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Die Schöpfung hüten und bewahren
Und wenn morgen die Welt untergeht? Würden Sie heute eine Solaranlage bauen? Die jungen Leute des „Freiwilligen Öko-Jahres” würden es.
Und wenn morgen die Welt untergeht? Würden Sie heute eine Solaranlage bauen? Die jungen Leute des „Freiwilligen Öko-Jahres” würden es.
Dieses „Freiwillige Öko-Jahr” (FÖJ) wurde 1993 von der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Jugend (AKJ) initiiert und bietet jungen Menschen die Möglichkeit, elf Monate lang in verschiedenartigen Um Weltorganisationen mitzuarbeiten. In den letzten zwei Jahren hat sich die Zahl der Einsatzorte verändert - waren es anfangs eher regionale Vereinigungen wie der Distelverein im Marchfeld oder der Ernteverband im Burgenland, sind es jetzt auch international bekanntere wie Greenpeace, Global 2000 oder WWF. Nicht geändert hat sich jedoch die Einstellung der Jugendlichen. Die meisten opfern ihre Zeit nicht nur, weil sie etwas für die Umwelt tun wollen, sondern auch, weil sie als engagierte Christen die Schöpfung bewahren wollen. Aber auch um dieses eine Jahr zur Persönlichkeitsbildung zu verwenden - sozusagen als Jahr zwischen Matura und Entscheidung für einen Beruf oder ein Studium.
Zwar können sich die eher finanzschwachen Vereinigungen nur ein geringes Taschengeld von rund 2.000
Schilling monatlich für die jungen Mitarbeiter leisten, trotzdem: waren es im Anfangsjahr sechs junge Menschen, steigerte sich die Zahl der Teilnehmer 1994 auf zehn und heuer bereits auf 15. Natürlich ist diese Zahl gegenüber 500, die solch ein FÖJ in Deutschland jährlich freiwillig absolvieren, gering; aber sie zeigt, daß auch unter Österreichs Jugend die Bereitschaft größer wird, für die Natur und Umwelt zu arbeiten - freiwillig. Beim Distelverein zum Beispiel sucht man mit Biologen Schützens werte Öko-flächen, die der Bauer gegen Bezahlung brach liegen läßt, beim Ernteverband hilft man auch einmal mit beim Biobauern, und bei Global 2000 war ein FÖJ'ler aktiv an der Anti-Mochovce-Bewegung beteiligt.
Noch ein Vergleich zu Deutschland: Schon 1989 wurde die Idee eines FÖJ in die Tat umgesetzt, und noch dazu waren größtenteils staatliche Umweltstellen wie in Niedersachsen die Initiatoren, bei uns steht die Katholische Jugend als Motor alleine da. Zwar helfen öffentliche Förderungen in Höhe von 66.000 Schilling pro Teilnehmer und Jahr durch den Bund und die Länder, das Projekt bis 1996 zu sichern und den Teilnehmern freie Unterkunft und Verpflegung sowie Versicherungsschutz und begleitende Seminare in Ökologie zu gewähren, dies kann aber nicht über die fehlende gesetzliche Verankerung hinwegtäuschen. Solch ein Gesetz sollte die freiwilligen Dienste als Ausbildung beispielsweise wie bei Lehrlingen definieren - damit würde die sozialrechtliche Schlechterstellung bei der Familienbeihilfe oder den Fahrtkosten beseitigt, aber auch die Beschreibung der Träger, deren Rechte und Pflichten sowie die Fixierung der Förderungen regeln. Denn „90 Prozent der Zeit” verbringt der Hauptverantwortliche, Franz Rauchenberger, mit dem Beschaffen von Geld und Werben für Unterstützung. So zeigt das Bundesland Steiermark, daß ein Antrag auf Förderung schon seit Mai 1993 „wohlwollend” geprüft werden kann.
Für die Katholische Jugend, die diesen Dienst aus ihrer Selbstverpflichtung heraus für aktives Engagement in Ökologie, Soziales und Frieden anbietet, wäre es auch von Nutzen, wenn die freiwillige Mitarbeit für die Männer im Rahmen des Zivildienstes absolviert werden könnte. Das Fehlen dieser Möglichkeit ist wohl dafür verantwortlich, daß nur ein Drittel der Teilnehmer Männer sind. Für den Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Jugend Österreichs, Martin Kargl, stellt diese Forderung aber nur eine „schöne Vision” ohne realistische Chance auf Verwirklichung dar. Obwohl gerade der Zivildienst nicht nur eine Ablehnung des Heeres bedeuten sollte, sondern auch einen alternativen Dienst an der Heimat Österreich. Und wie könnte man ihr mehr dienen, als die Natur zu bewahren?
Darum wird die Katholische Jugend im Herbst die Abgeordneten zum Nationalrat persönlich über diesen freiwilligen Dienst informieren, um dieses Projekt ins öffentliche Interesse zu rücken. Und um ein Gesetz zu fordern, daß die Dienste „ohne Bezahlung”, die gesellschaftliche Defizite verkleinern helfen, zumindest nicht noch durch unnötige sozialrechtliche Benachteiligungen ad absurdum geführt werden.
Am 1. September starteten wieder junge Menschen ins Öko-Jahr, um, sollte auch morgen die Welt untergehen, noch heute eine Solaranlage zu bauen.
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