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Durch höhere freiwillige Beiträge die Stellung Österreichs verbessern
Den 50. Geburtstag feiert die UNO nächstes Jahr. Schulden der Mitglieder und fehlendes Durchsetzungsvermögen haben sie in Mißkredit gebracht. Trotzdem bemühen sich viele Länder um Ansiedlung von UN-Organisationen. Über Österreichs UNO-Rolle sprach die FURCHE mit Botschafter Mayrhofer-Grünbühel, dem ständigen Vertreter Österreichs bei der UNIDO.
DIEFURCHE: Welches Gewicht hat Wien als Sitz von UN-Organisationen?
BOTSCHAFTER MAYRHOFER-GRÜN- BÜHEL: Es ist nicht sehr groß, das muß man schon klar sagen. Der Neutralitätsbonus von früher ist eindeutig weggefallen. Gleichzeitig ist der Wettbewerb um die Ansiedlung neuer Organisationen wesentlich schärfer geworden. Wenn heute Deutschland als drittgrößter Beitragszahler verlangt, daß Einheiten nach Bonn kommen, hat das sicher mehr Gewicht. Es beschweren sich auch Länder der Dritten Welt, warum denn alle Organisationen in westlichen Staaten sind. Natürlich könnte man die Stellung Österreichs durch eine wesentliche Erhöhung der freiwilligen Beiträge, wie etwa Schweden es macht, wieder verbessern. Österreich ist da unter den vergleichbaren Ländern unter den Schlußlichtern. Die Frage ist, ob wir dazu bereit sind.
DIEFURCHE: Viele wollen überhaupt die UNO-Organisationen an nur einem Sitz Zusammenlegen. Spiegelt sich diese Tendenz nicht auch in den vergangenen Entscheidungen der UNO, etwa in der Verlegung der Einheiten für Soziales und der Hauptabteilung für Frauenfragen nach New York? Wien hat sich ja auch darum bemüht
MAYRHOFER-GRÜNRÜHEL: Die Verlegung dieser Einheiten war für Wien sehr schmerzlich. Man kann deshalb auch nicht mehr von Wien als dem sozialpolitischen Zentrum der UNO sprechen. Sie haben schon recht, da sind Dinge im Gange. Man kann ebenso schwer bestreiten, daß der Generalsekretär zentralistische Tendenzen hat. Meines Erachtens läuft das der modernen Entwicklung entgegen. Anstatt umzustrukturieren wäre es wichtiger,, wenn sich die UNO endlich moderner Management-Methoden bediente. Die Struktur ist eine Nebensache. Vier Abteilungen statt acht zu machen, ist kindisches Sandkastenspiel.
Die eigentlichen Probleme bestehen darin, wie die Leute miteinander arbeiten, wie sie miteinander kommunizieren.
DIEFURCHE: Das heißt, die UNO hat unwirtschaftlich gearbeitet?
MAYRHOFER-GRÜNEÜHEL: Das ist leider in allen Bürokratien so. In der UNO sehe ich aber konkrete Möglichkeiten, durch moderne Bürosysteme und Informationsmanagement etwas zu verbessern, das heißt mit gleichem Personalstand und gleichen Kosten wesentlich höhere Leistungen zu erzielen. Ich habe schon diesbezügliche Vorschläge gemacht, die teilweise gehört wurden. Das müssen wir versuchen, denn die Aufgaben werden größer und mehr.
DIEFURCHE: Werden neue Abteilungen der UNO nach Wien kommen? MAYRHOFER-GRÜNBÜHEL: Kürzlich haben wir die Weltraumabteilung herbekommen. Das ist eine kleine, aber sehr prestigeträchtige Einheit. Wir stellen dort seit Jahren den Vorsitzenden. Seit August gibt es auch ein neues Umweltprogramm für die Donau, ein eher kleines Programm, das aber sehr interessant ist.
Weiters versuchen wir, regionale Stellen für die Ostländer in Wien anzusiedeln. Das sollen im Rahmen der UNO bestehende Einheiten sein, die sich den gewaltigen Problemen dieser Länder widmen. Mit den schon bestehenden Niederlassungen, wie den Einheiten zur Bekämpfung der Drogensucht oder des organisierten Verbrechens, könnte sich hier eine sehr gute Symbiose ergeben.
Wir sind darüber in schon relativ konkreten Gesprächen. Ich bin zuversichtlich, daß die eine oder andere Stelle nach Wien kommt.
Mit Botschafter Dr. Ferdinand Mayrhofer-Grünbühel sprach Michael Wagner
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