringen zu wollen. Denn es sei aus demokratischer Sicht absurd, dass ein paar Studenten stellvertretend für alle anderen Nutzer mit einem Multi verhandeln sollten. Als sein persönliches Ziel für dieses Jahr nennt Schrems den Abschluss seines Studiums und danach lockt vielleicht die Politik, vielleicht sich für Bürgerrechte einsetzen. Der Traum des Visionärs: ein europäischer Konsumentenschutzverein, der sich mit Konzernen vor Gericht anlegt. Social Networking ist für Facebooks größten Feind trotz allem cool, wie er selbst sagt. Soziale Medien nutzen, aber gleichzeitig auch die Rechte gewahrt sehen - das ist sein erklärtes Ziel.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung