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Die Landwirtschaft hat Auftrieb

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Endlich, Jahre nach der Erkenntnis bei den landwirtschaftlichen Experten, daß eine umfassende Strukturbereinigung in ' der Landwirtschaft notwendig ist, beweisen auch die Zahlen und Statistiken einen Erfolgstrend.

War der Landwirtschaftsminister lange Zeit einsamer Rufer in der Wüste, daß sich der Bauer dem Markt — und nicht umgekehrt anpassen müsse, kann Dr. Schleinzer nun erste Erfolge vermelden. Der Butterberg schmilzt: In den ersten vier Monaten dieses Jahres ist die Müchanlieferung gegenüber dem Vorjahr um 6,2 Prozent zurückgegangen. Überdies ist es gelungen, den Butter- und Käseabsatz anzuheben. Nach den langjährigen „Murxe-reien“ der stereotypen gewerblichen Milchreklame hat im Vorjahr eine renommierte Werbeagentur die Milch- und Butterwerbung übernommen. Man sah wieder ansprechende Plakate und Werbespots, und es gelang zumindest optisch, der etablierten Margarinewerbung etwas entgegenzusetzen, < Überdies wurden einige Sonderaktionen durchgeführt, die verbilligte Butter beziehungsweise Butterschmalz auf den Markt brachten. Das Resultat: Viele Haushalte konsumieren seither zumindest teilweise doch wieder regelmäßig Butter. Mit der Abnahme der Milchproduktion ging Hand in Hand auch eine Abnahme selbständiger Unternehmen auf dem Molkereisektor um 22 Betriebe.

Trotzdem hat der Umstellungsund Umstrukturierungsprozeß noch immer einen starken Friktionseffekt. Binnen zwei Jahren dürfte die Zahl der in der Landwirtschaft Tätigen um 3 Prozent gesunken sein, wie eine kürzlich durchgeführte Großuntersuchung in Österreich ergeben hat.

Diese starke Abwanderung ist um so erstaunlicher, als sich die Gesamtsituation unserer Landwirtschaft im Vergleich zu Nachbarländern konsolidiert. Die erhöhte Produktion von Fleisch bei gleichzeitiger Abnahme von Milch könnte, wenn man es konsequent verfolgt, zu einer erheblichen Strukturverbesserung führen. Schleinzer und sein Ministerium arbeiten an weiteren Plänen in dieser Richtung.

Dazu gehören die Empfehlungen, die Aufzucht weiblicher Rinder zu verringern und statt dessen männliche Jungrinder zu züchten. Ende 1968 zeigte sich bereits eine Erhöhung der Zahl um 24.000 Stück. Allerdings wurden in den ersten Monaten dieses Jahres um acht Prozent mehr Rinder exportiert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, wodurch am Inlandsmarkt gewisse Preiserhöhungen eingetreten sind. Besonders der Kälberexport hat sich fast verdoppelt. Die Folge: Ein Kilogramm Lungenbraten kostet laut amtlichem Wiener Marktbericht bis über 100 Schilling, ein Kilo Kalbsschlegel an die 100 Schilling. Nun erfolgt im Gegenzug wieder eine zusätzliche Einfuhrbewilligung von 1500 Tonnen Fleisch durch den Viehverkehrsfonds, wodurch das „Ringelspiel“ geschlossen ist. Ebenso wurde der wöchentliche Import von 2500 Kälbern genehmigt. Es ist offensichtlich, daß das Import-Export-System nicht allein auf den Konsumenten als Groteske wirkt, sondern auch offensichtlich ein gewisses Auf und Ab der Preise begünstigt.

Wenn es um langfristige Maßnahmen geht, hat sich eine Politik gezielter Empfehlungen als erfolgreich erwiesen. Man weiß bereits jetzt, daß uns neben dem Schweinerhythmus Ende 1969 ein „Schweineberg“ bevorsteht. Die für den Bauern damit verbundene Möglichkeit eines Preisverfalls kann daher in gewissem Maße abgeschwächt werden.

Ein nach wie vor offenes Strukturproblem ist im Weinbau akut. Nach der Einführung der Alkoholsteuer ist die Unruhe von den Weinbauern nicht gewichen, und es dürfte der Regierungspartei schwer fallen, aus ihrer Blitzableiterposition für den bäuerlichen Unmut herauszukommen. Die Ursache der Misere ist vor allem durch die Rekordernten der beiden vergangenen Jahre bedingt. Das Uberangebot verursachte einen Predsverfall. Zu diesem Preisverfall kam nun die Alkoholsteuer, die naturgemäß nicht zu einer Erhöhung des Weinkonsums beitrug. Insbesondere der hochwertige und teure Wein kommt in ein besonderes Span-nungsverhältnis, weil der Konsument auf billigere Weine umschwenkt.

Dazu existiert ein arges psychologisches Argument;, das auch den Konsumenten an einer Preisgerechtigkeit zweifeln läßt: Der Weinbauer erhält pro Liter Faßwein maximal fünf Schilling. Der Weinhändler, dessen Funktion vor allem darin besteht, den Wein in Flaschen umzufüllen, verkauft ihn um durchschnittlich zwölf Schilling an den Gastwirt und verursacht somit eine 140prozentige Verteuerung des Produktes. Der Gastwirt wiederum .verkauft den Wein an den Endverbraucher etwa um das doppelte, also um 24 Schilling.

So bleibt es nach wie vor sowohl dem Weinhauer, an dessen harter Arbeit nicht zu zweifeln ist, als auch dem Konsumenten Unverständlich, wieso der Weinpreis vom Produzenten zum Konsumenten eine Verteuerung von fast 500 Prozent erfährt.

Allerdings partizipiert der Staat auf dem Steuerweg tatsächlich erheblich mit. Die Rechnung mit den oben angeführten Kalkulationspreisen ergibt, daß auf dem Endverbraucherpreis von 24 Schilling immerhin 7,38 Schilling Steuern liegen.

Alle Österreicher und Österreicherinnen, die 1938 bis 1945 in irgendeiner Form Juden geholfen haben, oder denen Hilfeleistungen anderer an Juden bekannt sind, werden gebeten, dies im Interesse einer zeitgeschichtlichen Untersuchung des Problems „Österreicher und Juden 1938 bis 1945“ mit einer kurzen Beschreibung der näheren Umstände dem Historischen Institut der Universität Salzburg, zu Händen von Univ.-Prof. Dr. Erika Weinzierl, mitzuteilen.

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