Ein Biobauer unter die Lupe genommen

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Anlässlich eines Urlaubs am Bauernhof erlebte die Autorin, wie streng die Einhaltung von Bio-Richtlinien kontrolliert werden. Und sie war beeindruckt...

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Anlässlich eines Urlaubs am Bauernhof erlebte die Autorin, wie streng die Einhaltung von Bio-Richtlinien kontrolliert werden. Und sie war beeindruckt...

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Der Bauernhof der Familie Prückl ist ein biologisch geführter Bauernhof und zählt zu den über 10.000 bäuerlichen Mitgliedsbetrieben des "Ernte"-Bioverbandes. Für Christian Prückl bedeutet dies, seinen Betrieb im Sinne der ökologischen Kreislaufwirtschaft zu bewirtschaften. Einen Bauernhof so zu führen, ist bei weitem mehr Arbeit als eine konventionelle Landwirtschaft.

Warum tut sich das ein Bauer dann an? Wegen des Geldes ist es nicht, versichert Christian Prückl. Denn er hätte nicht einmal die Zeit sich durchzurechnen, ob sich der biologische Landbau unterm Strich für ihn rechnet. Er ist fasziniert von der Idee einer "Lebensleistung" statt "Hochleistung". Früher hat er den Kukuruz immer mit chemischen Mitteln spritzen müssen. Das hat ihn unheimlich gestört. Und die "Turbokühe" in manchen Agrarjournalen versetzten ihm jedes Mal einen Stich.

Dann hörte er vor fünf Jahren in einem Seminar, wie gut biologischer Landbau ist und was Spritzmitteln alles kaputt machen können. "Seitdem komme ich nicht mehr weg davon, ich bin geimpft", meint er heute. Außerdem gefällt es ihm, dass es durch die biologische Landwirtschaft zu einer flächendeckenden, örtlichen Versorgung der Bevölkerung kommt. Überproduktionen werden somit vermieden und die Selbstständigkeit gestärkt.

Christian Prückl hat vor vier Jahren begonnen, seine Landwirtschaft auf biologischen Landbau umzustellen. Die Umstellungszeit beträgt in der Regel drei Jahre. Und so gehört Christian mittlerweile zu den Biobauern und als solcher trifft er sich regelmäßig mit Mitgliedspartnern aus der Gemeinde um Erfahrungen auszutauschen.

An einem meiner letzten Urlaubstage konnte ich miterleben, wie der Kontrollor der "Austria Bio Garantie" (ABG) bei Christian Prückl vorbeischneite. Solche Kontrollen werden einmal im Jahr unangemeldet von der Gesellschaft zur Überprüfung der Echtheit biologischer Produkte durchgeführt. Man kann es kaum glauben, was da alles bis ins kleinste Detail kontrolliert wird: Der Auslauf jedes Huhnes wird da überprüft und Stallpläne werden sogar nachgemessen. Denn die artgerechte Tierhaltung ist einer der wichtigsten Grundsätze einer biologischen Landwirtschaft. Wesentlich dabei ist, dass die Tiere viel Bewegung im Stall und im Freien haben, sowie genügend Licht, Futterstellungen, Tränken, Einstreu und eine gute Lüftung.

Keine Antibiotika Auch was mit der Gülle passiert ist, will der Kontrolleur der ABG ganz genau von Christian Prückl wissen und wo er sein Saatgut gekauft hat. In den strengen Richtlinien des Bioverbandes ist nämlich selbstverständlich der Verzicht auf gentechnisch verändertes Saatgut verankert. Weiters ist die Fütterung von Antibiotika und Tierarzneimittel strengstens verboten. Die Tiere dürfen ausschließlich Futtermittel biologischen Ursprungs bekommen.

Bei der Kontrolle ging es beinhart zu, da gab es keine Kompromisse. Christian Prückl hatte eine Kuh neu gekauft und musste alle Unterlagen zur genauen Prüfung vorlegen: Wie alt war sie, hatte sie schon einmal gekalbt, wie wurde sie von ihrem Vorgänger gefüttert, war sie krank? Muss nämlich ein kränkliches Tier mehr als drei Mal allopathisch vom Tierarzt behandelt werden, so kann es nur mehr konventionell vermarktet werden und es gilt nicht mehr als "biologisch". Hätte Christian Prückl seinen Tieren unerlaubt Antibiotika verabreicht, würde ihm ein Verkaufsverbot der Lebensmittelbehörde ins Haus flattern.

Die Kontrolle ging sogar bis hin zu den Reinigungsmitteln: Welche Produkte wurden beim Reinigen der Milchkannen und der Stallungen benutzt, wo wurden diese Produkte gekauft, gibt es Belege? Was schließlich die biologische Bodenbewirtschaftung betrifft, so darf der Biobauer selbstverständlich keine chemisch-synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln einsetzen. Die Bekämpfung der Unkräuter soll durch eine vielgliedrige Fruchtfolge erfolgen.

Der Kontrolleur wollte diesbezüglich genau wissen, ob es auf den Feldern der Prückls Unkraut gibt und wie dem Unkraut zurechtkommen. Und dabei stellte sich heraus, dass Martina, die Bäuerin, oft am Acker steht und das lästige Unkraut händisch ausreißen muss. Eine Wahnsinnsarbeit.

Eines weiß ich jetzt: Wenn "Bio" darauf steht, ist das auch ein wirklich hochwertiges Lebensmittelprodukt.

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