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Die Sparer entdecken die Macht des Geldes

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Investmentethik kommt langsam in Mode. „Green Money” ist ein Schlagwort für ethisches Sparen.

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Investmentethik kommt langsam in Mode. „Green Money” ist ein Schlagwort für ethisches Sparen.

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Eine Bankpleite geht den Sparern in die Knochen, verunsichert sie. Doch solange die Bank, wie in der Werbung versprochen, gute Zinsen zahlt und das Sparkapital nicht verspielt, sind die heimischen Sparefrohs zufrieden, gleichgültig wofür ihr Geld verwendet wird; denn Umweltethik ist in Österreich „in”, Investmentethik nicht. Oder würden Sie Ihr Konto samt Ihrem Büchel bei einem unethischen Geldverleiher auflösen, wenn Ihr Geldinstitut Kredite bedenkenlos für Kernkraftwerke vergibt, Firmen mit Fremdkapital versorgt, die umweltschädigend und/oder sozial unverträglich wirtschaften, Staaten mitfinanziert, welche die Menschenrechte mißachten?

Diese Fragen hat man heimischen Sparern noch nicht gestellt, sie sind tabu. Die zum sozialen und ökologischen „agenda setting” berufenen Medien haben sich mit dem Thema hierzulande noch nicht ernstlich auseinandergesetzt. Die Banken ihrerseits verspüren nicht gerade Lust darauf, unangenehme Fragen über ihre Mittelverwendungspolitik aufgetischt zu bekommen. Und die Sparer zittern höchstens um ihr Geld, aber nicht um die Welt.

Dennoch, die Investmentethik kommt langsam in Mode. Green Money ist heute ein Schlagwort für das ethische Sparen. Man vertraut als grüner Sparefroh sein Geld keiner Bank mehr an, die sieh nicht an den UN-Appell hält, jenen Unternehmen kein Geld mehr zu leihen, welche die Umwelt schädigen. Umweltverträglichkeitsprüfung als Voraussetzung zur Kreditvergabe, lautet salopp die Forderung der Green Money Investoren.

Wer dies alles für einen verspäteten Aprilscherz hält - vor einigen Jahren galt dies auch noch für die penible Mülltrennung - wird erstaunt sein, daß weltweit 55 Banken, davon allerdings nur drei amerikanische, für diese Investmentethik unterschrieben haben. Es gibt übrigens englischsprachige Vordrucke zum Versand an den Vorstand der eigenen Hausbank, damit auch dieser sich offen zur Investmentethik bekennt.

Das Motto in Österreich: Nicht einmal ignorieren

Entsprechende Initiativen heimischer Studenten, die sich in einem Finanzmarktanalyse-Seminar an der Wiener Wirtschaftsuniversität mit dem Thema Green Money beschäftigten, verliefen eher enttäuschend. Manche Banken und Sparkassen handelten nach dem typisch österreichischen Motto, nicht einmal ignorieren. Positivbeispiele für Investmentethische Initiativen sind nach der im Seminar erstellten Studie, die CA mit den von ihr vertriebenen Umwelttechnologiefonds und Baiffeisen mit dem Baiffeisen-Umweltfonds. Als Institut mit dem höchsten Umweltengagement bewerteten die Studenten die Kommunalkredit AG mit fünf grünen Bäumchen, die CA mit vier, Baiffeisen mit drei und die Oberbank mit einem, weil sie sich am wenigsten kooperativ mit den Green Money Studenten zeigte.

(Wer mehr über das weltweite Green Money Angebot und diese Untersuchung wissen will, der kann dies umfassend eigentlich nur über Internet erfahren, am besten über die Sikl-Seminar Homepage an der Wirtschaftsuniversität Wien, die jeder Internet-Surfer von seinem Computer über folgende Internet-Anschrift, den UBL, erreichen kann:

Das Desinteresse und die mediale Tabuisierung an der Green Money-Problematik wird, wenn überhaupt, mit mangelnder Belevanz begründet. Österreich hat hohe Sozial- und Umweltstandards. Wenn heimische Banken Kredite an Firmen gewähren, dann sorgen die hohen Standards schon dafür, daß es bei uns nur Green Money gibt. Wer eine österreichische Anleihe kauft, bei uns sein Sparbuch führt, investiert ethisch, weil kein Schilling unethisch, sozial und ökologisch unverträglich weiterverwendet wird.

Wenn diese Behauptung, Schilling-Investments sind immer Green-Money-Investments wirklich so hundertprozentig stimmt, dann stellt sich die Frage, warum man diese noble vierte, ethische Dimension in der rotweiß-roten Geldanlage nicht seitens der Banken und Sparkassen bewußt macht, als Vorbild für die ganze Finanzwelt hervorhebt?

Welcher österreichische Banker hat ein lupenreines Gewissen? .

So lupenrein dürfte das Gewissen mancher um die Vernetzung der internationalen Finanzmärkte Bescheid wissenden Banker auch wieder nicht sein. Denn Geld hat, wie man bei uns so treffend sagt, kein Mascherl. Österreichs Banken veranlagen, finanzieren, arbeiten auch in Ländern, die nicht so grün und sozial hochentwickelt sind wie unsere Alpenrepublik. Investmentkonsortien, an denen unser heimischen Geldverleiher beteiligt sind, bewerten Projekte primär nach den klassischen drei Kriterien: Ertrag, Sicherheit, Liquidität.

Was bringt dem privaten Sparer das sozial- und umweltethische Investieren außer allenfaljs einem guten Gefühl, nicht nur mit der Plastiksackerl-Mülltrennung etwas für eine bessere Welt getan zu haben?

Ethisches Investieren für private Sparer läuft international zumeist über sozial verantwortliche Investment-Fonds. Die liegen im Durchschnittsergebnis zumeist nicht schlechter als die nicht grünen, nicht sozial bewußt veranlagenden Fondsalternativen.

Das gute Gefühl erhält man als grüner Investor somit gratis als Belohnung, zusätzlich zum Spar-Ertrag.

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