"Engagement selbstverständlich“

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Bettina Lorentschitsch ist Handelsobfrau der Wirtschaftskammer Österreich und Beiratsvorsitzende des Zentrums für humane Marktwirtschaft.

Die Furche: In einer Empfehlung des Rates für Nachhaltige Entwicklung in Deutschland 2006 stand zu lesen: Die Verantwortung der Unternehmen, Corporate Social Responsibility (CSR), ist ein wichtiger, aber bislang vernachlässigter Teil der Nachhaltigkeitspolitik. Finden Sie, diese Aussage ist noch aktuell?

Bettina Lorentschitsch: Das trifft nach wie vor zu, und ich denke, es wird zu sehr zwischen dem nachhaltigen und dem unternehmerischen Teil differenziert. Es gibt nationale Aktionspläne zum Thema Nachhaltigkeit, und es sollte einen solchen Plan auch für CSR geben.

Die Furche: Wie sind Sie selbst auf CSR aufmerksam geworden?

Lorentschitsch: Ich stamme aus einer Unternehmerfamilie, und bei uns war es immer selbstverständlich, dass man als Unternehmer gesellschaftliche Verantwortung trägt. Dass man sich z. B. in der Gemeinde engagiert, das war immer völlig normal, so bin ich erzogen worden.

Die Furche: Fehlt den Unternehmen dieses Bewusstsein über CSR?

Lorentschitsch: Nein, denn eine Studie der Wirtschaftskammer hat gezeigt, dass sich beispielsweise in Salzburg 99 Prozent der Unternehmen über das gesetzlich vorgeschriebene Maß für ihre Mitarbeiter und die Gesellschaft engagieren. Das waren überwiegend kleine und mittlere Unternehmen (KMU) - der Begriff CSR ist vielleicht nur einem Drittel bekannt, aber es wird selbstverständlich getan.

Die Furche: CSR wird meist durch die Aktionen von finanzkräftigen Großunternehmen bekannt, die auch über die entsprechenden Abteilungen verfügen. Wie können die KMUs da überhaupt mithalten?

Lorentschitsch: Die Größeren haben natürlich entsprechende CSR- und Marketingabteilungen und gehen das Thema auch strategischer an, weil man weiß, dass man mehr in der Öffentlichkeit steht. Die KMUs halten aber durch ihre regionale Verwurzelung - auch im städtischen Bereich - sehr gut mit. Unternehmer sind nie anonym: Meistens sind sie in einem ganzen Gebiet bekannt und daher wird es auch gesehen, wenn sie sich engagieren. Wenn KMUs keine CSR zeigen, fallen sie oft sogar mehr auf, als wenn sie es tun.

Die Furche: Würde Sie sagen, CSR ist auch ein Geschäft geworden, mit dem man Marktanteile erobern kann?

Lorentschitsch: Ich würde sagen, es ist umgekehrt: Man kann Marktanteile sehr schnell verlieren, wenn man in diesem Bereich nichts tut.

Die Furche: Welche Chancen sehen Sie für CSR in der Zukunft?

Lorentschitsch: Wenn sich ein Unternehmen gezielt mit den Dingen, die zu den Firmenwerten passen, auseinandersetzt und diese auch lebt, hat die CSR gute Chancen. Es ist ein Thema, das sicherlich zunehmen wird. Wichtig ist aber, dass es auf einer freiwilligen Basis und aus einer ethischen Grundhaltung heraus passiert und nicht erzwungen wird. (jto)

Diese Seite entstand in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich.

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