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Die Konkurrenz schläft nicht

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Im Reiseverkehr gibt es keinen Stillstand der Entwicklungen. Die Konjunktur im europäischen Tourismus darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß das Hotel- und Gastgewerbe in Österreich und besonders in den westösterreichischen Alpenländern mehr denn je der ständigen Bewährungsprobe ausgesetzt ist, wie es sich am besten behaupten kann. Die Antwort darauf ist einfach. Sie lautet: Qualität!

Die Konkurrenz schläft nicht, und neue Reiseländer bauen mit enormen Mitteln Fremdenverkehrsgebiete auf, die am europäischen Markt mit den klassischen Fremdenverkehrsländern in den Wettbewerb treten. Dieser Wettbewerb soll keine Ängstlichkeit im heimischen Tourismus hervorrufen. Er soll aber auch nicht übersehen werden. Denn nur mit der ständigen Bereitschaft, sich dem Wettbewerb anzupassen und dabei selbst konkurrenzfähig zu bleiben, ist eine Sicherung der Erfolge in der bisherigen Größenordnung zu erwarten.

Der internationale Reiseverkehr hat schon weitgehend integralen Charakter bekommen. Mit der Liberalisierung der Reisebestimmun-gen in vielen Staaten ist der Reiseverkehr über die nationalen Grenzen hinausgewachsen und hat dabei ein Stadium erreicht, das schon als wahi-e Integration im westeuropäischen Bereich bezeichnet werden kann. Das bedeutet aber zugleich, daß sich die Fremdenverkehrswirtschaft bereits auf die Integrationsbewährung einstellen muß.

Der Reiseverkehr mit Charterflugzeugen hat ebenfalls in den europäischen Ländern einen großen Aufschwung in den letzten Jahren genommen. Die Zahl der Charterflüge hat sich vervielfacht, und mit dem Flugzeug reisen heute Menschen, die vor Jahren noch nicht daran gedacht hatten, das modernste Verkehrsmittel für Urlaubsreisen in ferne Länder zu benützen. Ursache dafür sind die preisgünstigen Tarife für solche Reisen in Verbindung mit lockenden Angeboten neuer Reiseländer, die dadurch vom Gesamtaufkommen am europäischen Redsemarkt einen steigenden Anteil gewinnen wollen.

Das Volumen des Reiseverkehrs nimmt zwar laufend zu. Trotzdem wäre es verfehlt, wenn man sich einfach der Hoffnung hingeben würde, daß ein entsprechender Anteil der Steigerungsrate automatisch den klassischen Reiseländern zufallen würde. Ohne aktive und gezielte Werbung und ohne gute Leistungen unserer Betriebe wäre der Wettbewerb nicht lange durchzuhalten. Mit anderen Worten — wenn wir nicht selbst integrale Leistungen anbieten, darunter kann man die Zusammenfassung unserer Dienste von der geschickten und vor allem leistungswahren Werbung bis zur persönlichen, individuellen Dienistleistung im gutgeführten Haus verstehen, so werden wir auch die Integrationsbewährung nicht bewältigen.

Das Wissen um die Voraussetzungen für die Erhaltung der Wettbewerbsgrundlagen kann aber mit den tatsächlichen gebotenen Bedingungen in unserem Staat leider nicht auf einen Nenner gebracht werden. Denn schon die Wirtschaftspolitik hat die rechtzeitige Vorbereitung auf die Integrationsaufgaben bisher ziemlich vermissen lassen. Das beginnt bereits bei der hohen Besteuerung unserer Betriebe mit 9 bis 10% vom Umsatz gegenüber den Sätzen von 1 bis 2°/o in der Schweiz und von 3 bis 4°/o in Italien. Hier liegt ein Faktor der Wettbewerbsverzerrung vor, der es unseren Betrieben sehr schwer macht, mit den gleichartigen Unternehmen in anderen Ländern in Konkurrenz zu treten. Wenn es bisher trotzdem gelungen ist, hervorragende Leistungen zu erzielen, die man als Integrationsreife charakterisieren kann, so ist dies auf die großartige Tätigkeit der Unternehmer im Hotel- und Gastgewerbe, im Verein mit den qualifizierten Leistungen unserer Mitarbeiter, zurückzuführen. Persönlicher Einsatz und Wagemut, fachliches Können, Aufgeschlossenheit gegenüber modernen Entwicklungen, Zurückstellung persönlicher Interessen im Dienst des beruflichen Aufbaues sind einige der Eigenschaften, die wir in reichem Maße bei unseren Hoteliers und Gastwirten antreffen und die zusammen mit der jahrhundertealten Gastwirtetradition des Landes Tirol die Grundlage für den Erfolg bilden, mit dem wir die Spitzenposition in Österreich halten.

In der europäischen Wirtschaft ist der Reiseverkehr einer der maßgebenden Impulse für die expansive Entwicklung unserer Wirtschaft geworden. Zugleich zählt die Fremden-verkehrswirtschaft zu den investitionsfreudigsten Branchen und verstärkt damit wesentlich das Auftragsvolumen in Industrie, Handel und Gewerbe, fördert darüber hinaus die Absatzchancen der Landwirtschaft und trägt zur Besitzfestigung in alpinen Gegenden bei.

Die Integrations-Funktion im Tourismus wirkt sich also nach zwei Seiten aus. Einmal in der engen Kontaktbildung zum internationalen Wettbewerb, anderseits in der weitreichenden Ausstrahlung zur Binnen-wirtschaft. Es ist daher eine logische Folgerung, wenn die Förderung unserer Fremden-verkehrswirtschaft als ein Anliegen hervorgehoben wird, das über das Interesse eines einzelnen Berufsstandes hinaus eine volkswirtschaftlich allgemein berührende Frage darstellt. Den engen Zusammenhang in dieser Materie für alle Bereiche der Volkswirtschaft stellt nicht zuletzt die Innsbrucker Messe mit der Fachmesse für die österreichische Fremdenwrkehrswirtschaft durch ihre steigende Bedeutung für unseren Tourismus in den Vordergrund.

Tirol konnte im letzten Fremdenverkehrs-jahr über 17 Millionen Nächtigungen verzeichnen, davon über 15 Millionen aus dem Ausland, Damit wurde ein Volumen erreicht, das die Gesamtzahl der Ausländernächti-gungen in der Bundesrepublik Deutschland um eine Million Nächtigungen übertrifft. Die zentrale Stellung des Reiselandes Tirol im internationalen Tourismus wird damit wohl eingehend charakterisiert. Die Bewältigung einer solchen Aufgabe unter der Zielsetzung

„Qualität in der Quantität“ wäre nicht denkbar, wenn in unseren Betrieben nicht schon das integrale Denken und Handeln eingezogen wäre. Auch wenn wir unter erschwerten Wettbewerbsvoraussetzungen arbeiten müssen, so haben wir doch die Fähigkeit und den zähen Leistungswillen, diese Aufgabe nicht nur gut, sondern in Zukunft möglichst noch besser zu erfüllen. Unsere Bewährung auch in Zukunft unter Beweis zu stellen, ist aus dem Wissen um den Fortschritt und Strukturwandel im Tourismus erklärbar. Das Ringen neuer Reiseländer um einen größeren Anteil am Gesamtaufkommen des internationalen Fremdenverkehrs braucht uns nicht ängstlich zu machen. Integrales Denken setzt voraus, daß wir euch neue Bewerber akzeptieren. Den Vorsprung aber, den wir erreicht haben, werden wir auch für die Zukunft sichern. Denn damit haben wir die Gewähr, auch weiterhin in der Spitzengruppe des Tourismus zu bleiben. Unter dieser Zielsetzung sind Schwierigkeiten und Probleme zu überwinden, können wir aus der nationalen Stellung heraus, wenn sie fundiert bleibt, integrale Leistungen erbringen.

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