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Der Kranich hebt zum Steigflug ab

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Ob AUA-Kooperation oder nicht: die Lufthansa fliegt im Kostennebel auf drastischem Sparkurs -bislang erfolgreich.

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Ob AUA-Kooperation oder nicht: die Lufthansa fliegt im Kostennebel auf drastischem Sparkurs -bislang erfolgreich.

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Am Freitag wird es noch eine Runde in den Kooperationsgesprächen zwischen Austrian Airhnes (AUA) imd der Lufthansa geben - vielleicht die letzte. Es gebe nichts, worüber wir reden könnten, Heß Lufthansa-Vorstand Klaus Nit-tinger bereits wissen. Die AUA rechnet aber mit der Weiterführung der Gespräche. In den Bereichen Osteuropaverkehr und technische Zusammenarbeit dürfte noch nicht das letzte Wort gesprochen sein. Denn der Kostendruck lastet nicht nur auf der kleinen österreichischen Fluglinie.

Das weiß auch Lufthansa-Chef Jürgen Weber aus eigener leidvoller Erfahrung. Vor zweieinhalb Jahren hat er den damaligen „Pleitegeier" übernommen, der tief in den roten Zahlen steckte (siehe Graphik). Vorstand und Betriebsrat mußten sich damals nach heftigem Ringen auf massive Kosteneinsparungen im Rahmen des „Programm 93" und damit verbunden auf eine drastische Personalreduktion einigen. Im ersten Jahr der Sanierung wurde eine

MiUiarde Mark eingespart und im Vorjahr nochmals 500 Millionen. 8.000 Mitarbeiter wurden ohne Arbeitskampf konzemweit abgebaut. Bei heute knapp 40.000 Mitarbeitern Hegt der Personalaufwand nur mehr bei rund 25 Prozent des Gesamtumsatzes - ein Spitzenwert. Zusätzlich wurde eine bessere Auslastung der Flugzeuge erzielt. Das Resultat: 1993 schrumpfte das Minus auf III Mil-Uonen Mark.

Für 1994 hofft Lufthansa-Chef auf die berühmte „schwarze Null". Konzemsanierung und -Umstrukturierung sind aber noch lange nicht abgeschlossen. Beim Personal dürfte allerdings keine weitere Reduktion möglich sein, auch werm Gutachten bei einem gleichbleibendem Konzernumsatz von fast 20 Milliarden Mark den Abbau von 5.000 Mitarbeitern empfehlen. Konflikte damit wären vorprogrammiert.

Einen tiefen Kostenschnitt im Ausmaß von 500 bis 700 Millionen erwartet sich der Lufthansa-Vorstand durch die Ausgliederung imd Verlagerung von Unternehmensteilen. Rund 50 Projekte hat die Zentrale in der Schublade. Das größte Vorhaben betrifft die Ausgliederung der Datenverarbeitung, die die Lufthansa als Joint-Venture mit der General-Motors-Tochter EDS weiterfuhren wird. Wie die Swissair, und zuletzt auch die AUA, will der Kranich zudem seine Verkehrsbuchhaltung nach Indien absiedeln. Dadurch steigerten etwa die Schweizer die Produktivität um 15 Prozent, die Lohnkosten sanken auf ein Zehntel.

Durch die Milliarden-Verluste der vergangenen Jahre ist die Eigenka-

fitaldecke der Lufthansa AG auf 17 tozent, die des Konzems gar auf 13 Prozent geschrumpft. Unter 20 Prozent, so eine Faustregel, sollte kein soHdes Unternehmen rutschen. Für die Projekte wird deshalb dringend zusätzliches Eigenkapital gebraucht.

Der Bund als Hauptaktionär will aber nichts mehr zuschießen, der Lufthansa bleibt so nur der Gang an die Börse. Wie auch den Ausgliederungen steht dem aber ein milliardenschweres Problem im Weg: die betriebliche Altersversorgung. Die

Problemlösung könnte die Lufthansa bis zu sechs Milharden Mark kosten. Das Deutsche Bundesfinanzministerium ist aber bisher nicht gewillt, die notwendigen Mittel bereitzustellen. Und für den Lufthansa-Chef wird indes die Zeit knapp.

„Ein wichtiger Baustein für die Sanienmg der Lufthansa" stellt der Abschluß des Luftfahrtabkommens-zwischen den USA und Deutschland dar. Ab 1. Juni wird nun der Kranich gemeinsame Flugverbindungen mit United Airhnes anbieten. Einsparungen in zweisteUiger MiUionenhöhe werden schon zu Beginn erwartet. Und deshalb reagiert die Lufthansa auch empfindhch auf die AUA: die fliegt auf die US-Airline Delta.

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