Die 366.-wertvollste Firma der Welt

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Die OMV ist der größte Erdöl-und Erdgaskonzern in Mitteleuropa. Für die Zeit nach Öl und Gas hat der Konzern Teilstrategien. Aber große Sorgen über die Zukunft macht man sich bei der OMV noch nicht.

Als ich vor dreißig Jahren bei der OMV begonnen habe, hieß es, das Erdöl würde noch für dreißig Jahre reichen", erinnert sich der Generaldirektor des Erdöl-und Erdgaskonzerns OMV, Wolfgang Ruttenstorfer im Furche-Gespräch. "Und heute, dreißig Jahre später, heißt es, das Erdöl reiche noch für 40 Jahre. Dabei müsste es ja genau jetzt aufgebraucht sein." Immer neue Ölfunde und die Entwicklung neuer Techniken zur Förderung des Rohstoffes machen Ruttenstorfer und mit ihm die OMV zuversichtlich, dass so bald kein Ende des Erdöl-Zeitalters in Sicht ist (siehe Interview rechts). Dass der Konzern erst jüngst einen weiteren bedeutenden Ölfund in Libyen feiern konnte, scheint die Ansicht zu untermauern. Wenngleich "Öl und Gas natürlich endliche Rohstoffe und als solche irgendwann verbraucht sind", wie Ruttenstorfer zugibt. Und so gibt es zwar Überlegungen zur öllosen Zukunft, Kern des Geschäftes ist aber nach wie vor das Suchen, Fördern und Verkaufen von Öl und Gas.

113 Millionen Tonnen Erdöl

Mit der Übernahme der Mehrheit am rumänischen Konzern Petrom um 1,5 Milliarden Euro wurde die OMV im Jahr 2004 zum größten mitteleuropäischen Öl-und Gaskonzern. Mit Ende 2004 verfügte der Konzern damit über sichere Reserven von 113,2 Millionen Tonnen Erdöl und fast 94 Millionen Kubikmeter Erdgas. Als einziges österreichisches Unternehmen wurde es vom Magazin BusinessWeek in die Reihe der 1200 wertvollsten Firmen der Welt aufgenommen. Ein Rating, bei dem der Marktwert an der Börse zählt: Mit 16,58 Milliarden US-Dollar (13,69 Milliarden Euro) erreichte der Konzern, der noch zu 31,5 Prozent im Besitz der ÖIAG ist, Platz 366.

Rund 150 Millionen Euro hat das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren allein in die Suche nach und die Gewinnung von Öl und Gas in Österreich gesteckt. Und die Investitionen waren nicht vergebens: Im Jahr 2005 meldete die OMV den Fund von zwei bedeutenden Gasvorkommen im Wiener Becken.

Die OMV fördert derzeit in Österreich 15 Prozent des hierzulande verbrauchten Erdgases und zehn Prozent des Erdöls. Und auch wenn Österreich trotz dieser Funde weiterhin zu einem großen Teil von Importen abhängig ist, betont Wolfgang Ruttenstorfer die Bedeutung der innerösterreichischen Aktivitäten: "Die Öl-und Gasförderungen in Österreich sind nicht nur ein wichtiger Teil der Versorgungssicherheit, sondern auch der Aktivitäten der OMV." Ziel sei es, erklärt er, die Öl-und Gasförderung in Österreich in den nächsten zehn Jahren nicht nur stabil zu halten, sondern sogar noch anzuheben. Dank neuester Technik wie der "3-D-Seismik" sei es inzwischen möglich, auch "in den Untergrund in einigen tausend Metern sehr genau hinunterzuschauen, da kommt man mit ein paar Bohrungen auch an schwierige, zerklüftete Lagerstätten".

Mehr Öl, Gas und Geld bringen freilich die Felder in anderen Ländern. Erst Mitte Februar fand die OMV in Libyen erneut Öl. Und fördert fleißig in 18 Ländern auf allen Kontinenten. In 13 Ländern Mitteleuropas ist der Konzern im Bereich Raffinerien und Vertrieb tätig. "In diesem Bereich ist der Donauraum unser Kernmarkt, aber wir schauen auch ein bisschen weiter in den Wachstumsgürtel, der sich durch die EU-Erweiterung gebildet hat." Die baltischen Länder, Polen und die Türkei seien interessante Länder. Ziel sei es, bis 2010 den Marktanteil auf 20 Prozent zu erhöhen. Eine ähnlich große Übernahme wie die der Petrom werde es dabei nicht geben. "Wir werden unser Ziel durch organisches Wachstum erreichen", ist Ruttenstorfer zuversichtlich.

Sensible Bereiche

Für die OMV sehr sensible Themen sind Umweltschutz und Menschenrechte. So sah sich der Konzern während seiner Suche nach Erdöl im Sudan mit massiven Protesten von Menschenrechtsgruppen konfrontiert: Das fundamentalistische Militärregime hat dort seit 1983 - nicht zuletzt mithilfe der Lizenzgebühren der Ölkonzerne - mehr als zwei Millionen Menschen getötet. Die OMV zog sich schließlich aus dem Sudan zurück, die Menschenrechtsgruppen forderten aber vergeblich, dass der Konzern zumindest einen Teil der erzielten Profite der Rückführung von Vertriebenen widmen solle. An anderer Stelle wiederum engagiert sich die OMV stark im sozialen Bereich, was ihr in einem Test auch vom Verein für Konsumenteninformation bestätigt wurde. Derselbe Test jedoch kritisiert das Unternehmen für mangelndes Umweltbewusstsein: Das Unternehmen lasse nur 50 Prozent seiner Umweltaktivitäten extern zertifizieren. Beim Konkurrenten BP, der am besten abgeschnitten hatte, seien es 90 Prozent.

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