7100845-1995_11_04.jpg
Digital In Arbeit

Eine Oko-Managerin braucht viele Visionen

19451960198020002020

Ihr Leben ist derzeit vom Zeichen des Bären geprägt. Seit Oktober ist Johanna Mang als erste Frau Geschäftsführerin des WWF (World Wide Fund For Nature) Osterreich.

19451960198020002020

Ihr Leben ist derzeit vom Zeichen des Bären geprägt. Seit Oktober ist Johanna Mang als erste Frau Geschäftsführerin des WWF (World Wide Fund For Nature) Osterreich.

Werbung
Werbung
Werbung

Deren „Wiedererkennungszeichen” war von Anfang an der Panda - Symbol zunächst für den Artenschutz, heute außerdem für bis jetzt erfolgreiche Arbeit und ihre Ausrichtung. „Ich glaube, es ist richtig, bei einem guten Symbol zu bleiben, auch wenn man sich selbst weiterentwickelt”, sagt Johanna Mang. „Man muß dort beginnen, gemeinsam zu arbeiten, wo Interesse da ist - das sind nun mal Tiere -und dann kann man sehr viel auch in anderen Bereichen machen.”

Für den globalen Einsatz steht der schwarz-weiße putzige Bär inzwischen fest auf allen vier Beinen: Der WWF ist zu einem Bestandteil der Politik geworden und zu einem gesellschaftlichen Faktor: „Weil wir viele Mitglieder und Unterstützer haben, und im gesamten Entschei-dungs- und Themenprozeß nicht nur einbezogen, sondern auch in vielen (Umwelt-)Themen führende Positionen übernommen haben.”

Die Zahlen bestätigen es: Rund 35.000 Mitglieder gibt es in Österreich einschließlich von Kindern und Jugendlichen, dazu rund 200.000 aktive Unterstützer. Weltweit kann der WWF in mehr als 130 Ländern auf 5,3 Millionen Mitglieder zählen. Das verschafft ihm einen hohen Stellenwert und die Möglichkeit, neben Naturschutzprogrammen auch immer mehr Umweltbildung, Offentlichkeits- und politische Arbeit und Kooperationen mit der Wirtschaft zu betreiben. Aus der Re-zeichnung „Öko-Manager” hört die Geschäftsführerin durchaus auch gern Positives: „Leiten, Zusammenführen und Entwickeln von Inhalt und Organisation - da gehört eben viel Management dazu.”

Johanna Mang, 32, studierte Raumplanung und Raumordnung an der Technischen Universität Wien, wo sie später auch Lehrbeauftragte wurde. Dazwischen lag noch ein Akademikertraining beim „Forum Österreichischer Wissenschaftler für Umweltschutz”, danach der „Master of Science” an der School of Natural Ressources in Michigan, USA.

Schon bei Studium war klar, daß sie in ihrer künftigen Arbeit Lebensbedingungen verbessern oder positiv mitgestalten wollte: „Man muß Visionen haben, um die alltäglichen Bereiche konkret zu füllen. Eine Vision ist sicherlich: Was wir noch an Natur haben, diese Schätze, zu erhalten, und nicht mehr darüber diskutieren zu müssen, daß das wichtig ist. Und ebenso das noch Kompliziertere, der Umgang mit den natürlichen Ressourcen.”

Damit sie beim täglichen Umsetzen ihrer Visionen nicht durch allzuviel Frust gehindert wird, hat sie zwei erprobte Mittel: Das eine ist, einen Schritt zurückzugehen und die letzten zehn, fünfzehn Jahre anzuschauen und das, was seither schon geschehen ist - nicht ohne „hart zu sehen, was trotzdem noch passiert”.

Außerdem helfen Gespräche mit Freunden, der Glaube an die Veränderungskraft und den positiven Willen des Menschen, und letztlich auf jeden Fall die Teamarbeit mit ihren hochqualifizierten Mitarbeitern, um „Rückschläge zu verkraften und Erfolge zu feiern”.

Ihre Stärken, meint Johanna Mang, sind auch die Stärken des WWF: Entwickeln von Ideen, Zusammenarbeit mit Partnern, Versuche zu positiven Veränderungen. Im Notfall auch Aktionen, bevor etwas von Zerstörung bedroht wird, wie damals in der Donauau. Viel Verschiedenes zu machen, ist - zugegeben -verlockend, sie konzentriert sich trotzdem auf wichtige Themen, die auch internationale Schwerpunkte sind: Fließgewässer, Wasser, mit besonderer Blickrichtung auf die Donau und ihre Auen (mit dem Projekt „Grüne Donau”, getragen vom WWF in Donauländern) und Nationalpark 96. Weiters der Wald und seine nachhaltige Nutzung.

Heute noch betreut die Geschäftsführerin Mang eines ihrer eigenen, früher begonnenen Projekte: Das schwierige Projekt Naturzone in der Lassacher Alpe in Mallnitz im National-park. Auch ihre anderen Initiativen erforderten überzeugtes und standfestes Durchsetzungsvermögen: Zum Beispiel der Ausbau des Seewinkelhofs am Neusiedlersee zum Informationszentrum, und die naturschutzfachliche Beratung der Nationalpark-Kalkalpen-Planung. Projekte, die Modellwirkung signalisieren.

1992 hatte sie ein Naturschutzkonzept für Österreich erarbeitet, mit dem schlichten und wirksamen Titel: „Es geht ums Ganze”. Gearbeitet wird so vernetzt wie möglich -regionale Arbeit am besten mit Leuten vor Ort, Administration und Kommunikation gehen von Wien aus. Aber auch europa- und weltweit hält das Netz mit gemeinsamen, überschneidenden oder unterstützenden Themen.

Außer ihren spezifischen setzt Johanna Mang gern auf Projekte, bei denen jeder mitmachen kann: Das fängt beim Kleinsten im Panda-Club an, in den Schulen mit Wettbewerben und eigenen Überlegungen, wo „die Phantasie schon von selbst mitgeht und wertvolle Ideen bringt”. Bewußtseinsbildung für die Umwelt geschieht häufig durch Dinge, „in denen sich jeder wiederfinden kann”, das ist Johanna Mangs Überzeugung. Sie und ihr Team liefern dazu Hintergrundinformation und Anleitung, um kreatives Potential zu fördern.

Der dritte Schwerpunkt neben Donau und Wald ist natürlich die Erhaltung des Lebensraumes gefährdeter Tierarten - in Österreich ist das noch immer der Bär.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung