„Ein neuerlicher Einbruch wäre bedrohlich“

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Fritz Breuss ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Wien und Mitglied des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo. Er ist Experte für das Engagement Österreichs in den Märkten Osteuropas.

Die Furche: In jüngster Zeit wird Optimismus gestreut, was die wirtschaftliche Lage in Osteuropa betrifft. Zuletzt erregte Polen mit seinem Wirtschaftswachstum Aufsehen. Ist der Optimismus berechtigt.

Fritz Breuss: Man muss schon genau analysieren, woher die positiven Zahlen kommen. Ein Grund dafür ist meines Erachtens die außergewöhnlich hohe Abwertung des Zloty mit 18 Prozent. Das steigert die Wettbewerbsfähigkeit Polens stark.

Die Furche: Andere Nationen haben doch auch abgewertet. Etwa Ungarn.

Breuss: Ja, aber nicht so stark wie Polen. In Ungarn waren es nur acht Prozent.

Die Furche: Die Ungarn wurden vergangene Woche als Aufschwungsbeispiel in der NZZ genannt.

Breuss: Das ist ein wenig verwunderlich. Die Ungarn haben zwar ein rigides Sparprogramm durchgezogen, aber von einem nachhaltigen Wachstum kann nicht die Rede sein.

Die Furche: Immerhin wird beinahe allen Staaten ein bescheidenes BIP-Wachstum vorausgesagt.

Breuss: Dabei muss man aber die Schwankungsbreite beachten, die die Experten in Brüssel bei ihren Berechnungen anlegen. Das liegt bei minus zwei bis plus vier Prozent. Da ist in Wahrheit alles möglich und nichts sicher.

Die Furche: Der wirtschaftliche Aufholprozess der Nachbarstaaten wurde allgemein als atemberaubend beschrieben. Was müsste geschehen, um an diese jahre anzuknüpfen.

Breuss: Dazu müsste das BIP-Wachstum wieder doppelt so hoch sein wie in den Staaten Westeuropas. Die Krise hat den Aufholprozess aber plötzlich unterbrochen. Ich erwarte für die Zukunft eine stark verlangsamte Wachstumsdynamik und abnehmende Grenzerträge – ein Hoffnungsmarkt mit starken Einschränkungen, wenn sie so wollen.

Die Furche: Welche Strategie sollten die österreichischen Banken verfolgen?

Breuss: Sie tun bereits das, was sie tun müssen. Wahrscheinlich haben sie ihr Engagement in den vergangenen Jahren deutlich überzogen. Jetzt müssen sie also Kapital nachschießen zur Kreditausfallssicherung.

Die Furche: Könnte es in diesem Zusammenhang noch böse Überraschungen geben?

Breuss: Schwer zu sagen. Niemand kann derzeit sagen, wie hoch das Ausfallsrisiko ist. Im äußersten Notfall kann der Staat noch einmal einspringen. Sollte es aber noch einen Einbruch geben, wäre das sicher bedrohlich.

Die Furche: Bisher bilanzieren Österreichs Banken mit Gewinn.

Breuss: Sie haben wieder Geld an den Kapitalmärkten veranlagt und aus Geld neues Geld gemacht. Sonst gäbe es diese Gewinne nicht.

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