6769209-1968_47_06.jpg
Digital In Arbeit

Die Schulbildung entscheidet

Werbung
Werbung
Werbung

38 Prozent aller in Österreich im Jahre 1967 bei einem österreichischen Institut neu lebensversicherten Personen sind Selbständige. Das geht aus einer Untersuchung des Gallup- Institutes hervor, das vor kurzem einen abschließenden Bericht über die Neuzugänge bei derartigen Verträgen veröffentlicht hat. Von den 280.000 1967 abgeschlossenen Lebensversicherungen entfallen weitere 29 Prozent auf Beamte und Angestellte und, was man selbst im Versicherungsverband mit Überraschung zur Kenntnis nahm, 22 Prozent auf Arbeiter.

Daß die Lebensversicherung heute keineswegs mehr eine Alters- und Familien vorsorge der Reichen ist, ist klar. Denn 59 Prozent der Personen, die 1967 einen langfristigen Vertrag abschlossen, haben eine Berufs- oder Handelsschule besucht, während nur 16 Prozent die Matura einer Mittelschule absolvierten und sieben Prozent an einer höheren Schule studierten.

Die Väter größerer Familien neigen dabei mehr zur Vorsorge als die Vorsteher kleinerer Haushalte. Bei mehr als der Hälfte der Befragten bestand die Familie aus drei oder vier Personen, also einer Durchschnittsfamilie mit einem oder zwei Kindern, bei einem Viertel zählte die Familie sogar fünf und mehr Personen.

Über die Einkommensstruktur befragt. gaben 61 Prozent an, ein Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 5000 Schilling zu haben, 30 Prozent ein solches zwischen 3000 Schilling und 5000 Schilling und 9 Prozent hatten nur 3000 Schilling monatlich.

Pro Österreicher 4000 Schilling

Die Gesamtzahl aller Lebensversicherungsverträge Ende 1967 betrug 4,046.000 Stück. Die Gesamtversicherungssumme lag bereits bei 25,5 Milliarden Schilling. Sie stieg bis Mitte des Jahres 1968 auf 28 Milliarden Schilling an. Trotzdem liegt Österreich in der Pro-Kopf-Quote nach wie vor unter dem europäischen Durchschnitt. Auf jeden Österreicher entfallen derzeit rund 4000 Schilling Versicherungssumme. Betreffend des Neuzuganges liegt Österreich bereits vor vielen westeuropäischen Ländern, so bei der Zuwachsrate von 1961 bis 1966 an vierter Stelle und von 1965 bis 1966 an dritter Stelle (siehe unsere Tabelle).

Bei den Versicherungsanstalten führt man den intensivierten Trend zur Lebensversicherung vor allem auf die Tatsache zurück, daß die übrigen Vorsorgearten, wie vor allem Sozialversicherung, besonders für jenen Personenkreis, der einen höheren Lebensstandard gewohnt ist, nicht ausreichen. So werden viele Lebensversicherungsverträge als Aufbesserung für die Rente oder Pension abgeschlossen. 45 Prozent der vom Gallup-Institut befragten Personen gaben auf die Frage nach der besten Art der Familienvorsorge die Lebensversicherung an. Wohl glauben 86 Prozent, im Alter von einer Sozialpension leben zu können, Was man darauf zurückführt, daß der Ruf der ausgebauten Sozialversicherung in Österreich zu dieser Einschätzung der Lage führt. Aber auf die Frage, wovon ihrer Vorstellung nach die Familie leben würde, sollte der Versorger vorzeitig sterben, antworteten 59 Prozent der Befragten mit Lebensversicherung und nur 42 Prozent mit Sozialpension.

Etwa 15 Prozent der Familienangehörigen stellten sich vor, daß die Familienangehörigen das Geschäft weiterführen, während alle anderen Möglichkeiten der Vorsorge, wie Sparbuch, Aktien, Wertpapiere Prozentsätze unter fünf Prozent angaben.

Über die Art der Lebensversicherung ergab die Umfrage, daß 85 Prozent des Neuzuganges 1967 auf Er- und Ablebensversicherung entfiel. ‘Dabei Wurde Voft’tėrsfiirerte’h zwei wichtige Zwecke verfolgt:

• erstens die Versorgung der Familie und

• zweitens die eigene Altersvorsorge.

Da bei der Er- und Ablebensversicherung das Kapital im Ablebensfalle sofort zur Verfügung steht, wird damit dem Gedanken der Familienvorsorge entsprochen; und da im Erlebensfälle der Versicherte selbst das Kapital zusammen mit entsprechenden Gewinnanteilen ausgezahlt erhält, kann er diesen Betrag für seine Altersvorsorge verwenden.

Kapital für die Wirtschaft

50 Prozent der von Versicherungsanstalten getätigten Kapitalinvestitionen kommen aus Eingängen der Lebensversicherung. 1967 betrug diese Kapitalanlage in Österreich 6,1 Milliarden Schilling, was allerdings international gesehen noch ein sehr schwacher Satz ist. So verhalten sich die als Lebensversicherung in die Wirtschaft fließenden Kapital- invęsitįę n ?wtedhęrj (Jsterrejc . und Deutschland wie 1:38.

Gerade ‘aber die langfristigen Gelder aus der Lebensversicherung, meinen die Institute, sind für wieder langfristige Investitionen in der Wirtschaft so wichtig und müssen intensiviert weiden. Als Wunschziel der Versicherungsuntemehmen bezeichnet man jenen Zustand, wo man der öffentlichen Hand und der Wirtschaft jährlich für langfristige Investitionen 50 bis 60 Milliarden Schilling zufließen läßt. Dazu wird es allerdings notwendig sein, daß der Österreicher sein Leben mehr versichern läßt.

Ob es die Kosten sind, die ihn davon abhalten? Die Gallup-Befragung sagt dazu eigentlich nein, denn 63 Prozent der Befragten sind der Meinung, daß ihr Haushaltsbudget durch eine Lebensversicherung nur wenig belastet wird.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung