Über die Bestimmungen der Krümmung von Gurken wird gelästert, die Umstellung auf Energiesparlampen wird heftig diskutiert. Die Langsamkeit, Umständlichkeit und Undurchschaubarkeit der Europäischen Union wird oft kritisiert. Aber die EU – sie bewegt sich doch.
Die EU besteht mittlerweile aus 27 Mitgliedsstaaten. Daher braucht es eine straffe Organisation. Die Stärkung der Bürgerrechte, eine stärkere Rolle des europäischen Parlamentes, all dies soll mehr Nähe der Bürger Europas zur Europäischen Union bringen. Jahrelang wurde um Lösungen gerungen und um Einvernehmen gekämpft. Jetzt ist der Vertrag von Lissabon nach vielen nationalen Schwierigkeiten endlich am 1. Dezember 2009 in allen EU-Ländern in Kraft getreten. Ein europäischer Erfolg – medial ziemlich untergegangen. Aber immerhin: Es wurde ein Stück mehr an Zwang zu gemeinsamen Vorgehen, zu gemeinschaftlicher und kontinuierlicher Politik vereinbart.
In schwierigen Zeiten zeigt sich: Größe ist auch Stärke. Wenn Europa mit einer Stimme spricht, hat diese Stimme Gewicht in der Welt. Die Welt ist zusammengewachsen und die Abhängigkeiten sind gestiegen. Siehe die vergangenen zwei Jahre. Die Wirtschaftskrise ausgehend von den USA hat sich mit Rasanz in die ganze Welt verbreitet.
Europa muss den Weg der Gemeinsamkeiten unbeirrt weitergehen. Den Euroskeptikern und Unkenrufern zum Trotz Stärke und Visionen des friedvollen Zusammenlebens vorzeigen. Auch wenn es langsam geht und nicht immer auf Anhieb gelingt. Der Euro, die Zusammenarbeit von Polizei und Justiz, die Abschaffung der Personenkontrollen an den Binnengrenzen waren Erfolgsprojekte der EU. Herausforderungen für die Zukunft gibt es viele: Eine gemeinsame Außenpolitik, Asyl- und Integrationspolitik. Lösungen zur Klimafrage müssen gefunden werden.
Die europäische Idee – nach dem Wahnsinn des Zweiten Weltkriegs geboren, um Europa eine Hoffnung zu geben – ist nach wie vor die einzige Zukunft unseres Kontinents.
* Der Autorin ist Mitglied im Verbund-Vorstand
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