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Ein Sicherheitswahn?

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Im Jahr 1996 haben Österreichs Versicherungsunternehmen Prämien in der Höhe von rund 144 Milliarden Schilling eingenommen. Statistisch gesehen hat damit jeder Bürger - vom Baby bis zum Greis -18.000 Schilling für die Absicherung der unterschiedlichsten Risken bezahlt. Ist das genug? Haben wir einen Sicherheitswahn?

Herwig N. Groer von der Konsumenteninformation der Arbeiterkammer in Wien meint dazu: „Die Menschen sind weder über- noch unterversichert, sondern überwiegend falsch versichert”. Zu schnell und meist unüberlegt wird oft unterschrieben.

Neben den Pflichtversicherungen, wie Sozialversicherung, Auto-Haftpflicht sowie in einigen Berufen die Berufshaftpflicht, bleibt jedem die Qual der Wahl, sich im Versicherungsdschungel zurechtzufinden. Versicherungen bieten ihre Leistungen bei Verlust der Kreditkarte bis hin zur Bereitstellung eines Leibwächters an. Seit kurzem gibt es auch eine Versicherung gegen Arbeitslosigkeit (siehe Seite 13), Babysitter und Altenpflege sollen demnächst die Angebotspalette bereichern. Die Polizzen aus dem Internet sind ebenfalls keine Zukunftsmusik mehr (S. 17 und 18).

Für den Durchschnittsbürger heißt das, schon im Hinblick auf die verfügbaren Geldmittel, nicht den Grund aus den Augen zu verlieren, wogegen beziehungsweise warum er sich denn eigentlich versichern lassen vollkasko-gesellschaft:

Jeder kann sich gegen alles Mögliche versichern lassen. Die Frage ist nur, ob man's auch wirklich braucht. möchte. Magdalena Messany-Schättle, Versicherungsmaklerin in Wien, rät den Konsumenten: Vor Abschluß einer Versicherung sollte sich jeder zwei grundlegende Fragen beantworten: Welches Risiko habe ich? Was will ich davon abwälzen? Welches Risiko in welcher Höhe möchte ich abdecken und was bin ich bereit, dafür auszugeben (siehe dazu auch Seite 15)?

Nach Auskunft des Verbandes der Versicherungsunternehmen Österreichs waren 1996 2,9 Millionen Haushalte versichert. Rei etwas über drei Millionen Haushalten landesweit läßt das auf eine fast flächen-deckende Absicherung schließen. Nicht gesagt werden kann allerdings, welche Risken in welcher Höhe im Ernstfall gedeckt sind.

„Mit einer Risikoversicherung für aufgenommene Kredite und einer Lebensversicherung kommt die Familie auch im schlimmsten Fall über die ersten Runden.”, erklärt Magdalena Messany-Schättle. Möglichst früh sollte man sich auch Gedanken über die Zeit nach dem aktiven Rerufsle ben machen, gibt sie zu bedenken. Welche Lücke klafft zwischen dem jetzigen Einkommen und der zukünftigen Pension? Mit einer Pensionsversicherung läßt sich diese vielleicht schließen oder zumindest verringern. Das scheinen auch die Österreicher so zu sehen. Rei den heimischen Versicherungsunternehmen liegen über zehn Millionen Lebensversicherungsverträge. Reine Renten- und Er-lebensversicherungspolizzen sind davon allerdings nur etwas über eine halbe Million.

Angst vor Krankheit

Uberlegenswert ist auch der Abschluß einer privaten Krankenversicherung. Diesbezügliche Versicherungsangebote reichen von der Kranken-Vollversicherung über die Krankenzusatzversicherung bis hin zur Ambulanz-und Heilbehelfeversicherung. 2,7 Millionen derartiger Verträge bestehen. Dafür refundierten die Versicherungen im Vorjahr fast 12 Milliarden Schilling. Ende 1996 waren die Österreicher im Unfallbereich gegen rund drei Millionen Risken versichert. Passende Produkte mit den unterschiedlichsten Leistungen werden praktisch für jeden Lebensbereich angeboten. „Auch das Kleingedruckte im Vertrag lesen”, warnt Konsumentenberater Herwig N. Groer von der Arbeiterkammer. Vor Abschluß einer Versicherung sollten unbedingt drei verschiedene Offerte eingeholt werden. Um das Beste auszuwählen, sollte man die Hilfe der Konsumenteninformation oder eines Versicherungsmaklers in Anspruch nehmen.

Immer wieder ist zu hören, daß die Versicherung nicht zahlt, wenn der Schadensfall eintritt. Von den 214 Beschwerden, die 1996 beim Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs eingebracht wurden, bezogen sich 39 auf die Kfz-Haftpflicht, 36 Fälle auf die Rechtsschutz- und Haushaltsversicherung, 16 auf die Unfallversicherung und je 14 auf die Kfz-Kasko und Lebensversicherung.

Unklarheiten, die an den Verein für Konsumenteninformation (VKI) herangetragen werden, schlagen sich in rund 1.700 persönlichen Beratungsgesprächen Tausenden schriftlichen Anfragen nieder, sagt Mitarbeiterin Gabi Riener. Dabei stehen Fragen über die Lebensversicherung an erster Stelle, gefolgt von der Haushaltsversicherung. Anfragen zur privaten Krankenversicherung gibt es etwa gleich viel wie zur Kfz-Versicherung.

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