Die Wirtschaft fordert die Politik

Werbung
Werbung
Werbung

Während die wirtschaftliche Kooperation innerhalb der Centrope-Region gut funktioniert, besteht in der Politik noch Aufholbedarf.

Eine berechenbare Wirtschafts-und Steuerpolitik, eine Bildungspolitik mit Regionsbewusstsein - das sind nur zwei Akzente, die in Diskussionen um die Wirtschaftsregion Centrope als Zukunftsfragen immer wieder thematisiert werden. Die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien setzt hier mit regelmäßigen Informations-und Kundenveranstaltungen konsequent auf Qualität im Dialog.

"Centrope ist kein Schlagwort - wir investieren z.B. in die Infrastruktur der Region", so Robert Gruber, Generaldirektor-Stv. der RLB NÖ-Wien. Die starke Regionalbank setzt auf Information, Engagement und Vernetzung. Ein Erfolgsprojekt ist etwa der Twin City Liner. Der Schnellkatamaran ist eines der erfolgreichen Public Private Partnership Modelle der RLB NÖ-Wien mit der Stadt Wien. Im Juni des vergangenen Jahres hat er den regelmäßigen Linienbetrieb aufgenommen und mit über 70.000 Passagieren einen großartigen Erfolg verzeichnen können. Mehrere hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei Kundenveranstaltungen zum Thema Centrope sind ein anderer Beweis für das Engagement und die anerkannte Kompetenz der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien.

Die Wirtschaft bewegt einiges in der Region und Unternehmerinnen und Unternehmer machen durchwegs positive Erfahrungen bei ihrem grenzüberschreitenden Engagement, so die Erfahrung auch aus der mittelständischen Wirtschaft. Doch unüberhörbar ist die Kritik an der mangelnden Verkehrsinfrastruktur.

Erfolgsmodell Wolfsthal in Niederösterreich

"Die Wirtschaft ist mindestens einen Schritt vor der Politik", formuliert etwa Frantisek Stano von der Stadt Bratislava eines der Grundprobleme für die Weiterentwicklung der Region. Die Politik hat Handlungsbedarf. Aber der letzte Wahlkampf in der Slowakei und sein Ausgang haben Unsicherheiten für einen gemeinsamen wirtschaftlichen Weg ausgelöst. Doch Experten plädieren hier für Ruhe und Gelassenheit. Manche wahlkampfgewürzte politische Suppe werde nicht so heiß gegessen, ist zu hören.

Auch in Österreich gibt es immer noch durchaus negative Töne zum Thema Zusammenwachsen der Regionen. Dass es aber auch anders geht, zeigt das Beispiel der niederösterreichischen Gemeinde Wolfsthal. Deren Bürgermeister Gerhard Schrödinger beeindruckt kürzlich beim Centrope Forum der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, veranstaltet in einem Hotel im Zentrum von Bratislava ("ich habe von zu Hause zehn Minuten mit dem Auto hier her gebraucht"). Er setzt auf am Menschen orientierte Politik: Slowakisch als Zweitsprache im Kindergarten, "das positive Gefühl für die Sprache und den Nachbarn bleibt", Kinder aus Bratislava in der Schule der 1000-Einwohner Ortschaft, ein gutes Miteinander auch beim Thema Zuzug - dort, wo der slowakische Nachbar, der zuzieht, ein Gesicht bekommt, gibt es kein Problem. Schrödinger: "In diesem Klima entstehen keine dumpfen Gefühle."

"Wenn die Information fehlt, haben beide Seiten Angst", sieht Bürgermeister Schrödinger eine wesentliche Ursache für den mangelnden politischen Willen bei der Umsetzung notwendiger Maßnahmen. Er hat daraus die Konsequenzen gezogen.

Die Region bewusst

gestalten

Die Region muss bewusst gestaltet werden. So die Überzeugung von Unternehmerinnen und Unternehmen, die sich grenzüberschreitend engagieren. Doch die Zeit läuft davon. Mittlerweile ist für den Großraum Wien-Bratislava höchster Handlungsbedarf angesagt, so die Meinung von Experten. Denn 70.000 bestausgebildete Slowaken arbeiten bereits im Großraum Prag, während erst 10.000 in Österreich arbeiten (können und dürfen). Für Rainer Franz, den langjährigen Chef der slowakischen Tatra Bank ein Alarmsignal, denn hier wandert Kompetenz ab. "Aus China sieht man den Raum Bratislava-Wien als einen Raum. Uns selbst ist diese Nähe noch nicht bewusst," plädiert auch Wirtschaftskammerpräsidentin Brigitte Jank für ein neues Regionsbewusstsein, in das es auch zu investieren gilt.

Verkehrsprobleme

müssen gelöst werden

Auf der wirtschaftlichen Ebene läuft die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gut, so die gemeinsame Botschaft von Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, und ihrem slowakischen Kollegen Igor Junas, Präsident der slowakischen Industrie-und Handelkammer. 1700 österreichische Unternehmen haben bisher ihr Geschäftsfeld in die Slowakei erweitert, 750 davon aus Wien. Doch Jank und Junas beklagen die Mängel der Infrastruktur. Brigitte Jank, die von "fehlendem Nachdruck auf österreichischer Seite" in diesem Zusammenhang spricht, setzt ihre Erwartungen auf den neuen Zentralbahnhof in Wien. Kurt Puchinger von der Stadtbaudirektion Wien erwartet die Fertigstellung der Spange Kittsee im Jahr 2007. Während er die Kooperation beim Thema Verkehr zwischen Wien und Niederösterreich positiv bewertet, fällt die Einschätzung der Bundespolitik in diesem Zusammenhang als "nicht berechenbar" negativ aus. Hier sind die Erwartungen groß, dass es endlich entscheidende Verbesserungen gibt.

Die Gestaltung der Region ist eine Zukunftsfrage, derzeit sind die Karten für österreichische Unternehmen noch ausgezeichnet.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung