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Die Zentren der Städte entlasten

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Die Verkehrslawine beeinträchtigt die Urbanität. Vielfältig sind die HB Versuche, den Individual verkehr im Dienst der Stadtqualität zu zähmen.

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Die Verkehrslawine beeinträchtigt die Urbanität. Vielfältig sind die HB Versuche, den Individual verkehr im Dienst der Stadtqualität zu zähmen.

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Bologna

430 Hektar groß ist die Altstadt dieses Zentrums der Emilia Romagna mit überwiegend schmalen Straßen. Nachdem schon in den siebziger Jahren durch gezielte Lenkung eine Verkehrsberuhigung erzielt werden konnte, wurde ab 1989 ein gesamtstädtischer Mobilitätsplan verwirklicht: Zwischen sieben und 20 Uhr dürfen nur Busse, Taxis, Kleinlaster, Fahrzeuge von Hotelgästen und Personen, die außerhalb der Region wohnen sowie solchen, die eine Sondergenehmigung besitzen (bisher 75.000), ins Zentrum fahren.

Tempo 30 wurde eingeführt und das Parkplatzangebot (nur ein Auto pro Familie, Parken nur beim Wohnort, bei Lieferungen nicht länger als 30 Minuten) drastisch verringert. Der öffentliche, der Fußgänger- und der Radverkehr wurden gefördert. Für Pendler, Besucher und L«ute, die einkaufen wollen, gibt es seither keine Parkmöglichkeiten mehr in der Altstadt.

Das Ergebnis: Innerhalb von sechs Monaten verrringerte sich die Zahl der in die Altstadt einfahrenden privaten Kfz um 60 Prozent. Die Bevölkerung tritt für eine Ausdehnung des Konzepts auf weitere Stadtgebiete ein.

Singapur

In eine 620 Hektar große Zone des Stadtzentrums darf man seit 1975 zwischen halb acht Uhr morgens und viertel elf nur bei Erwerb einer speziellen Lizenz einfahren. Diese kostet pro Tag rund 35 und pro Monat 700 Schilling. Zusätzlich wdrd eine generelle Straßenbenutzungsgebühr (zwischen 5.000 und 10.000 Schilling im Jahr) eingehoben. Sie ist nach Fahrzeuggröße und Fahrzeugalter gestaffelt. Diverse Steuern und Gebühren verdoppeln in etwa den Kaufpreis der Fahrzeuge. Voraussetzung für den

Besitz eines Autos ist ein Zertifikat, das nur in begrenzter Zahl ausgege-berl wird und dem freien Handel unterliegt.

Das Ergebnis: Deutlicher Rückgang des Autoverkehrs im Zentrum. Außerdem nehmen die Neuzulassungen nur geringfügig zu.

Athen

Tageweise wechselt die Zufahrtserlaubnis zum Innenstadtbereich der griechischen Hauptstadt von Montag bis Freitag jeweils zwischen halb sieben und 16 Uhr je nach Auto-kennzeichen. Eine Ausnahme besteht für Touristen in den Sommermonaten.

Das Ergebnis: Zunächst ist der Autoverkehr im Sperrgebiet um 20 Prozent zurückgegangen. Im weiteren Verlauf hat die Zahl der Ausnahmegenehmigungen stark zugenommen.

Groningen

Diese rund 170.000 Einwohner zählende holländische Stadt hat eine recht geschlossene Altstadt. Die großen neuen Wohngebiete wurden direkt im Anschluß an diese Altstadt errichtet. Schon in den sechziger Jahren erreichte der Verkehr im Zentrum - vor allem durch die einpendelnden Autos - ein Ausmaß, das die Entwicklung eines Verkehrslenkungsplanes nahelegte. Ab 1977 wurde er umgesetzt.

Durch einfache, bauliche und verkehrslenkende Maßnahmen wurde der Innenstadtverkehr so geregelt, daß der Durchgangsverkehr weitgehend unterbunden wurde. Vier Verkehrszellen vmrden eingerichtet. Ihre Grenzen dürfen nur von Bussen, Einsatzfahrzeugen und Fahrrädern überfahren werden. Bus- und Fahrradverkehr vmrden forciert: Straßen nur für diese Fahrzeuge reserviert, neue Buslinien eingerichtet. Seit 1987 ergänzt ein Entwdcklungs-

plan für die ganze Stadt (Flächen Widmung und koordinierte Sied lungspolitik) diese Maßnahmen.

Das Ergebnis: In der Innenstadl konnte der Autoverkehr um 45 Pro zent verringert werden. Der Durch Zugsverkehr verlagerte sich auf der Stadtring. Das Fahrrad ist zum wich tigsten Verkehrsmittel geworden Nur etwas mehr als 20 Prozent dei Fahrten werden mit dem Auto ge macht.

Göteborg

Die Stadt wurde 1970 ebenfalls auf geteilt und zwar in fünf Verkehrszel len, deren Grenzen nur vom Nah verkehr, Fahrrädern und Einsatz fahrzeugen überfahren werden dür fen. Pkw dürfen nur bestimmte Ein und Ausfahrten eines Ringstraßen systems benutzen.

Hongkong

Zwei Jahre lang wurde für bestimm te Straßen eine Gebühr eingehoben Die Erfassung erfolgte mittels ED\ diirch besondere Einrichtungen ir den Straßen. Abgerechnet wurde je nach Strecke und Tageszeit. Proteste der Öffentlichkeit, vor allem weger Fragen des Datenschutzes, führter zur Einstellung des Versuchs. Seil 1982 wird eine Gebühr für die Erst registrierung von Autos in der Höhe von 100 Prozent des Kaufpreises eingehoben.

Das Ergebnis: Die Kfz-Zahl hal abgenommen und der Nahverkehrsanteil liegt sehr hoch.

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