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Einige Fische an Land gezogen
Niederösterreich soll durch ein Netz von Fach-Hochschulen (derzeit drei) als Standort noch attraktiver werden. Arbeitsplätze sind ein großes Problem.
Niederösterreich soll durch ein Netz von Fach-Hochschulen (derzeit drei) als Standort noch attraktiver werden. Arbeitsplätze sind ein großes Problem.
Erwin Pröll entwickelte Anfang der 80er Jahre als Alternative zu Bruno Kreiskys „Beschäfti-gungsprogramm" (es sah auch den noch immer nicht realisierten Semmering-Basi-stunnel vor) seine „Dorferneuerangs-philosophie": Bewohner des ländlichen Raumes animieren, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Mit nur 50 Millionen im Förderungstopf wurde für die Revitalisierung alter Buusubstanz Hand Werksqualität neu entdeckt und Arbeit geschaffen. Prölls Dorferneuerer errichteten in alten Betriebshallen, verwaisten Pfarrhöfen und leerstehenden Schulen regionale Gewerbe- und Kommunikationszentren, geschützte Werkstätten für Behinderte, Tele-Häuser.
Uber 80 mit Biomasse betriebene Kraft-Wärmewerke erschließen Bauern neue Einkommensquellen, stoppen den Abfluß von Wertschöpfung aus den Regionen. In zähen Verhandlungen erkämpfte Pröll - inzwischen selbst Landeshauptmann - beim Bundldie Erhebung der von Siegfried Ludwig in Krems gegründeten Landesakademie zur „Donau-Universität" mit Schwerpunkt postgradualer Weiterbildung.
Niederösterreich stellte nicht nur mit dem Mostviertier Alois Mock den Außenminister, der die Republik in die Europäische Union führte. Siegfried Ludwig hatte die Idee, durch eine „Arge Donauländer" den kulturellen und wirtschaftlichen Austausch entlang des Völkerstromes zu intensivieren. Die Arge hat heute 17 Mitglieder und leistet nach dem Aufziehen des Eisernen Vorhanges Pionierarbeit für die EU-Integration der ostmitteleuropäischen Nachbarländer.
Mit Südböhmen und Mähren hat Niederösterreich Rahmenverträge geschlossen, die nicht nur ein Frühwarnsystem bei Störfällen in den grenznahen Atomkraftwerken garantieren. Niederösterreich teilt auch sein Know-How in Sachen Bioenergie mit Kommunen im nördlichen Nachbarland und finanzierte gemeinsam mit dem „Grenzland-Ausschuß" der Diözese St. Pölten die Ausbildung von Energieberatern, Schulen gingen Partnerschaften ein. Kurz nach der EU-Volksabstimmung 1994 eröffnete Niederösterreich als eines der ersten Bundesländer in Brüssel ein eigenes Büro. Es versorgt die Regierenden aus erster Hand mit Informationen, hilft Urfter-nehmen aus beim Sprung auf den europäischen Markt und betreibt Lob-bying für den Wirtschaftstandort Niederösterreich.
Ende Februar wies die Statistik 479.945 Beschäftigte aus. Der Rückgang gegenüber Jänner lag mit minus 0,8 Prozent unter dem bundesweiten Rückgang von minus 1,1 Prozent. Aber auch in Niederösterreich kommt der „Durchhänger" nach dem EU-Beitritt zum Tragen. Ende Februar wurden 52.474 unselbständige Arbeitnehmer als arbeitslos gemeldet (Ende Februar 1995 waren es um 17 Prozent weniger).
Sorgen bereiten in Niederösterreich vor allem überalterte Industrie-Strukturen mit kostenintensiver Fertigung. Einige davon sind bereits mit ihrer Produktion in Billiglohn-Nachbarländer ausgewichen, hielten aber in Nie-derösterreich Management und Forschung. Den Wirtschaftspolitikern ist klar: Innovation und Rationalisierung sind notwendig, werden auch vom Land gefördert, kosten aber Arbeitsplätze. Schwarze und rote Landespolitiker ziehen an einem Strang, wenn es um die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen und Betriebsansiedlungen geht. Ein Instrumentarium dafür sind die sieben „Gewerbeparks", die Unternehmen ein rasches, unbürokratisches Ansiedlungsverfah-ren und gemeinsame Nutzung von Logistik und Forschung garantieren. Das Land bietet auch seit 1994 ein „Beteiligungsmodell" zur Stärkung des Eigenkapitals von Klein- und Mittelbetrieben an. Im Vorjahr suchten 196 Betriebe um Beteiligungsfinanzierung an, 99 Anträge mit einem Volumen von rund 630 Millionen wurden genehmigt. Obwohl sich das Land nicht als Ziel-eins-Gebiet für EU-Förderungen etablieren konnte, gelanges, „einige große Fische an Land zu ziehen", sagt Wirtschafts-Landesrat Er-nest Gabmann. Im Waldviertel und südlich von Wien haben internationale Konzerne ihre Europa- Zentralen errichtet, um von hier aus den Ostmarkt zu erobern. Gabmann zum „Standortvorteil" Niederösterreichs: „Wir bieten ein Potential gut ausgebildeter Facharbeiter und eine gut ausgebaute Verkehrs-Infrastruktur - hin bis zum Flughafen Schwechat."
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