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Die Mazene sitzen in den Vorstandsetagen

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Schon Maecenas, der Urvater aller Kunst-förderer, war kein selbstloser Gönner, sondern betrieb professionelles Sponsoring.

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Schon Maecenas, der Urvater aller Kunst-förderer, war kein selbstloser Gönner, sondern betrieb professionelles Sponsoring.

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Kulturelle Arbeit sei nicht nur ideologischer Fassadenzauber oder Festdekoration, sondern für das Selbstverständnis und den Bestand einer Gemeinschaft fundamental lebenswichtig. Diese Auffassung vertrat der römische Patrizier Gaius Clinius Maecenas (70 bis 8 v. Chr.), der vielen Generationen von Kunstförderern seinen Namen gab. Maecenas war davon überzeugt, daß Geben und Nehmen einander bedingen.

Wie wahr: Seine selbstlose Förderung der jungen Literaten Horaz, Ver-gil und Properz rechnete sich. Die von den Nachwuchstalenten verfaßten I ,obes-Epen schmeichelten Kaiser Augustus und brachten Maecenas, dem Förderer der Genies, neben gesellschaftlicher Anerkennung auch vielfältige staatliche Bevorzugungen und Aufträge ein. Trifft somit auf ihn der von seinem Namen abgeleitete Begriff „Mäzen”, in der Bedeutung eines Förderers der Kunst aus selbstlosen Gründen, gar nicht zu? Würden wir ihn heute nicht eher als „Kunstsponsor” bezeichnen?

„Ich wage zu behaupten, daß es reine Mäzene nicht gibt. Selbst Maecenas ließ sich feiern”, erklärt Brigitte Kössner vom Verein „Wirtschaft für Kunst”. Die Förderung de.r Künste wird heute von Unternehmen ganz gezielt als ein wirkungsvolles Marketing- und Kommunikationsinstrument eingesetzt. Im Gegensatz zur Idee des „reinen” Mäzenatentums, wo der Mäzen völlig selbstlos fördert und unterstützt, bekennt sich Kunstsponsoring zum Prinzip von Leistung und Gegenleistung. „Indem ein Unternehmen Geld gibt, erwirbt es das Recht, die Kunst zu vermarkten, idealerweise im Konnex mit dem Produkt und zum gesamten Unternehmen”, meint Kössner: „Sponsoring - soll es erfolgreich sein - muß daher Restandteil einer ganzheitlichen Unternehmensphilosophie sein und als wesentliches Instrument zur Manifestation und Entwicklung der Corporate Identity, der Firjienidentität, angesehen werden”.

Mehr als die Hälfte der „Top 500 Unternehmen” Österreichs sind im Sponsoring tätig. Das ergab eine Telefonumfrage, die „Wirtschaft für Kunst” in den Monaten Juli, August und September dieses Jahres durchführte. Kunstförderung mit 36 Prozent der Refragten liegt knapp hinter

Redaktionelle Gestaltung: Michael Krassnitzer der Sportförderung (38 Prozent). Dabei bringt die Befragung ans Licht: Österreich ist ein Musikland. Vau Drittel der Kunstförderer engagieren sich im Musikbereich, gefolgt von der bildenden (30 Prozent) und der darstellenden Kunst (21 Prozent). „Stiefkind” des Kultursponsorings bleiben die Literatur, Film und Foto mit sieben Prozent der Nennungen. Bevorzugt werden bei den Förderungen Fremdprojekte und Veranstaltungen, sowie gemeinnützige Projekte, Museen und Kunstvereinigungen. Firmen aus den Bundesländern betreiben Sponsoring meist im regionalen Bereich und oft in Form von Unterstützungen von regionalen Veranstaltungen und Vereinen. An Bedeutung gewinnt das Sachsponsoring.

Auskunft gibt die Befragung auch über die geplanten zukünftigen Kunstförderaktivitäten. Die Hälfte der Firmen ist überzeugt, daß sich auch angesichts der momentanen AVirtschaftslage nicht viel ändern werde. 17,5 Prozent planen sogar in den nächsten Jahren eine Steigerung ihres Engagements, wobei Projekte aus den Bereichen Soziales sowie Gesundheit/Medizin und Kunst gute Chancen haben. Über Geld redet man nicht gerne. Und so verschweigen die meisten Unternehmen wieviel ihnen Sponsoring wert ist. „Oftmals richtet sich das Sponsoring-Budget nach dem Angebot von qualitativ hochwertigen Projekten”, sagt Kössner.

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