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Die österreichische Land- und Forstwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten wesentlich zum Wachstum unserer Volkswirtschaft beigetragen. Die OECD hat dies in ihrer Studie „Landwirtschaft und Wirtschaftswachstum” anerkannt. Dieser Studie zufolge wäre, ohne die Umschichtung von Arbeitskräften aus der Landwirtschaft in andere Wirtschaftszweige das Wachstum der österreichischen Volkswirtschaft zwischen 1950 und 1960 um 6,5 bis 11,3 Prozent niedriger gewesen. Die Land- und Forstwirtschaft konnte nicht nur den laufenden Abgang von Arbeitskräften — es handelt sich um rund 325.000 Vollarbeitskräfte oder fast ein Drittel des Ärbeitskräftepotentials seit 1951 . — durch Rationalisierung und Mechanisierung wettmachen, sie hat im selben Zeitraum ihre Produktion qualitativ und quantitativ aus- gebaut und hat damit bedeutende Produk- tiyitätsfortschritte erzielt. Diese Produktivitätssteigerung findet zum Teil in der Zunahme des, durchschnittlichen Einkommens der.; ‘fn der Landwirtschaft, Beschäftigten ihren Niederschlag. Ein Teil des Produktivi- tätszu wachses wurde allerdings durch Kostensteigerungen aulgezehrt.

Die jüngste Zeit hat uns wieder deutlich vor A.ugen geführt, wie stark die Verflechtung unserer Wirtschaft mit den anderen Volkswirtschaften Europas ist und wie sehr wir daher, von der Konjunkturentwicklung in unseren Nachbarländern betroffen sind.. Die Könjunkturdärnpfüng hat sich bisher im internationalen Vergleich nur durchschnittlich ausgewirkt. Im Jahre 1967 wurde ein Wirtschaftswachstum von real etwa 2 Prozent - erreicht, während die Wirtschaft in anderen” Ländern stagnierte. Die Landwirtschaft erfüllt auch1 in dieser Situation eine wichtige Aufgabe in der Gesamtwirtschaft, da Hie Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten auf Einkommensschwankungen relativ wenig Teägiert und daher auch wenig konjunkturempfindlich ist. Es ist damit ein wesentlicher Faktor der Einkommensbildung g^äde in- wirtschaftlich schwächeren ländlichen Gebieten geringeren Schwankungen unterworfen als andere Wirtschaftszweige, was besonders den örtlich und den mit der Landwirtschaft eng verbundenen Industrien und Gewerbetreibenden, wie zum Beispiel Landmaschinenindustrie, -handel und -repa- raturdiensten, zugute kommt.

Die: Landwirtschaft investiert aber auch einen relativ sehr hohen Anteil ihres Ein kommens und kommt damit den Bemühungen um die Förderung des Wirtschaftswachstums entgegen, die derzeit ein besonderes Anliegen unserer Wirtschaftspolitik darstellen. Im Jahre 1966 entfielen 12 Prozent der gesamten Bruttoinvestitionen auf den Bereich der Land- und Forstwirtschaft, denen ein Anteil von 7,4 Prozent am Volkseinkom men gegenüberstand.

Es soll aber auch der Beitrag der Land- und Forstwirtschaft in der Außenwirtschaft nicht unerwähnt bleiben. Indirekt wird dieser Beitrag durch die überwirtschaftlichen Leistungen, vor allem die Erhaltung und Pflege unserer Kulturlandschaft, erbracht, die eine wesentliche Grundlage unserer Fremdenverkehrswirtschaft darstellen. Ich kann es mir ersparen, hier näher auf die Bedeutung des Fremdenverkehrs für die Gestaltung unserer Zahlungsbilanz einzugehen. Die traditionelle Rolle der Forst- und Holzwirtschaft als Devisenbringer ist allgemein bekannt. Viel weniger ist diese Rolle bei der Landwirtschaft im Bewußtsein breiter Kreise verankert. Gerade die Landwirtschaft hat aber im Jahr 1967 maßgeblich unsere Zahlungsbilanz entlastet.

Die Agrarexporte bereiten allerdings derzeit erhebliche Sorgen. Am sogenannten Weltmarkt für Agrarprodukte herrschen weithin keine echten Wettbewerbsverhältnisse. Dieser Weltmarkt wird von den Überschüssen der Industrieländer beherrscht und ist daher Schauplatz eines Subventionswettbewerbes, in dem natürlich die großen und wirtschaftlich starken Exporteure den Ton angeben. Als naheliegendes Beispiel mag die EWG dienen: Sie schützt ihren Agrarmarkt durch hohe Abschöpfungen, die auf den günstigsten Anbotpreisen auf dem Weltmarkt basieren, und speist damit einen Fonds, aus dem sodann Erstattungen finanziert werden, die den Wettbewerb zu Lasten unserer eigenen Produzenten verzerren. Unsere Landwirtschaft ist in Gefahr, ihre Position auf den traditionellen Märkten der EWG zu verlieren, wenn Österreich gegenüber der Wirtschaftsgemeinschaft in Drittlandsposition bleibt und sein Export durch Zoll- und ständig steigende Abschöpfungsbelastungen zunehmend behindert wird. Die künftige Entwicklung der österreichischen Landwirtschaft hängt in erheblichem Maße davon ab, ob ihr weiterhin der Zutritt zu den aufnahmefähigen Märkten der EWG-Länder gesichert bleibt.

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