Ein vielseitiger und engagierter Vollprofi

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Frisches Brot, junges Gemüse, reife Früchte, hochwertige Milchprodukte und mehr - täglich werden in Österreich unzählige Tonnen dieser einwandfreien Lebensmittel in den Mistkübel geworfen. Nicht nur Privathaushalte füllen mehrmals die Woche ihre Eimer, in Handel und Industrie entstehen große Berge von einwandfreien Lebensmitteln, aber auch Hygieneprodukten, die nicht verkauft und deshalb entsorgt werden.

Während Überfluss und Vernichtung von Nahrungsmitteln kein Ende kennt, nimmt der Hunger in Österreich immer mehr zu. Rund eine Million Menschen leben in Österreich an der Armutsgrenze oder gelten als arm, ein Drittel davon sind Kinder. Es fehlt ihnen am "täglichen Brot" mit all seinen Konsequenzen: Hunger, Mangelerscheinungen, Krankheiten.

So kann es nicht weitergehen, dachte sich Martin Haiderer, studierter Sozialarbeiter und Philosoph. Vor rund zehn Jahren, im September 1999, gründete er mit Studierenden der Sozialakademie nach deutschem Vorbild den Verein "Wiener Tafel", der sich seither darum kümmert, dass einwandfreies Essen nicht im Müll landet, sondern bei denen, die sich das Einkaufen im Supermarkt nicht leisten können. Am 2. Juni wird Haiderer, gemeinsam mit der "Licht für die Welt"-Aktivistin und ehemaligen Fernsehsprecherin Chris Lohner, vom ORF für sein Engagement mit dem "Greinecker Preis für Zivilcourage 2009" ausgezeichnet.

Ein Blick in Haiderers Lebenslauf lässt nur einen Schluss zu: Hier ist ein vielseitiger, gebildeter und engagierter Vollprofi am Werk. Neben seinen Studien an der Akademie für soziale Arbeit in Wien und der Universität Wien, wo er Philosophie mit den Schwerpunkten Sozialphilosophie, Ethik und Religionsphilosophie studierte, absolvierte er ein Masterstudium zum Supervisor, Coach und Organisationsentwickler. 2005 gründete Haiderer die "a_way - Jugendnotschlafstelle", die er bis heute leitet. Sein Lebensmotto - Ghandis Ausspruch: "Sei selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen möchtest" - setzt er tagtäglich um.

Das Konzept "seiner" "Wiener Tafel" ist simpel, und vermutlich deshalb so erfolgreich: In einem ersten Schritt werden täglich Produkte aus Industrie und Handel (beispielsweise Hygieneprodukte wie Seifen oder Waschmittel, aber auch Gebäck, Milchprodukte und andere frische Waren) abgeholt und eingesammelt, sofern sie ansehnlich, unverdorben, genießbar und noch nicht abgelaufen sind. In einem zweiten Schritt werden anerkannte soziale Hilfseinrichtungen beliefert, denen dann die Verteilung obliegt. Zurzeit werden rund zwei Tonnen am Tag von ehrenamtlichen Mitarbeitern an 65 Einrichtungen in Wien verteilt.

Unterstützung erhält die "Wiener Tafel" und ihr ehrenamtlicher Geschäftsführer Martin Haiderer aber nicht nur durch die rund 100 Freiwilligen und Geldspenden von Privatpersonen, sondern auch durch Konzerne wie REWE, der die "Tafel" regelmäßig durch Lebensmittelspenden, aber auch mit fachlichem Know-how unterstützt. "Die Idee der, Wiener Tafel' ist es, eine Brücke des Ausgleichs zwischen Überfluss und Mangel darzustellen. Die Organisation setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, dass Lebensmittel dorthin gebracht werden, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Mit viel persönlichem Engagement leistet Martin Haiderer tagtäglich enormen Einsatz - der Fritz Greinecker Preis ist in seinen Händen sehr gut aufgehoben", sagt Werner Wutsche, Vorstand der REWE International AG.

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