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Die Experten-Kommission des Verkehrsministeriums zum Ausbau der Südbahn hat das Ergebnis ihrer Beratungen veröffentlicht. Dazu der Verkehrsminister: "Eine Empfehlung, den Semmering-Basistunnel nicht zu bauen, ist in dem Papier nicht zu entdecken", so Caspar Einem. Und: "Der Tunnel ist beschlossene Sache."

Die "Krone" sah das vorige Woche anders, als Sieg der Vernunft: Kein Tunnelbau in den nächsten zwei Jahren! Im steirischen Landtag löste dieselbe Interpretation einen SP-Generalangriff auf die Landeshauptfrau aus. Sie habe das Projekt nicht wirksam genug vertreten. Ohne Tunnel werde die Südregion von den internationalen Verkehrswegen abgeschnitten. Waldtraud Klasnic werde für die schweren wirtschaftlichen Nachteile verantwortlich zu machen sein.

Der Semmeringtunnel ist längst zu einem Götzen geworden. Als hinge die wirtschaftliche Zukunft Südösterreichs an seiner Fertigstellung. Was bringt er überhaupt? Ganze 30 Minuten weniger Fahrzeit im Reiseverkehr! Für den Güterverkehr ist das gänzlich unbedeutend.

Wozu die Aufregung? Die Expertise enthält sinnvolle Anregungen, Alternativen zum Tunnelbau zu prüfen: den Einsatz der Technik der Neigezüge (bringt ähnliche Fahrzeitverkürzung bis Graz, bis Klagenfurt sogar mehr Zeitersparnis), die Untersuchung von Anbindungsmöglichkeiten an die von der EU geförderte Bahnverbindung von Kiew über Budapest nach Triest (ein schon in der Monarchie ventilierter Plan) und die Forcierung der Planungen für den Koralmtunnel zwischen Graz und Klagenfurt. All das würde die Steiermark besser an Europa anbinden als der wirtschaftlich und ökologisch fragwürdige Semmeringtunnel.

Noch etwas sollten die empörten Steirer bedenken: Die Geschichte des Ausbaus der Verkehrswege zeigt, daß dieser die Ballungsräume begünstigt. In Frankreich wird dank des TGV von Lyon (400 Kilometer) und Lille in den Großraum Paris gependelt. Kleinstädte und ländliche Regionen veröden. Das heißt: Je besser man die Peripherie an die Zentren anbindet, umso mehr blutet sie aus. Wien-Graz per Bahn in zwei statt 2,5 Stunden wird wohl eher Grazer nach Wien als Weltfirmen nach Graz locken. Liegt das im Interesse der Steirer?

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